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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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unterstützen müssen. Das ist meine Aufgabe als Erschaffer. Im Notfall auch gegen die Regeln, um dir die Eingewöhnungszeit zu erleichtern. Dafür ist es zu spät. Deine Familie ist tot, ich kann sie nicht zurückbringen, aber ich konnte dir einen Ort geben, an dem du trauern darfst, und das habe ich getan. Dieser Platz hier gehört dir. Der Friedhof liegt in Setjans Revier, du kannst herkommen, wann immer du das möchtest. Er wird dich spüren und schützen, solange du allein sein möchtest.“
    Irgendetwas ist an der Sache faul. Ich weiß es, obwohl Raphael nichts gesagt hat, das mein Misstrauen erklären würde. Ich blicke ihn fragend an. „Was verschweigst du mir?“
    „Caine ...“
    „Wag' es ja nicht, mir jetzt auszuweichen, Raphael!“, fahre ich ihn wütend an und zeige auf das Grab. „Nicht nachdem du das für mich getan hast.“
    Raphaels Antwort ist Schweigen, das ich mit einem entschlossenen Blick kommentiere. Wir werden hier vor diesem Grab bleiben, bis ich weiß, was los ist. Es dauert eine Weile, bis Raphael schlussendlich den Kopf mitsamt einem tiefen Seufzen in den Nacken legt und sich durch sein schwarzes Haar fährt. Erst danach sieht er mich an.
    „Du hast dich sehr verändert in der Nacht, in der dein Vater starb, Caine.“
    „Du wolltest doch immer, dass ich erwachsen werde“, halte ich dagegen.
    „Das ist richtig“, sagt Raphael, während er mit einem traurigen Lächeln die längst angetrockneten Tränen von meiner Haut wischt. „Aber nicht zu diesem Preis.“
    Ich weiß, was er damit sagen will, doch dafür ist es zu spät. In jener Nacht ist mit meinem Vater auch ein Teil von mir gestorben. Vielleicht schon bei Chris' Tod, und ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Wie so Vieles, seit Raphael mich in der U-Bahn tötete. Dad hatte recht. Ich bin kein Monster.
    „Verzeih mir, aber ich ...“, kann nicht so weiterleben will ich sagen, doch Raphaels Finger auf meinen Lippen bringt mich zum Schweigen. Sein Blick ist eine Mischung aus Ernst und Wissen.
    „Sprich diese Worte nicht aus. Noch nicht. Erst wenn du alt genug bist.“
    „Woher weißt du es?“, frage ich ihn leise, nachdem er seinen Finger fortgenommen hat.
    Raphaels Blick verändert sich. Resignation schleicht sich in seinen Blick, aber auch Sehnsucht. Nach mir und nach viel mehr, für das ich keine Worte finde. Was geht nur in ihm vor? Ich wage es nicht, danach zu fragen.
    „Ich habe gehört, was dein Vater zu dir sagte, bevor er starb. Ich habe gesehen, was du ihm mit deinen Augen versprochen hast, weil es für Worte zu spät war. Du wirst niemals sein wie ich. Behalte diesen Gedanken für dich. Noch ist er zu gefährlich, um ausgesprochen zu werden.“
    „Warum tust du das? Wieso hilfst du mir, obwohl du weißt ...“
    „Weil ich dich liebe, Caine.“
    Jetzt fängt er wieder davon an, dabei weiß er, dass ich seine Gefühle nicht erwidere. „Ich ...“
    „Und weil ich jetzt weiß, dass ich dich in der Sekunde verlor, als dein Bruder starb“, redet Raphael weiter, als hätte ich nichts gesagt. „Der Tod deines Vaters war der Abschluss eines Weges, den du schon gegangen bist, als du noch sterblich warst. Setjan hatte recht. Er hat mich von Anfang an gewarnt, aber ich wollte nicht hören. Nun bezahle ich den Preis dafür, denn eines Tages werde ich aufwachen und du wirst fort sein. Kinder müssen aus dem Haus, wenn sie erwachsen sind. Wie dein Vater es zu dir sagte.“
    Auf einmal macht er mir Angst. Er klingt traurig, so kenne ich ihn gar nicht. „Raphael, wovon sprichst du?“
    „Lass' das bitte einfach so stehen“, verweigert er mir eine Antwort und wendet den Kopf ab, um seinen Blick über den Friedhof schweifen zu lassen. „Es gibt etwas, das du wissen musst. Der Überfall auf dich und deinen Vater, das war kein Zufall“, wechselt Raphael das Thema und ich lasse es ihm durchgehen. Aber wenn er wirklich glaubt, dass ich vergessen werde, was er mir gesagt hat, dann wird er bald sein blaues Wunder erleben. „Du bist in jener Nacht in ein fremdes Revier eingedrungen, aber wie groß war die Chance, dass der dazugehörige Vampir ausgerechnet genau an diesem Abend an dieser Stelle in seinem Revier auftauchen würde, wo das Haus deines Vaters steht? Zu klein, um als Zufall durchzugehen. Du hast niemandem gesagt, wo du hingehst. Trotzdem gab es einen Vampir, mit dem du darüber gesprochen hast, nicht wahr? Wenn auch indirekt.“
    Raphael verstummt, aber mehr muss er mir ohnehin nicht erklärne. Die Party. Mein

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