Rasende Leidenschaft
aber umso intensiver, fügte er im Stillen hinzu. „Das hier ist sozusagen rein beruflich. Hast du vergessen, welche Rolle ich hier offiziell spiele?“
Maddie erstarrte, als er sich vorbeugte, um sie auf die Nasenspitze zu küssen. Sie hatte bemerkt, dass sich bereits zwei Leute nach ihnen umgedreht hatten: eine etwas füllige Dame, die wohl denselben Geschmack wie die englische Queen hatte, und ein distinguiert aussehender älterer Herr im grauen Anzug. Letzterer war wohl der Geschäftsführer.
„Du machst hier eine Szene“, flüsterte sie.
„Das gehört zum Plan. Du weißt doch, ich habe mich auf den ersten Blick hoffnungslos in dich verliebt. Seitdem kann ich nicht mehr klar denken. Solange wir hier im Geschäft sind, bin ich dein liebeskranker Boyfriend. Wenn sie mir das abkaufen, wird keiner auf die Idee kommen, ich könnte ihnen irgendwie gefährlich werden.“
Es fiel Maddie schwer, sich Jase als völlig harmlos vorzustellen.
Nachdem sie das Geschäft betreten hatten, ließ Jase Maddies Hand los. Sobald er sie auf irgendeine Weise berührte, fiel es ihm schwer, klar zu denken. Er musste sich eingestehen, dass die Rolle des kindisch Verliebten, die er hier spielen sollte, zu nah an der Wirklichkeit war.
Er hatte jedoch oft genug bei Spezialeinsätzen mitgewirkt, um zu wissen, dass man manchmal einfach die Karten ausspielen musste, die einem zugeteilt wurden. Aus dem Augenwinkel beobachtete er die beiden Personen, die sich in dem Geschäft befanden. Der Mann in dem grauen Nadelstreifenanzug blickte unverwandt in Maddies Richtung.
Jase überlegte fieberhaft. Auf einer Party in der Wohnung ihrer Mutter hatte Jordan diesen Mann einmal als Geschäftsführer vorgestellt. Wie war noch sein Name? Arnold? Albert? Seine Haut war gebräunt, sein ergrauendes blondes Haar sorgfältig frisiert, und doch erinnerte er Jase an Sean Connery.
Arnold Bartlett . So lautete sein Name. Jase bemerkte, dass die untersetzte Frau mit dem pinkfarbenen Kostüm und passendem Hut ihre Aufmerksamkeit wieder auf die gläsernen Schaukästen richtete.
Maddie drehte sich staunend um die eigene Achse. Ihr Gesichtsausdruck ließ sich nicht mit einem Wort beschreiben. Zu viele Gefühle spiegelten sich darin: Bewunderung, Freude, Stolz … und Eifersucht?
Jase verstand das alles sehr gut. Schmuckdesign war für Jordan nur ein Geschäft, doch für Maddie war es eine Leidenschaft. Das hier war die Welt ihrer Mutter. Wie es sich wohl anfühlte, davon ausgeschlossen worden zu sein? Und sie würde niemals mit ihrer Mutter darüber sprechen können.
Er dachte an seine eigene Familie. Was wäre wohl aus ihm geworden, wenn er nicht mit Bruder und Schwester aufgewachsen wäre?
Maddie trat zu ihm. „Es ist wundervoll.“
Noch einmal blickte sie sich um und nahm jedes Detail in sich auf. Jase selbst war erst ein Mal hier gewesen, nach Feierabend, um das Sicherheitssystem zu überprüfen, das seine Firma installiert hatte. Auch er war beeindruckt gewesen. Der Fußboden bestand aus weißem Marmor, die Wände waren cremefarben und mit einem Relief verziert, das in Abständen von zwei Metern griechische Säulen vortäuschte.
Auch hier waren die Schmuckstücke sehr sparsam ausgestellt, jeweils nur ein paar in jedem der fünf Glaskästen. Auch das war Jordans Idee gewesen. Da die meisten Stücke, die verkauft wurden, erst hergestellt wurden, sobald ein Kunde sie bestellte, sollten die Auslagen nur Anreiz und Inspiration für die Kunden sein.
Im Verkaufsraum gab es mehrere antike Sitzmöbel. Auf einer antiken Kommode in der Nähe des Eingangs standen silberne Kannen, in denen sich Kaffee und Tee befanden. Auf einer anderen kleinen Kommode stand eine Karaffe mit frischem, gekühlten Mineralwasser.
Über Maddies Schulter hinweg beobachtete Jase, wie Arnold Bartlett zum Telefon griff.
„Ich fühle mich so fehl am Platz“, meinte Maddie.
Jase wurde wütend. Ihre Eltern waren schuld daran, dass sie sich jetzt in dieser Situation befand. Er hielt sie an den Schultern fest. „Das bist du nicht. Du gehörst genauso hierher wie Jordan. Vergiss das nicht.“ Er zog sie an sich und küsste sie schnell.
Maddie wurden schon wieder die Knie weich. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. Jase spielte nur eine Rolle. Und sie musste ihre spielen. Dabei durfte sie nicht ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren.
„Ms. Farrell“, sagte eine tiefe männliche Stimme.
Maddie drehte sich um. Der distinguierte Herr im grauen Anzug streckte die Hand aus und
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