Rasheed, Leila
Sie uns beiden weitere Unannehmlichkeiten und akzeptieren Sie meine Antwort als endgültig.«
Er trat zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt.
»Wie Sie wünschen.« Groll erfüllte seine Stimme. »Hätte ich gewusst, was für ein kindisches kleines Ding Sie sind, dann hätte ich nie um Ihre Hand angehalten. Ich muss Ihrem Vater vorwerfen, dass er mir Grund zur Annahme gab, Sie seien ein intelligentes Mädchen.«
»Das bin ich wirklich. Deshalb lehne ich auch ab! Oh …« Ada schlug sich die Hand vor den Mund, ihr war ein erschrockenes, nervöses kleines Lachen entschlüpft. »Es tut mir schrecklich leid, Mr Varley. Das kam anders heraus, als es gemeint war.«
»Genug!« Er lief purpurrot an. »Westlake ist ein verdammter Narr, seine Freunde so vor den Kopf zu stoßen; er braucht sie jetzt weiß Gott mehr denn je.«
Ada verging das Lachen mit einem Schlag.
»Sir …«
»Guten Tag, Lady Ada!« Er schritt zur Tür und knallte sie hinter sich zu, dass die Wörterbücher im Regal erzitterten.
Ada blieb allein zurück und schlug sich die Hände vors Gesicht. Sie fühlte sich wie nach einem Erdbeben.
»Was habe ich nur getan?«, stieß sie hervor. Sie zitterte am ganzen Leib. Varleys Worte machten ihr Angst.
»Ada?«
Sie hatte nicht gehört, dass die Bibliothekstür geöffnet worden war. Ihr Vater hatte den Raum schon halb durchquert. »Was ist geschehen? Ich habe Mr Varley wortlos vorbeistürmen sehen …«
Seine Stimme klang so besorgt, dass Ada fast in Tränen ausbrach.
»Papa – es tut mir so leid – Mr Varley hat mir einen Antrag gemacht und ich habe abgelehnt.«
»Du hast abgelehnt?« Ihr Vater zog die Augenbrauen zusammen, und Ada erkannte, wie überrascht und bestürzt er war.
»Ja. Ich bitte um Verzeihung!«
»Ach, Ada!«, rief er und machte ein paar aufgebrachte Schritte.
»Es tut mir sehr leid, Papa. Ich hatte vor, ihn deinetwegen zu heiraten, aber ich bringe es nicht über mich. Es geht einfach nicht! Ich liebe ihn nicht. Unsere Ehe wäre eine Lüge.«
Wieder bedeckte sie das Gesicht mit beiden Händen und fing an zu schluchzen. Das Schlimmste war das Bewusstsein ihrer Schuld. Sie hatte nicht nur die Chancen ihres Vaters ruiniert, wieder in die Politik zurückzukehren, sondern hatte sich auch ohne sein Wissen mit Ravi getroffen und diese Beziehung nicht beendet. Wenn ihr Vater wüsste, was sie alles angerichtet hatte …
Sie spürte, wie er behutsam nach ihren Händen fasste.
»Ist ja gut … Wein doch nicht. Jetzt ist es nun mal so gekommen und lässt sich nicht mehr ändern.«
»Du bist nicht böse auf mich?«
»Aber nein.« Er schwieg. »Es stimmt, dass es für mich … vorteilhaft gewesen wäre, wenn du anders empfunden hättest, aber du darfst nicht denken, dass ich dich unglücklich machen will. Fiona hat mich veranlasst zu glauben, dass du ihn magst, und als ich heute Vormittag gesehen habe, wie du ihn begrüßt hast, kamst du mir sehr bewegt vor … Ich gestehe, dass ich mir eingebildet habe, es könnte funktionieren.«
Erst war es Ada peinlich, dass ihr Vater ihre Reaktion auf Ravis Ankunft bemerkt und mit einer Leidenschaft für Mr Varley verwechselt hatte; dann ärgerte sie sich darüber, dass ihre Stiefmutter sich in ihr Leben einmischte. Schon jetzt.
»Mrs Templeton – ich meine, Lady Westlake hat das gesagt?«
»Ja, aber nun ist ja klar, dass sie sich getäuscht hat. Das hat jetzt auch keine Bewandtnis mehr. Du hast noch viel Zeit, um eine glänzende Partie zu machen. Deine erste Saison liegt immer noch vor dir. Gut, dass Charlotte hier ist, ihr wird es gelingen, dich aus deinem Schneckenhaus zu locken. Ich sag’s dir immer wieder, Liebling, für ein junges Mädchen steckst du die Nase viel zu viel in Bücher, das ist nicht gesund.«
Ada schluckte. Vielleicht eignete sich dieser Moment genauso gut wie jeder andere, um die Lage zu sondieren.
»Manche Mädchen lesen Bücher und heiraten trotzdem, Papa. Manche – gehen sogar auf die Universität.«
Ihr Vater lachte. »Universität! Wozu soll das gut sein? Was, glauben diese Mädchen, werden sie mit einem Studium anfangen? Du würdest deine Zeit sinnvoller verwenden, wenn du drei Jahre lang unter Mrs Cliffe studierst, wie man einen Haushalt führt.«
Ada rang sich ein halbherziges Lächeln ab. Ihr Vater strich ihr übers Haar.
»Nein, deine erste Saison soll ganz unbelastet und fröhlich sein. Sicher bist du am Ende verlobt und ich muss dich ziehen lassen.« Er lächelte. »Die Ehe bietet dir Möglichkeiten aller Art,
Weitere Kostenlose Bücher