Rasende Leidenschaft
Maddie das Handy neben sich auf den Boden. Die Polizei war unterwegs. Der Adrenalinschub hatte inzwischen etwas nachgelassen. Doch die Angst war geblieben. Sie starrte noch immer auf die Stelle, wo Jase zwischen den Bäumen verschwunden war. Wie lange war das her?
Zu lange.
Aber er machte so etwas tatsächlich nicht zum ersten Mal. Er war mehrmals bei Spezialeinsätzen dabei gewesen. Er würde das schon schaffen.
Aber warum war er noch nicht wieder zurück?
Und wieso kam die Polizei nicht? Maddie lauschte angestrengt. Alles, was sie hörte, waren die weit entfernten Geräusche der Menschen im Park und des Verkehrs auf den Straßen. Keine Sirenen. Keine Gewehrschüsse. Um Himmels willen. Der Killer benutzte ja einen Schalldämpfer. Vielleicht hatte er Jase längst erschossen. Da hörte sie Schüsse. Einen. Noch einen. Und noch einen. Ohne zu überlegen, ging sie auf alle viere und arbeitete sich zu den Bäumen vor, so wie sie es bei Jase beobachtet hatte.
10. KAPITEL
Jase war etwa dreißig, vierzig Meter gekrochen. Dann stand er auf. Dann lief er im Zickzack zwischen den Bäumen hindurch und machte dabei ziemlich viel Lärm.
Hoffentlich lenkte er damit die Aufmerksamkeit des Killers von Maddie ab. Sein Risiko, erschossen zu werden, war jedoch sehr viel größer. Jase blieb hinter einem dicken Baumstamm stehen und lauschte angestrengt.
Nichts. Anscheinend hatte er sogar die Vögel und Eichhörnchen verschreckt. Während er versuchte, zu Atem zu kommen, konzentrierte er sich auf das dreieckige Gitternetz, das er im Geist über das Terrain gelegt hatte. Der Fels, bei dem er Maddie zurückgelassen hatte, und die Position des Schützen lagen jeweils an einer Ecke des Dreiecks, er selbst befand sich an der Spitze.
Hier unter den Bäumen wehte kein Lüftchen. Jase spürte, wie ihm der Schweiß über den Nacken lief. Als ein Vogel über ihm wieder zu singen begann, machte er sich langsam und vorsichtig auf den Weg zur anderen Ecke des Dreiecks, wo er den Killer vermutete.
Natürlich war das keineswegs sicher. Der Mann konnte längst fort sein, aber Jase glaubte das nicht. Er würde fast darauf wetten, dass der Mann darauf wartete, dass er und Maddie hinter dem Felsen hervorkommen würden.
Als Jase fast am Ziel war, versteckte er sich hinter einem Baum. Irgendetwas sagte ihm, dass Gefahr drohte.
Er wartete. Die Minuten dehnten sich endlos in die Länge, und mit jeder Minute wurde Jase sicherer, dass sein Gegner ganz in der Nähe war.
Er spürte eine leichte Brise, also befand er sich in der Nähe des Waldrands. Dort musste sich der Schütze befinden. Vorsichtig spähte er am Baumstamm vorbei.
Nichts zu sehen.
Jase blickte auf seine Armbanduhr. Wenn Maddie seine Anweisungen befolgt hatte, musste die Polizei bald hier sein. Man würde Sirenen hören, und der Schütze wäre gewarnt und würde verschwinden.
Sollte er so lange warten? Jase entschied sich dagegen. Vorsichtig ging er in die Hocke, hob einen Stein auf, richtete sich wieder auf und warf den Stein nach links.
Als er ihn aufschlagen hörte, spähte er noch einmal am Baumstamm vorbei. Aus dem Augenwinkel sah er ein Stück Baumrinde wegfliegen. Ihm blieben höchstens fünf Sekunden, um den Killer zu sehen, während dieser von dem Stein abgelenkt wurde.
Aber da war niemand.
Erst jetzt sah Jase die schwarze Baumwolltasche, die am Fuß eines Baumes lag.
Der Schütze war also auf den Baum geklettert.
Jase nahm seine Pistole, hielt sie mit beiden Händen und riskierte einen weiteren Blick. Jetzt sah er den Mann. Er saß auf einem Ast, etwa sechs Meter über dem Boden. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Eine Kugel schlug wenige Zentimeter neben Jases Gesicht in den Baumstamm. Er warf sich auf den Boden, rollte sich zur Seite und feuerte dann drei Mal.
Der Ast wackelte, dann brach er ab, und der Killer fiel zu Boden. Jase zählte bis zehn. Der Mann hatte sein Gewehr fallen gelassen, es lag etwa einen Meter von ihm entfernt. Bis jetzt hatte er keinen Versuch gemacht, es an sich zu nehmen.
Langsam erhob sich Jase und ging auf den Mann zu. Nichts bewegte sich. Es war absolut still um ihn herum. Als er den reglosen Körper erreichte, musste er zweierlei feststellen: Der Schütze war eine Frau, und sie hatte sich tot gestellt.
Letzteres wurde ihm allerdings erst klar, als sie ihm einen Stein an den Kopf warf. Er kämpfte gegen die Dunkelheit, die ihn zu verschlingen drohte. Sie sprang auf, packte seine Pistole und versetzte ihm damit einen Hieb, der ihn
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