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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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los?«, fragte ich und musste mir ein Grinsen verkneifen.
    »Diese Katze … dieses kleine Mistvieh hat meine Handtasche kaputtgemacht!«, motzte sie.
    Ich wischte meine fettigen Hände ab. »Ach was? Zeig mal her.«
    Isabell drückte mir den erbärmlichen Rest ihres Image-Accessoires in die Hände. »Sieh dir das an«, jammerte sie.Ihre sonst so feindseligen Augen füllten sich mit Tränen. Heulte die etwa? Wegen einer Handtasche? Ich schlug mir demonstrativ an die Brust, um mein Mitgefühl zu untermauern. »Mensch, Isabell, das tut mir echt leid jetzt.«
    Mittlerweile hatte Hendrik seinen Tierarztkoffer für den Tag gepackt und im Auto verstaut. Erstaunt blickte er uns an. Auch Sarah hatte sich von der Gaga-Lady abgewandt und starrte auf die Tasche in meinen Händen.
    »Ein Unfall«, erklärte ich.
    »Von wegen Unfall«, schrie Isabell hysterisch. Dabei zeigte sie auf Knuffelbär, der die Spannung spürte und sie anfauchte. »Die da! Dieses Vieh hat … ich meine diese Katze hat … meine … o je, ausgerechnet die, die mir Mom geschenkt hat«, heulte sie plötzlich los. Hendrik nahm sie tröstend in den Arm.
    »Die Katze ist ein Kerl«, brachte sich Sarah ins Gespräch.
    »Was?«, schluchzte Isabell, während Hendrik mir einen bösen Blick zuwarf. Hallo? Mir!
    »Ein Kater, verstehste?«, brachte Sarah die Kleinigkeit zwischen einem Hodensack und keinem Hodensack auf den Punkt. Dann drehte sie gelangweilt ab, was sie deutlich mit einer übergroßen Kaugummiblase zeigte, um wieder im Gaga-Rhythmus zu versinken.
    Ich zuckte unschuldig mit den Schultern, übergab Hendrik das Überbleibsel von Isabells Besitztum und machte mich wieder ans Belegen der Brote, die Hendrik immer auf seine mobiler Praxistour mitnahm.
    Wie lange dauert es wohl, ein freies Zimmer inmitten der Hochsaison auf Rügen zu finden? Claudia verzerrte ihre Mundwinkel in die für sie typische Denkposition. »Keine Ahnung.«
    »Kommt darauf an, wie hoch die Ansprüche sind, dieman stellt, denke ich«, sagte Ortrud. Sie goss Tee nach und stellte die Porzellankanne auf ihren traditionellen Teewärmer. Eine Erfindung, die meiner Meinung nach dem Tee nicht wirklich guttat, weil es ihn bitterer und durch die Teeablagerungen unansehnlicher machte. Ortrud meinte allerdings, das läge nur an der Qualität des Trinkwassers. Und überhaupt sollte ich mich nicht so haben und die Teeflocken unterrühren. In meinem Magen sähe es auch nicht anders aus.
    Ich nippte genüsslich an meiner Tasse. »Wenn ich warten soll, bis diese Isabell eine Unterkunft gefunden hat, die ihren Ansprüchen gerecht wird, dann gute Nacht!«, erwiderte ich trübselig. Es tat gut, mit den beiden reden zu können.
    »Und wann fährt Sarah wieder heim?«, fragte Claudia. »Ich finde, sie sollte sich mal beim Boss vorstellen.«
    »Ach was«, winkte ich ab. Sarah war nun wirklich alles andere als eine Servicekraft. Erst recht nicht auf einem Bestattungsboot.
    »Weshalb eigentlich nicht?« Ortrud warf ein Stück Zucker in ihre Tasse und nickte. »Wo das arme Ding doch sowieso keine Zukunft in Berlin hat.«
    Zukunft hin oder her! Und vielleicht hatten die beiden sogar recht, aber zuerst benötigte ich dringend einen Rat, was Isabell anbelangte. »Diese Tussi muss weg! Ich sage euch, solange diese Isabell dort herumhüpft, hängt der Haussegen schief.«
    Claudia stützte den Kopf auf die Innenfläche ihrer Hand. »Dann sag Hendrik, er soll sie rauswerfen.«
    Ortrud trat Claudia unter dem Tisch vors Schienbein. »Fläz dich nicht so rum und iss deinen Kuchen, anstatt schlaue Ratschläge zu erteilen.«
    Claudia nahm Haltung an, stocherte jedoch mit derKuchengabel im Quarkkuchen herum. »Du hättest doch den Bienenstich nehmen sollen.«
    Ortrud wurde sauer. »Wir sind doch hier nicht auf der Fritz Heckert.« Was so viel hieß, wie: Du bist keine Extrabratwurst, und es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
    Ich musste schmunzeln, weil mir unweigerlich die Diktatorin unseres Turmkinderheims in den Sinn kam. Die hatte auch immer solche Sätze auf Lager, mit denen sie uns zu besseren Menschen erziehen wollte. Spare in der Zeit, so hast du in der Not – war einer ihrer Leitsprüche. Ich habe es wörtlich genommen und eine ganze Woche lang meinen Nachtisch aufgespart, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt, an dem es mal wieder nur Bananen in braungefärbter Schale gab, hervorzukramen und zu verspeisen. Was hat die Heimleitung mich angebrüllt, als sich sechs Wochen später Fliegenmaden in Massen unter

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