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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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und stellte sich vor Heaths Spiegel, um die gegelten Igelstacheln in seinem hellbraunen Haar zurechtzuzupfen. »Ich mag die, die vorhin hier war. Sage? Die hat super Beine.«
    Brandon ging kopfschüttelnd aus dem Zimmer. Wohin sollte er nur mit diesem Einfaltspinsel? Auf dem Weg durch den Gang kam er an der halb geöffneten Tür von Easy Walsh vorbei. Natürlich – Easy und Alan St. Girard verbrachten doch die halbe Nacht damit, Xbox zu spielen! Den Ton stellten sie nach Zapfenstreich auf stumm, und gelegentlich drang aus ihrem Zimmer ein Aufstöhnen oder Triumphgeschrei, während sie Aliens killten oder Schlägertypen umboxten oder was das sonst für hirnlose Tätigkeiten waren, die bei diesen Spielen verlangt wurden. Brandon klopfte an, holte tief Luft und versuchte, nicht an das Gerücht zu denken, dass Callie und Easy tatsächlich Sex miteinander gehabt hatten.
    Erst blieb es ruhig, dann rief eine schläfrige Stimme: »Ja?«
    »Hast du Wii?«, fragte Sam, drängte sich an Brandon vorbei und steckte den Kopf durch die Tür, um das Zimmer nach seinen Spielsystemen abzusuchen.
    Easy lag rücklings auf dem Bett, in verschlissener Jeans und gammligem grünen Pulli, das Schulgeschichtsbuch umgeklappt auf der Brust. »Was?« Er stützte sich auf die Ellbogen auf. Dann schüttelte er den Kopf. »Nee, ich hab’ne Xbox … die ist aber zurzeit Schrott.« Ein Leuchten ging über Sams Gesicht – und verschwand sofort wieder.
    »Er sucht nach ein paar neuen Spielen«, erklärte Brandon entschuldigend.
    »Ich muss in die Stadt und Kohlestifte besorgen«, sagte Easy und rieb sich die verschlafenen blauen Augen. »Ihr könnt ja mitkommen, wenn ihr wollt.« Sam schien nicht begeistert, bis Easy hinzusetzte: »Da gibt’s’ne Spielhalle.«
    »Cool«, quiekte Sam verzückt, wie man es von einem Dreizehnjährigen erwarten durfte, und vergaß für einen Moment seine Mini-Heath-Rolle.
    Seite an Seite, aber mit jeweils großem Abstand dazwischen, marschierten Easy und Brandon mit Sam in der Mitte nach Rhinecliff. Brandon schwieg, während Easy und Sam die Vor- und Nachteile der Xbox gegenüber PlayStation und Wii diskutierten. Regen lag in der Luft, und Brandon wünschte, er hätte nicht seine guten wildledernen John-Varvatos-Slippers angezogen.
    »Wer von euch beiden ist besser in House of the Dead 4 ?«, quakte Sam, als die Hauptstraße von Rhinecliff zu sehen war. Es war ein warmer Dienstagnachmittag und auf den Bürgersteigen tummelten sich Scharen von Schülern mit Anwärter-Anhängsel. Der Hippie-Typ, bei dem einige Schüler – einschließlich Heath – gelegentlich Gras kauften, thronte an einem Tisch mit säuberlich gefalteten Batikhemden in jeder nur vorstellbaren Farbe. Brandon bezweifelte schwer, dass die Schüler, die sich um den Stand drängten, T-Shirts kaufen wollten.
    Brandon warf Easy einen Seitenblick zu, den der mit einem Lächeln erwiderte. »Von dem Spiel hab ich noch nicht mal gehört «, beantwortete Brandon Sams Frage und suchte die Menge nach bekannten Gesichtern ab. Hatte er da nicht eben Jenny gesehen, die in das Schaufenster des Secondhand-Ladens guckte? Ihr Haar war offen und fiel ihr in dichten dunklen Locken über den Rücken. Wie hatte Easy nur mit einem Mädchen wie ihr Schluss machen können?
    »Komm schon!« Sam trat nach einem losen Stein und schickte ihn in Richtung eines der jagdgrünen BMWs, die am Straßenrand parkten. Sie bogen um eine Ecke und standen vor der Spielhalle, deren blinkende Automatenlichter durch die Scheiben zu sehen waren. Sams Augen leuchteten gierig auf. »Wer will als Erster gegen mich spielen?«
    »Wer zahlt?«, fragte Easy verschmitzt, die Daumen in die Taschen seiner farbbeklecksten Jeans gehängt. Besaß Walsh eigentlich auch Anziehsachen, die nicht mit Farbe beschmiert waren? Noch vor zwei Wochen hätte Brandon Easy verdächtigt, sich an ausgewählten Stellen absichtlich mit Farbe vollzuspritzen – ein roter Fleck auf dem Knie, drei Tropfen Grün auf dem linken Oberschenkel, ein Streifen Schwarz am Ärmel -, um sich als Künstler bei den Mädchen einzuschmeicheln. Aber seit der vergangenen Woche oder so, in der sich Easy ihm gegenüber wie ein anständiges menschliches Wesen verhalten hatte, war Brandon geneigt, über Easy ein wohlwollenderes Urteil zu fällen: Offensichtlich war er einfach nur schlampig.
    »Ihr habt Vierteldollar-Münzen, oder?«
    Brandon stülpte seine leeren Taschen heraus. »Nada.«
    Sam machte ein enttäuschtes Gesicht, als Easy auch noch den

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