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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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bemühte sich, nicht zu viel Begeisterung zu zeigen, doch sie beugte sich unwillkürlich vor. »Sie ist intelligent, hat ein gutes Herz und arbeitet hart. Jeder bemerkt, wie wohlerzogen sie ist. Ihre Lordschaft …« Sie hätte ihn am liebsten Edward genannt, spürte aber, dass sie ihn damit in noch größere Verlegenheit stürzen würde. »… wenn Sie irgendetwas für sie tun könnten, ihr ein Vorwärtskommen ermöglichen könnten, vielleicht eine Ausbildung – was ihr zu einem besseren Leben verhelfen würde …«
    »Aber wie soll ich das machen, Rosaline?«, unterbrach sie Lord Westlake. »Können Sie sich die Fragen vorstellen, die das provozieren würde, die Bemerkungen, die fallen würden, wenn ich ihr besondere Beachtung schenke? Wenn der Tratsch nicht zur richtigen Schlussfolgerung führt, dann womöglich zu einer noch unangenehmeren – es tut mir leid, ich habe Sie schockiert.«
    »Keineswegs«, sagte Mrs Cliffe gepresst. Sie hätte nichts von ihm erwarten dürfen, dachte sie. Doch er hatte natürlich recht. Nie würde sie sich von dem Fluch ihres einen großen Fehlers befreien können, auch wenn daraus etwas erwachsen war, was sie unmöglich bedauern konnte.
    Sie erhob sich. Wenn sie eines im Leben gelernt hatte, dann das: Liebe ist ein Luxus, den sich Dienstboten nicht leisten können.
    »Sir, es ist spät, und ich glaube nicht, dass es sonst noch etwas zu besprechen gibt. Morgen wird ein langer Tag – darf ich fragen, ob Sie ein weiteres Anliegen haben?«
    Lord Westlake schüttelte den Kopf und stand auf. Als er die Tür öffnete, drehte er sich plötzlich noch einmal um.
    »Rosaline – ich möchte nicht, dass wir so auseinandergehen.« In seiner Stimme schwang eine Zärtlichkeit mit, bei der ihr fast die Tränen kamen. »Ich möchte sehr gern etwas für Rose tun, auch wenn es eine heikle Sache ist. Hören Sie, Ada und Georgiana werden eine Zofe brauchen. Wie wäre es, wenn Rose diese Stelle übernähme?«
    Rosaline lächelte. Das war immerhin eine Beförderung. »Ich weiß, dass Sie sehr zufrieden mit ihrer Arbeit sein werden, Sir.«
    »Dann wäre das geregelt. Gute Nacht, Mrs Cliffe.« Er verbeugte sich, sie knickste.
    »Gute Nacht, Sir.«
    Sie sah ihm nach, wie er im Lichtkreis seiner Lampe den Gang entlangging. Jetzt erst bemerkte sie, wie erschöpft sie war – körperlich und seelisch. Ich muss ins Bett, dachte sie.
    Kurz bevor sie die Tür zumachte, klickte es leise im Dunkeln, als würde eine weitere Tür geschlossen. Aber Mrs Cliffe war so müde und mit so vielen sorgenvollen Gedanken beschäftigt, dass sie es nicht bemerkte.

6
    »Na, dann herzlichen Glückwunsch!«, rief die Köchin, als Rose am nächsten Morgen nervös in die Küche kam.
    »Danke.« Noch eine ganze Weile, nachdem sie von ihrer Beförderung erfahren hatte, wusste sie nicht, was größer war, die Freude darüber oder die Furcht davor. »Ich hoffe nur, ich krieg es hin.«
    »Klar kriegst du’s hin«, sagte Annie und tätschelte sie am Arm. »Du hast doch auch uns immer frisiert und rausgeputzt, wenn wir ausgegangen sind. Sogar die Zofe von Lady Edith sagt, wie hübsch wir aussehen, wenn du an uns herumgewerkelt hast. Und sie ist Französin!«
    »Du hast vielleicht ein Glück – jetzt kriegst du dein eigenes Zimmer«, schniefte Martha. »Ich wünschte nur, ich hätte auch so eine Mutter, die ein gutes Wort für mich einlegt. So kommt man zu was.«
    »Martha!«, fuhr die Köchin sie an. »Rose verdient ihre neue Stelle, das weißt du ganz genau.«
    Im Durchgang schrillte eine Klingel.
    »Das kommt aus der Eingangshalle. Ihr werdet gebraucht; ihr müsst Miss Ward helfen, das Haus zu schmücken. Na los, ihr beiden!«
    Rose und Annie liefen die Dienstbotentreppe hinauf in die Eingangshalle. Miss Ward stand auf einem Stuhl und hängte Kränze aus Rosen und Geißblatt auf. Ein herrlich süßer Blumenduft zog durch die Halle.
    »Rose!« Miss Ward stieg von ihrem Stuhl herunter und kam ihr lächelnd entgegen. »Ich freue mich ja so. Ich habe von deiner Beförderung gehört.«
    Sie nahm Roses Hände und drückte sie herzlich. Rose errötete und lächelte, aber Miss Wards Miene verfinsterte sich, als sie auf Roses Hände hinabblickte. »Du liebe Zeit, das sind ja richtige Dienstmädchenhände, nicht wahr? Ich weiß nicht, wie das bei den jungen Ladys ankommt.«
    Rose zog ihre Hände rasch zurück. Sie waren rot und rau wie alle Hausmädchenhände. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Glauben Sie, das macht ihnen etwas aus?«,

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