Rasende Leidenschaft
nein?“
„Nein, ich werde dir nicht vertrauen, sondern mir eine eigene Meinung bilden, nachdem du mir deinen Plan erklärt hast.“
„Ich habe keinen Plan.“
„Doch, den hast du, und dazu gehört meine Rolle als dein Verlobter. Nur weiß ich nicht, was du damit zu erreichen hoffst und warum.“
„Ich habe dir doch erzählt …“
„Du hast mir erzählt, dass dein Leben zur Hölle geworden ist nach dem großen Streit. Nun, für mich war das Leben seither auch kein Zuckerschlecken. Also warum laden wir nicht unsere Sachen aus, gehen ins Haus und erzählen uns gegenseitig alles?“
Sein Leben war kein Zuckerschlecken gewesen? Meinte er das ernst oder wollte er nur, dass sie sich besser fühlte, weil sie bereit war, solch verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen?
Ihr Plan taugte nichts, aber vermutlich konnte es nicht schaden, darüber zu reden. Vielleicht würde ihr dabei eine neue Idee kommen, denn sie hatte den Verdacht, dass das Ganze so enden würde, wie ihr Vater es prophezeit hatte, und Trey Davis ihr das Herz brach.
Als Cardin und er mit ihren Sachen bepackt vor der Haustür standen, wurde Trey klar, dass er es vermieden hatte, sein Elternhaus zu betreten, und zwar seit er den Vertrag unterschrieben hatte. Auch jetzt wollte er es noch nicht betreten, um sich nicht wieder wegen des Todes seines Vaters schuldig zu fühlen.
Allerdings würde es ein wenig leichter sein, wenn er nicht allein war.
„Trey? Mir fallen gleich die Arme ab.“
„Moment, halte durch.“ Er drückte die Kisten, mit denen er beladen war, gegen die Wand und kramte in der Hosentasche nach dem Haustürschlüssel. Er hatte nicht probiert, ob die Tür abgeschlossen war, da er annahm, dass Beau Stillwell dafür sorgte.
Beim Öffnen knarrte sie genauso wie in Treys Erinnerung, nur dass ihm diesmal ein abgestandener, muffiger Geruch entgegenströmte – nicht der von Zeitungen, Dieselöl und dreckigen Socken, den Gerüchen seines Vaters, die ihm für immer im Gedächtnis bleiben würden.
Er hielt die Fliegengittertür auf und ließ Cardin eintreten. „Der Strom müsste eigentlich funktionieren, und die Lampe steht …“
„Autsch.“
„ … auf dem Tisch rechts von dir“, beendete er den Satz zu spät. „Tut mir leid.“
Sie ließ ihre Kisten fallen und fand den Lichtschalter. „Macht ja nichts, ich habe zwei Schienbeine.“
„Ich habe vergessen, dass du nie hier warst.“ Er stellte seine Kisten und die beiden Taschen ab.
Cardin schob sich mit dem Handrücken die Haare aus dem Gesicht. „Der Einzige, von dem ich weiß, dass er jemals hier war, ist Tater.“
Nach dem Tod seiner Mutter hatten Trey und sein Vater nur sehr selten Besuch gehabt. Tater war eine Ausnahme gewesen, da Aubrey in ihm so etwas wie einen zweiten Sohn gesehen hatte. „Den muss ich unbedingt anrufen. Ich habe ihn an diesem Wochenende ein paarmal auf der Rennstrecke gesehen, aber keine Zeit gehabt.“
„Du musst dir die Zeit nehmen. Jedes Jahr vor dem Farron Fuels redet er ständig von dir.“
„Seht ihr euch noch öfter?“
Sie warf ihm einen Blick zu. „Jeder trifft jeden hin und wieder. In letzter Zeit kommt er öfters ins Headlights. Er ist mit Sandy Larabie zusammen.“
„Mit der Kellnerin? Du nimmst mich auf den Arm, oder?“
„Nein. Ist das denn so schwer zu glauben?“
„Nach dem, wie ich sie heute erlebt habe, schon.“
„Ziehst du da nicht voreilige Schlüsse?“, meinte sie.
Er rieb sich den Nacken. „Aber nur, weil es höllisch anstrengende vier Tage waren.“
Er war völlig erledigt. Das Farron Fuels hatte ihn zwischen Donnerstag und Sonntag in Atem gehalten. Zwischen dem Zeittraining und dem Schlussrennen war es eine ununterbrochene Folge von Arbeit an den Motoren, kurzen Nickerchen und Rennanalysen gewesen. Deshalb war er heute Abend so erschöpft, dass es ihm gleichgültig war, ob Tater Rawls mit dieser Kellnerin zusammen war. Er brachte gerade noch genug Energie auf, um Cardins Antrag auf den Grund zu gehen, damit sie beide endlich Schlaf bekamen.
Er fuhr sich durch die Haare und schaute sich im Wohnzimmer um. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nicht viel verändert, nur dass der Sessel seines Vaters nun leer war, weil er Aubrey sechs Monate vor seinem Tod gezwungen hatte, sein eigenes Zuhause zu verlassen.
Die Erinnerung daran schnürte ihm die Kehle zu. Er ging in die Küche und tastete nach dem Lichtschalter. Die nackte Glühbirne an der Decke ging an und gab gleich darauf mit einem brutzelnden Laut den Geist
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