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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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der Stelle schwamm, sah zu ihm hoch.
    »Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier. Schien mir der beste Platz, um dem ganzen Rummel zu entkommen.«
    Er nickte zum Haus hinüber. Seit der Hochzeit von Lord und Lady Westlake war ein Monat vergangen, aber der Strom der Gäste, die kamen, dem frischgetrauten Paar zu gratulieren, wollte nicht abreißen.
    In der Ferne knallten Schüsse.
    »Jagdsaison, Sir?«
    »Ja. Es übersteigt mein Fassungsvermögen, warum manche Menschen Vergnügen daran finden, Leben zu zerstören.«
    Er entfernte sich mit ein paar langsamen, kräftigen Zügen vom Ufer. Oliver beobachtete, wie das Wasser seine Schultermuskeln umspülte.
    »Ganz Ihrer Meinung, Sir.«
    Sebastian drehte sich mit jenem diabolischen Lächeln zu ihm um, das Oliver inzwischen so gut kannte. Er hatte den Verdacht, dass Sebastian genau um seine Wirkung wusste.
    »Warum springen Sie nicht auch rein? Ich finde, es ist eine Schande, dass Sie schwitzend in der Hitze stehen, wenn Sie sich doch abkühlen könnten.« Er machte eine Pause. »Vor allem, wenn niemand da ist, der uns sehen könnte.«
    Also doch, dachte Oliver. »Ich bin nicht sicher, ob sich das schickt, Sir«, sagte er und wandte sich mit den Kleidern ab, um das breite Lächeln auf seinem Gesicht zu verbergen. Vorsicht, Oliver, schärfte er sich ein. Niemand, der sich mit einem griechischen Gott eingelassen hat, ist je ungeschoren davongekommen. Die Unsterblichen fliegen im Sonnenwagen davon, aber Phaethon stürzt zur Erde.
    »Für einen Herrn und seinen Diener würde es sich nicht schicken, zusammen zu schwimmen«, sagte Sebastian hinter ihm träge. »Aber Sie sind kein gewöhnlicher Diener, nicht wahr, Oliver?«
    Oliver erstarrte fast zur Salzsäule. Er schaffte es mit Mühe, weiterzugehen, aber sein Herz raste, allerdings nicht vor Freude. Was wusste Sebastian, rätselte er. Er tat, als hätte er nichts gehört, und Sebastian rief ihn nicht zurück.
    Abgeschirmt von den Bäumen, legte er die Kleider zu dem Picknickkorb. Dabei fiel aus der Weste ein Brief heraus. Oliver hob ihn auf. Der Umschlag war an Master Sebastian adressiert, in der Handschrift eines ungebildeten Menschen.
    Eine Sekunde lang war Oliver stark versucht, den Brief zu öffnen. Dann schob er ihn wieder in die Westentasche und kehrte zum Steg zurück. Was er gleich sagen würde, fände Mr Templeton womöglich unverfroren, aber unter diesen Umständen musste ein fairer Arbeitgeber ein wenig Unverfrorenheit entschuldigen.
    »Vielleicht«, antwortete er, als hätten sie ihr Gespräch nie unterbrochen. »Aber vielleicht ist keiner von uns genau das, was er scheint, nicht wahr, Mr Templeton?«
    Sebastian lächelte zu ihm hoch – ein nachdenkliches, schwer zu ergründendes Lächeln. Unter dem Wasser sah sein Körper weiß aus und selbst wie flüssig. In der Ferne hallten die Schüsse der Jagdgesellschaft wider. Oliver zwang sich, Sebastians Blick mit Festigkeit zu begegnen. Zu seiner Überraschung merkte er, dass er ihn mochte. Sehr sogar.
    »Vielleicht nicht«, antwortete Sebastian leise.
    Dann brach er den Bann des Moments und entfernte sich mit großem Geplantsche weiter vom Steg. Doch nach ein paar Sekunden drehte er sich wieder um.
    »Hören Sie mal, Oliver, wäre es Ihnen sehr lästig, wenn ich Sie bitte, das Picknick ins Boot zu schaffen? Wir könnten mitten auf dem See essen. Das wäre doch hübsch, nicht? Und die Gefahr, dass wir für Enten gehalten und abgeknallt werden, wäre geringer.«
    »Gewiss, Sir.« Halb erleichtert und halb enttäuscht, dass nichts passiert war, ging Oliver den Picknickkorb holen und schleppte ihn zu dem Ruderboot. Die Köchin hatte es gut mit ihnen gemeint. Champagnerflaschen stießen an Silber, und das Boot sank merklich, als er den Korb hineinstellte.
    Er stieg ins Boot und ruderte mit geschmeidigen, raschen Schlägen in den See hinaus. Er hatte lange nicht mehr gerudert, und es war eine Freude, es wieder zu tun. Sebastian schwamm hinter ihm her. Oliver stoppte das Boot genau in der Mitte des Sees. Sebastian langte bei ihm an und stützte die Ellbogen auf den Rand des Boots. Seine Haut schimmerte golden.
    »Für einen Kammerdiener rudern Sie aber sehr gut, Oliver«, sagte er nachdenklich. »Ich kann mir nicht vorstellen, wo Sie einen so klassischen Schlag gelernt haben.«
    Verdammt, dachte Oliver. Bevor er seine Verwirrung überspielen konnte, hatte sich Sebastian schon über die Seitenwand geschwungen. Oliver fiel eines der Ruder aus der Hand, das zum Glück in der Dolle

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