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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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etwas schiefgelaufen sein musste und das Hotel kein Zimmer frei hatte. Schließlich war Hauptsaison, rechtfertigte er seine Gastfreundlichkeit, der Zeitpunkt im Jahr, wo es auf Rügen keine freien Zimmer mehr gab.
    Dieses Miststück! Isabell machte also einen auf die Ich-weiß-doch-nicht-wohin-Tour und punktete damit. Erbost über die Tatsache, dass in unserem Wohnzimmer die Konkurrenz schlummerte – natürlich nur, bis sie eine passende Suite gefunden hatte –, schlüpfte ich in meinen Schäfchenpyjama und kroch zu Hendrik ins Bett. Mein Testosteron war auf Tiefstand. Nö! Noch schlimmer. Ich dachte sogar über ein Jahresabonnement von Alice Schwarzers Feministinnenmagazin Emma nach.
    Gut, dass ich heute wieder zur Arbeit musste. Und am liebsten hätte ich die untere Etage des Hauses komplett gemieden, wenn ich so etwas wie eine Strickleiter gefunden hätte. Isabell kicherte derweil in der Küche herum. Mit Sarah! Meinem Fleisch und Blut! Ich verstand, weshalb es so viele Familienfehden gegeben hatte – damals, im Wilden Westen. Vielleicht sollte ich ihr mal die Bedeutung von familiärem Zusammenhalt erläutern. Aber vorerst musste ich hinunter, in die Höhle der Löwin, die gewissnur darauf lauerte, der Neuen den Garaus zu machen. Ich warf mich ins beste Outfit – einen Hosenanzug von Lagerfeld – glamourös, elegant und mit dem originalen Staatssiegel des Landes versehen, das Gott sei Dank auf der Innenseite des Blazers klebte. Da sage noch mal wer, Gerichtsvollzieher wären herzlos! Mit erhobenem Haupt schritt ich nach unten.
    Als Hendrik mich sah, kam er mir entgegen. »Morgen, Schatz«, sagte er. Dann drücke er mir ein Küsschen auf die Wange, biss von seinem Marmeladenbrötchen ab und wies kauend zu Isabell, die mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Küchenbank saß. »Darf ich vorstellen, Isabell Ronneberger.«
    Ihre Augen wanderten von meinen Schuhen hinauf zum Kopf und zurück, als scannte sie ein Objekt, das zur Eliminierung anstand. Ich schluckte. Isabell war alles andere als ein Paris-Hilton-Verschnitt. Ihre hellblauen Augen wirkten unnatürlich und stachen schon unverschämt grell vom Schwarz ihrer Haare ab, in deren Glanz sich das Tageslicht brach. Rückenlang, mit Pony! Verflucht, sah das gut aus! Ich versuchte, Größe zu wahren, wenngleich sich die Stimme in mir aufbäumte. Dagegen bist du nur eine dürftige Vorspeise, auf die ein echter Gourmet verzichten wird, wenn sich der kulinarische Hauptgang auf seinem Teller vor ihm nur appetitlich genug rekelt.

Ein Luder ohnegleichen
    Irgendwie begleitete mich ein schlechtes Gefühl auf meinem Weg zur Arbeit. Der Sturm hatte sich verzogen und die Monsterwolken mit sich genommen. Nur Isabell hatte er vergessen! Nicht dass ich etwa eifersüchtig war, aber dennoch murrte ich guttural »doofe Kuh« während der Fahrt vor mich hin. Mokkaböhnchen schnatterte zustimmend mit. Wahrscheinlich spürte sie die Sorgen, die mir an diesem Morgen nachhingen.
    Brömme stand auf Deck. Als er mich sah, winkte er mich zu sich. Auch das noch, brummte es durch meinen Kopf, der ohnehin schon völlig überfordert war. Richard, Sarah, diese Drogengeschichte und dann auch noch Miss Kriegerprinzessin auf ihrem Feldzug durch Rügen – das war einfach zu viel. Ich nahm meinen Helm ab, schüttelte mein Haar auf und stapfte die Landungsbrücke hinauf. »Was gibt’s denn?«, fragte ich maulig.
    »Erst einmal einen wunderschönen guten Morgen«, erwiderte Brömme. »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Höflichkeit in Berlin gelassen.«
    »Oh, sorry«, stammelte ich verlegen. Brömme konnte ja weiß Gott nichts für all die Katastrophen in meinem Leben. Aber die Nummer mit der Höflichkeit nahm ich persönlich. Von wegen in Berlin gelassen! Blöder Zyniker!
    »Wie Sie sich gewiss schon denken können, werden Sie heute unserem Koch wieder unterstützend zur Seite stehen …« Blablabla …
    Ich starrte an Brömme vorbei auf das Meer hinaus. Undam liebsten wäre ich sofort hineingesprungen ins kühle Nass, wenn mich Brömme nicht vom kurzweiligen Gedanken eines feuchten Todes durch sein Gequatsche aufgehalten hätte. Er redete und redete. Und plötzlich war er still und starrte mich an. »Was denn nun? Sie sagen ja gar nichts.«
    In meinem Hirn trieben Fragezeichen umher. Bestimmt hatte Brömme was unheimlich Wichtiges erzählt. Nur hatte ich nicht zugehört. Wozu auch? Brömme laberte doch immer nur unwichtigen Kram. Und ausgerechnet heute schien es was von Bedeutung gewesen zu

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