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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Priya.
    Ada musste sich ein Lächeln verkneifen, als sie sich herunterbeugte und in Lady Westlakes Ohr flüsterte.
    »Ich habe Kopfschmerzen. Ich würde mich gern ein bisschen hinlegen. Wenn Sie mich entschuldigen möchten«, sagte sie.
    »Selbstverständlich.« Es war Lady Westlake bewusst, dass sie in ihrer neuen Mutterrolle unter Beobachtung stand, und sie fügte noch hinzu: »Soll ich das Mädchen hinaufschicken?«
    Ada erschrak. »Nein, vielen Dank! Ein bisschen Ruhe ist alles, was ich brauche.« Das fehlte gerade noch – ein Mädchen, das in ihr Zimmer kam, um festzustellen, dass sie gar nicht dort war.
    Sie verließ den Salon, doch statt nach oben zu gehen, blickte sie nach links und nach rechts, um sich zu vergewissern, dass sie nicht von den Lakaien gesehen wurde, und schlüpfte zum Seiteneingang hinaus. Den hatte sie als Kind auch immer benutzt, wenn sie mit Rose gespielt hatte.
    Draußen sog Ada in einem tiefen Atemzug die Nachtluft ein. Tau funkelte auf dem Rasen, und das Buchsbaumlabyrinth lag vor ihr wie ein finsterer Wald. Sie fühlte sich wie eine Einbrecherin, als sie das eiserne Tor aufstieß – Gott, wie es knarrte! Mit einem ängstlichen Blick nach hinten trat sie ein.
    Es war still hier drinnen, verschwiegen, geschützt. Die beiden lebenden Mauern links und rechts dämpften jedes Geräusch. Nur ihre Schritte knirschten auf dem Kies, und sie fühlte sich, als wäre sie aus der Zeit gefallen, aus allem Vertrauten, als hätte sich Somerton in Luft aufgelöst wie ein Traum, und nichts wäre übrig geblieben außer ihr selbst und der gleichsam magnetischen Kraft, die sie durch die dunklen Irrgänge vorwärtszog.
    Sie gelangte zur Mitte. Vor ihr plätscherte es in einem kleinen Steinbrunnen, eine Nymphe, die Wasser aus einer Urne goss. Hinter ihr lagen Schatten, und aus diesen Schatten trat Ravi hervor. Sein weißer Kragen leuchtete im Mondlicht.
    Er näherte sich ihr. »Sie sind gekommen«, sagte er mit bebender Stimme. Er nahm ihre Hände und drückte sie, und erst jetzt merkte sie, wie kalt ihr war. Sie sah ihm in die dunklen Augen und hatte sofort wieder den Drang, ihn zu küssen. Doch sie zog sich rasch zurück.
    »Mr Sundaresan – es ist unmöglich …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach er sie hastig und verlegen. »Natürlich ist es das. Ich wollte Sie einfach wiedersehen.«
    »Sie müssen verstehen, dass ich nicht so bin.« Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.
    »Ich verstehe vollkommen. Es war meine Schuld, ich hätte es niemals zulassen dürfen. Ich hätte an Sie denken sollen, an Ihre Stellung.« Er hielt immer noch ihre Hände umfasst.
    Da sah sie ihn wieder an. »Sie denken nicht schlecht von mir?«
    »Von Ihnen? Niemals. Ich hätte der Versuchung widerstehen müssen, die über mich kam, als ich Sie so nahe spürte. Sie sind natürlich überwältigend schön, aber sich mit Ihnen zu unterhalten ist noch viel …« Endlich ließ er ihre Hände los. »Es spielt keine Rolle. Was ich getan habe, ist nicht besser als Raub. Ich hatte kein Recht dazu.«
    »Dann können wir also Freunde sein?« Sie legte Hoffnung in ihre Stimme, fühlte sich in Wirklichkeit aber so enttäuscht, als hätte sie ein Weihnachtspäckchen ausgepackt und festgestellt, dass es leer war. Sie wies sich selbst zurecht. Er sah völlig ein, wie unmöglich die Situation war, und verurteilte sie nicht für ihr Verhalten. Was wollte sie mehr?
    Ravi sah ihr prüfend ins Gesicht und sagte nach einigem Zögern: »Ich hoffe, wir können Freunde sein. Wenn Sie mir verzeihen können.«
    »Natürlich kann ich das«, sagte sie sanft. Er räusperte sich und sah zur Seite. Sie hatte den Eindruck, dass er beinahe zornig war.
    »Reden wir von etwas anderem«, sagte er schroff. »Wie finden Sie denn Ihre neue Familie?«
    Sie schlenderten ins Labyrinth und unterhielten sich leise.
    »Sebastian mag ich sehr gern«, erzählte sie ihm. »Ich glaube, mit Charlotte wird es … etwas länger dauern, bis wir miteinander warm werden. Sie findet es wohl ziemlich anstrengend hier.«
    »Sie sind sehr taktvoll«, sagte er, und seine Augen blitzten verschmitzt. »Tatsächlich fand ich das Urteil des Paris als Motiv gerade für diese Hochzeit sehr passend.«
    Ada sah ihn an und lachte.
    »O je, ist es so offensichtlich, dass es zum Krieg kommen wird?«
    »Es ist offensichtlich, das Sie einer ganz anderen Sphäre angehören als Lady Westlake und ihre Tochter.«
    »Ich fürchte, der Meinung sind die beiden auch.«
    »Es wäre am besten, wenn Sie sich ihrem

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