Rasende Leidenschaft
auf.
„Du hast nicht zufällig Glühbirnen mitgebracht, oder?“, fragte Cardin hinter ihm.
„Ich glaube, im Schrank über der Spüle sind noch Ersatzbirnen.“
„Sind die genauso alt wie die, die gerade durchgebrannt ist?“
Das könnte allerdings ein Problem sein, musste Trey im Stillen einräumen. Er ging zu seinen Kisten zurück und wühlte in der obersten nach der Taschenlampe und fand mit ihrer Hilfe die Birnen.
Als das Licht wieder funktionierte, schaute Cardin sich in der kleinen Küche um. „Hier ist es gemütlich.“
„mein Vaterund ich sind uns hier ständig auf die Füße getreten, bis er es aufgab und mir das Kochen überließ.“
„Du kochst?“ Sie setzte sich an den Tisch.
Trey lehnte sich an die Spüle und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen. Als ich auszog, war der Herd eine heikle Sache. Auf dem hätte ich es nicht einmal gewagt, ein Ei zu kochen.“
„Ich esse ohnehin nur Rührei.“
„Werden wir uns das Essen liefern lassen müssen?“
„So wählerisch bin ich nun auch nicht, aber ich kann von der Arbeit etwas zum Abendessen mitbringen.“
„Wann arbeitest du?“, wollte Trey wissen.
„Ich habe die Schicht von vier bis acht. Meinst du, du schaffst es in der Zeit ohne meine Hilfe?“
„Ich werde mein Bestes versuchen“, sagte er.
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mein Bestes besteht nur noch darin, tief und fest zu schlafen.“
„Dann sollten wir uns einen Schlafplatz suchen.“
Während Cardin im Badezimmer war, sah Trey sich noch einmal gründlicher im Wohnzimmer um. Nach einem Jahr wieder hier zu sein, ein halbes Jahr nach dem Tod seines Vaters, verursachte ihm Schuldgefühle, obwohl er sich oft genug gesagt hatte, dass er den Lauf der Dinge ohnehin nicht hätte aufhalten können. Er war nach wie vor davon überzeugt, dass er jetzt nicht der letzte Davis wäre, wenn er da gewesen wäre, um seinen Vater vom Spielen und Trinken abzuhalten.
Sobald das Haus von den Spuren der Vergangenheit gereinigt und zum Verkauf angeboten war, würde Trey nichts mehr mit Dahlia, Tennessee, verbinden. Die Jahre, die er hier verbracht hatte, waren nicht schlecht gewesen, nur wollte er nichts behalten, was ihn daran erinnerte. Die besten Erinnerungen hatte er noch daran, wie er ausgezogen war und sich auf eigene Füße gestellt hatte.
Er hatte sich bei Corley Motors hochgearbeitet, indem er anwendete, was er auf der Highschool und bei seinem Vater gelernt hatte. Seine Arbeitsmoral und Initiative fielen Butch auf, und sein Instinkt brachte ihm schließlich den Posten des Teamchefs ein.
Er liebte das Reisen, die Arbeit und freute sich schon darauf, seine Angelegenheiten hier zu regeln und danach dieses Leben wieder aufzunehmen.
Der einzige Grund, weshalb er sich dazu entschlossen hatte, das Haus selbst verkaufsfertig zu machen, statt jemanden damit zu beauftragen, war der Streit. Sicher, er könnte einfach aus Dahlia verschwinden, aber dann würde er sich immer fragen, was seinen sonst so friedlichen Vater dazu gebracht hatte, die Fäuste gegen einen alten Mann zu erheben, der schon fast achtzig Jahre alt war.
„Fertig“, sagte Cardin hinter ihm und brachte ihn damit in die Gegenwart zurück. Er hatte die ganze Zeit über den Sessel seines Vaters angesehen.
Nun drehte er sich um und fragte ohne Umschweife: „Hast du eine Ahnung, worum es bei dem Streit ging?“
Sie wusste sofort, was er meinte. „Nein, absolut nicht. Ich hätte nie gedacht, dass Jeb jemanden schlagen könnte. Dafür ist er viel zu …“
„Alt?“
„Das auch“, sagte sie und ging zu ihren Sachen. „Aber ich meinte eher, dass er stets rechtschaffen war. Er ist nicht der Typ für eine Auseinandersetzung mit Fäusten.“
„Das war mein Vater auch nicht“, erinnerte Trey sie.
„Ich weiß. Das macht die Sache ja so seltsam.“ Sie nahm die Schlafsäcke aus den übereinandergestapelten Kisten. „Dass Eddie sich einmischte, ist schon eher nachvollziehbar. Er hat die Tugendhaftigkeit seines Vaters nicht geerbt. Aber dafür, dass Jeb und dein Vater aufeinander losgegangen sind, muss es einen schwerwiegenden Grund gegeben haben.“
„Trotzdem hat keiner darüber gesprochen.“ Er schob die Kisten aus dem Weg. „Hat Eddie alles mitbekommen? Weiß er, was passiert ist?“
„Seit er aus dem Krankenhaus heraus ist, hat er kein Wort darüber verloren. Ich glaube, sein Schweigen ist zum Teil mit schuld daran, dass meine Mom ihn verlassen hat.“
„Was?
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