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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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wenigstens einmal geküsst zu haben, um zu wissen, wie das war. Andererseits hatte auch er sich bei der Versammlung nicht gerade für sie ins Zeug gelegt. »Wir wissen doch alle, dass du es nicht warst.«
    »Aber derjenige, der es war, der hat sich ganz schön scheiße verhalten«, sagte Brett, ging auf Jenny zu und legte den Arm um sie. Sie war gut zwölf Zentimeter größer als Jenny und Jennys Kopf passte genau in die Krümmung ihres Arms. »Nicht zu fassen, dass irgendjemand mit Brandstiftung durchkommt, und du packst deine Koffer. Das ist einfach nicht fair.«
    »Wir können zu Marymount gehen und ihm sagen, dass du nichts mit dem Brand zu tun hast«, schlug Alison mit zittriger Stimme vor. Wahrscheinlich hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen der Sache mit der Zeichnung, obwohl sie dafür ja gar nichts konnte. Jenny hatte das Gefühl, dass sie so oder so am selben Punkt gelandet wäre, auch ohne das Bild von Easy, Callie und dem Feuer.
    »Ja, gute Idee!«, stimmte Brett zu und drehte sich zu Alison um. »Ich komme mit.«
    »Nein, lasst es bleiben.« Jenny wunderte sich, wie bestimmt ihre Stimme klang. Sie zog ihren Koffer vom Bett und ließ ihn mit einem lauten Knall auf dem Boden aufschlagen. »Es ist egal. Er würde euch sowieso nicht glauben.« Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Vielleicht ist es ja am besten so.«
    »Es ist, als ob ein Mörder frei unter uns herumläuft!« Brett schüttelte ihr wildes feuermelderrotes Haar. Jenny sah ihre Freundin an. Sie würde sie ja so vermissen. Aber sie könnten sich ja weiterhin Mails schicken.
    Keiner sprach ein Wort und resigniertes Schweigen füllte den Raum.
    »Entschuldigt mal«, sagte jemand. Jenny erkannte Julians Stimme, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Alle wandten sich ihm erwartungsvoll zu, als wäre er der Gouverneur, der in letzter Minute die Hinrichtung verhinderte. »Könnte ich … äh … kurz mit Jenny reden? Allein?« Jenny stopfte zwei J. Crew-Pullover aus der letzten Schublade in ihre Umhängetasche und versuchte auszublenden, wie hübsch es sich anhörte, ihren Namen aus Julians Mund zu hören. Easy ging rückwärts aus der Tür und nickte Jenny zu, ehe er auf dem Gang verschwand. Brett, Brandon und Alison schlurften ebenfalls hinaus. Julian lehnte sich an die Tür, um sie zuzuschieben. Sein Kopf reichte fast bis an den oberen Rahmen. »Wie kommst du klar?«
    Jenny zuckte die Schultern. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Stattdessen griff sie wieder nach einem Pullover – dem dicken haferfarbenen Kapuzenpulli, den ihr ihr Vater zusammen mit der JAH-Tasche geschickt hatte – und stopfte ihn kurzerhand in die Tasche.
    »Das war ganz schön unerhört da drin«, sagte Julian, und Jenny musste sofort daran denken, wie vernichtend Tinsley sie angestarrt hatte. »Aber warum … warum hast du die Schuld auf dich genommen? Du warst es nicht – du warst doch mit mir zusammen.«
    »Ich möchte nicht darüber reden«, sagte Jenny, obwohl das gar nicht stimmte. Aber sie wusste, dass alles Reden jetzt auch nichts mehr änderte. Sie hatte sich dazu bekannt und Marymount hatte sie rausgeschmissen. Es war vorbei. Sie kehrte nach Hause zurück. Mit zitternden Fingern zog sie den Reißverschluss der Tasche zu.
    »Ich versteh einfach nicht …« Ein Beben wurde in Julians sonst so ruhiger Stimme hörbar und seine braunen Augen sahen wie die eines traurigen Welpen aus. »Geh nicht einfach so weg. Es ist nicht richtig.«
    »Das Leben ist voll von Dingen, die nicht richtig sind«, sagte Jenny. Sie war überrascht, wie sachlich ihre Stimme klang.
    »Ich kenn dich doch«, sagte Julian und fasste sich wieder. Er stützte den Ellbogen auf Jennys Kommode, die inzwischen leer war. »Warum spielst du mir was vor? Warum tust du so, als ob dich das gar nicht fertigmacht?«
    »Ich bin’s nicht, die hier schauspielert und heuchelt«, gab Jenny scharf zurück. Sie zerrte die Reisetasche vom Boden und hievte sie neben ihren Koffer. Die Gehässigkeit, die sie in sich spürte, machte ihr ein bisschen Angst.
    »Ich hab dir nie etwas vorgeheuchelt.« Julian starrte auf seine grauen Segeltuch-Vans hinunter. »Okay, schon möglich, dass ich so getan hab, als hätte es die Sache mit Tinsley nicht gegeben.« Er schwieg für eine Sekunde. »Aber nur, weil ich mir wirklich, wirklich gewünscht habe, es wäre nie passiert.«
    Jenny setzte sich auf ihr Bett. Sie fühlte sich unendlich traurig und leer. »So kann man damit aber nicht umgehen.«
    Julian

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