Rasant und Unwiderstehlich
würde.
Eiche schwenkte den Daumen in die Richtung des Jungen. »Das ist Sam Tri… Trigonis.« Namen waren nicht Eiches Stärke, was bei seinem Job als Hausaufsicht etwas wunderlich war. Oft behalf sich Eiche dann damit, dass er seine Jungs bei den Zimmernummern nannte. »Er ist einer von den Anwärtern, die dieses Wochenende auf Waverly-Besuch sind.«
Stimmt, die Zukünftigen. Bei allem, was letzte Woche in Brandons Leben passiert war – die kurze, bittersüße Affäre mit Elizabeth und schließlich das verrückte Feuer letzte Nacht -, hatte er ganz vergessen, dass ihnen während der nächsten Tage eine Schar kleiner Achtklässler über den Campus folgen würde.
»Er sollte bei Brian Atherton wohnen, aber es hat heute Morgen einen … tja, Unfall auf dem Squash-Court gegeben«, fuhr Eiche fort. Brandon fiel ein dunkler Fleck unter dem Auge des Jungen auf, der bis zur Nasenwurzel reichte. Sah ganz danach aus, als habe er einen Ball ins Gesicht bekommen, der nicht gerade wenig Speed hatte. Eiche nickte mit seinem dunklen Lockenkopf in Brandons Richtung. »Sam, das ist Brandon Buchanan.«
»Freut mich.« Sam trat in das Zimmer, das Brandon mit Heath Ferro teilte, und hatte die Hand wie ein Politiker ausgestreckt. Er trug ein gräuliches, ehemals schwarzes Harry-Potter-T-Shirt und Khakis mit einer streberhaft pingeligen Bügelfalte an den Beinen. Hätte er sich nicht so steif gegeben, hätte das sogar cool wirken können. Tat es aber nicht.
»Äh, freut mich ebenfalls.« Brandon stellte die Füße, die in Perry-Ellis-Socken steckten, auf den Holzboden und beugte sich vor, um dem Jungen die Hand zu schütteln.
Eiche lächelte Brandon hoffnungsvoll zu. »Du hast also nichts dagegen, ihn ein bisschen herumzuführen – vielleicht nicht unbedingt auf den Squash-Court?« Er legte seine großen Pranken auf die schmalen Schultern von Sam. »Hast auch was gut bei mir, ey.«
Brandon seufzte schwer und Eiche entschwand wieder auf den Gang und ließ den jämmerlich streberhaft wirkenden Achtklässler einfach mitten im Zimmer zurück. Ein Paar braune Ledermokassins schauten unter Sams etwas zu kurzer Khakihose hervor. O mein Gott.
»Nettes Zimmer«, meinte Sam schüchtern. Er drehte sich einmal im Kreis, und seine Augen leuchteten auf, als er Heaths PSP-Playstation auf dessen schmutzigem Bett erspähte. Dann sah er Brandon erwartungsvoll an, so wie Elizabeth ihn ansah (seine Hündin – das konnte ja verwirrend werden, stellte Brandon fest), wenn sie wollte, dass er ein Stöckchen warf. Brandon fragte sich, ob er den Achtklässler mit »Sitz!« oder »Bei Fuß!« kommandieren konnte, aber nur Arschlöcher wie Ferro behandelten andere so.
»Also, äh, warum möchtest du denn in Waverly zur Schule gehen?«, richtete er das Wort an Sam und strich seine marineblaue Ralph-Lauren-Decke glatt. Das war doch bestimmt eine Frage, wie sie im Waverly-Handbuch stand.
»Miezen«, sagte Sam nur.
Brandon lachte überrascht auf. »An deiner Schule gibt’s keine Mädchen?«
»Nah, nur unreifes Gemüse.« Sam ließ seinen Schlafsack auf den Boden sinken und setzte sich auf Heaths ungemachtes Bett. Er griff nach der PSP, drehte sie um und betrachtete sie von allen Seiten. »Ohne Ausnahme.« Liebevoll ließ er den Daumen über die Power-Taste gleiten.
»Davon haben wir auch ein paar in Waverly.« Brandon nickte weise. »Du kannst gern damit spielen, wenn du willst«, fügte er hinzu. Sam knipste die Playstation begierig an und die vertrauten Töne von Spiderman 3 füllten den Raum. »Heath hat sicher nichts dagegen.« Ha! Wenn Heath wüsste, dass Brandon einem linkischen Anfänger erlaubte, seinen wertvollsten Besitz zu befingern, würde er mit seiner Molton-Brown-Pomade abfällige Sprüche auf Brandons Wand schmieren. Das hatte er schon mal gemacht, in der Neunten.
»Ja, so Luschen-Mädchen gibt’s überall «, griff Sam das Thema wieder auf, und seine Daumen flogen schon gekonnt über die kleine Spielkonsole. »Aber ich hab gehört, dass sie hier wenigstens heißer sind.« Er riss sich vom Anblick der Konsole los und sah Brandon an. »Habt ihr noch andere Spiele außer Spiderman 3 ? Das hab ich nämlich längst geknackt.«
Brandon fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blinzelte verwirrt mit den goldbraunen Augen. Was zum Teufel sollte er mit diesem neunmalklugen Streber das ganze Wochenende über anstellen? Ihn anfeuern, während er Actionspiele spielte? Die Vorteile von Highschool-Mädchen gegen die anderer Mädchen abwägen? In
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