Rasende Leidenschaft
könnte vielleicht ein bisschen dazu beitragen, das Rätsel zu lösen, weshalb Jordan und ich getrennt worden sind.“
Jase schwieg. Er hatte den Eindruck, dass Eva Ware ein sehr eigenständiger Mensch gewesen war. Er hatte schon unter der Dusche darüber nachgedacht. Seiner Meinung nach hatte sie von Anfang an eine Ahnung gehabt, wer für den Einbruch verantwortlich gewesen sein könnte, doch sie hatte sich niemandem anvertraut. Nicht Jordan. Nicht ihm. Sie war immer sehr reserviert gewesen und hatte ein Geheimnis bewahren können. Immerhin hatte sie ein sehr bedeutendes sechsundzwanzig Jahre lang bewahrt.
„Ich möchte unbedingt Evas Terminkalender sehen“, sagte Maddie. „Vielleicht ist es besser, wenn wir uns bei der Ankunft erst einmal trennen und getrennt ermitteln.“
Eigentlich keine schlechte Idee, dachte Jase. „Solange du immer in Sichtweite bleibst.“
„Ich habe eine Frage“, erwiderte sie.
„Nur zu.“
„Hast du eine Idee, weshalb meine Mutter von Jordan und mir verlangt hat, dass wir unsere Rollen tauschen sollen?“
Jase überlegte. „Ich finde Jordans Theorie einleuchtend. Vielleicht wünschte Eva sich, dass ihr das Leben, das eure Eltern euch jeweils vorenthalten haben, ausprobieren könnt. Und ob deine Begabung als Schmuckdesignerin dabei eine Rolle spielte? Möglich. Aber ich glaube auch, dass sie so etwas wie Reue empfunden hat.“
„Wenn das stimmt, frage ich mich, warum hat sie dann nicht schon früher zu mir Kontakt aufgenommen? Warum hat sie erst in ihrem Testament bestimmt, dass Jordan und ich uns begegnen sollen? Wieso sollen wir uns erst nach ihrem Tod begegnen? Jetzt werde ich nie Gelegenheit haben, meine Mutter kennenzulernen.“
„Diese Fragen kann ich dir nicht beantworten, Maddie. Aber vergiss nicht, sie konnte dich auch nie kennenlernen.“
Als sie an der nächsten Ecke anhielten, berührte Jase wieder ihre Ohrringe. „Ich finde sie sehr schön“, sagte er. „Deine Mutter wollte vielleicht, dass du Jordans Art zu leben kennenlernst, aber ich glaube nicht, dass sie wollte, dass du dich selbst aufgibst.“
7. KAPITEL
Eva Ware Designs befand sich an der Einundfünfzigsten Straße Ecke Madison Avenue. Auf beiden Seiten der Eingangstür waren jeweils zwei kleine, quadratische Schaufenster in die weiße Marmorverkleidung eingelassen. Jedes war kunstvoll ausgeleuchtet und zeigte ein einziges Schmuckstück.
So lockte man Kundschaft an. Maddie fand dieses minimalistische Konzept sehr beeindruckend, erst recht, wenn sie es mit den überfüllten Schaufenstern der Boutiquen verglich, in denen ihre Schmuckstücke ausgestellt waren. In Santa Fe würde niemand auf die Idee kommen, dass weniger mehr sein könnte.
Neugierig lief Maddie am Eingang vorbei, um die beiden anderen Schaufenster zu begutachten.
„Wie ein kleines Mädchen im Süßwarengeschäft“, meinte Jase.
Sie lächelte. „Genauso fühle ich mich.“ Sie deutete auf eines der Schaufenster. „Nur ein einziges Stück pro Schaufenster – eine brillante Idee. Dadurch nimmt der Betrachter automatisch die kunstvolle Verarbeitung viel intensiver wahr.“
„Das war Jordans Idee. Sie hat fast ein halbes Jahr gebraucht, um deine Mutter davon zu überzeugen. Dein Cousin Adam hat sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.“
Im letzten der vier Schaufenster befand sich ein einzelner Anhänger aus gehämmertem Gold. In dessen Mitte strahlte ein Diamant und um ihn herum, in vier Reihen angeordnet wie Sonnenstrahlen, waren lauter kleine Türkise eingelassen.
Maddie musste sich beherrschen, um nicht die Nase an die Scheibe zu drücken.
„Ich wüsste zu gern mehr über diese Bearbeitungstechnik“, sagte sie.
„Wir sollten hineingehen. Solche Fragen müsste dein Cousin Adam beantworten können.“
Maddie drehte sich zu Jase um. „Ich bewundere Eva Wares Design wirklich maßlos.“
Sie straffte die Schultern und ging an Jase vorbei. „Schon gut“, sagte sie. „Ich komme schließlich nicht als Fan hierher, sondern, um Antworten zu bekommen.“
Sie zog die Eingangstür auf und blickte über die Schulter. „Wenn ich mit Adam über Evas Kunst rede, kann ich ganz nebenbei auch andere Fragen stellen.“
Jase nahm schnell Maddies Hand.
Maddie versuchte, sie ihm zu entziehen, doch vergeblich. „Ich dachte, wir hätten vereinbart, unsere persönliche Situation … auf später zu verschieben?“
„Unsere persönliche Situation?“ Jase lächelte breit. „Ja, darum kümmern wir uns später.“ Dafür dann
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