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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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»Mir fehlt nichts weiter, das ist nur der Schock, ich fühle mich ein bisschen schwach. Lassen Sie sich das Vergnügen nicht verderben – bitte.« Sie senkte den Kopf, und langsam kam die Welt wieder zum Stillstand. Der Mann sah sie besorgt an. Er hatte feine, wie gemeißelte Gesichtszüge, und aus seinen sehr hellen Augen blitzte der Scharfsinn. Jetzt erkannte sie ihn, sie hatte sein Bild schon in der Zeitung gesehen. Sie stand vor Lord Fintan, dem liberalen Peer, der sich so energisch für das Wahlrecht der Frauen aussprach.
    »Wie Sie wünschen, aber Sie müssen mir erlauben, Sie zum Haus zurückzubegleiten.« Er zögerte. »Lady Ada, nicht wahr? Ich glaube nicht, dass wir einander schon vorgestellt wurden, aber ich erkenne Sie nach Miss Templetons Beschreibung.« Er neigte leicht den Kopf. »Ich bin Lord Fintan.«
    »Ja, natürlich!« Sie nickte freudig bewegt. »Ich stehe sehr in Ihrer Schuld, wie alle Engländerinnen.«
    Lächelnd zog er die Augenbrauen hoch. »Ah, Sie verfolgen also die Nachrichten? Gut. Ich freue mich, wenn sich die Frauen am öffentlichen Leben beteiligen.«
    Sie entfernten sich vom Geräusch der Schüsse und schlenderten durch den Wald in Richtung Somerton Court. Ada war geschmeichelt, dass er mit ihr sprach, als nähme er sie ernst.
    »Ich glaube, wir haben alle die Verantwortung, uns darum zu kümmern, was passiert«, fuhr sie fort. »Vor allem in diesen schweren Zeiten. Die Streiks dieses Jahr und die Probleme in Europa … manchmal sieht es für mich danach aus, als ginge die Welt unter.«
    Er lachte. »Ernste Gespräche für eine Jagdgesellschaft.«
    Sie lächelte. »Tun Sie nicht so, als wären Sie nur gekommen, um unseren Fasanenbestand zu plündern. Ich weiß, dass es nach dem Dinner erst um die wesentlichen Dinge geht.«
    »Da haben Sie recht«, stimmte er ihr zu. »Eine Frau mit Durchblick.«
    Sie lachte, aber als sie plötzlich seinen Blick auf sich spürte, beschleunigte sie ihren Schritt. Wo der Wald endete und der Rasen begann, kreiselte von oben ein goldbraunes Blatt herunter, das sie auffing und zwischen den Fingern drehte.
    »Das soll Glück bringen«, sagte sie und drehte sich zu ihm um. Aber er sah sie schon gar nicht mehr an. Sein Blick war schon zum Haus abgeschweift, zur Terrasse, wo die Gewänder der Damen wie bunte Blumen blühten.
    »Ja, Sie haben ganz recht«, fuhr er fort, als hätte er ihre letzten Worte nicht gehört. »Mir liegt nicht viel am Schießen. Ich bin hergekommen, um zu arbeiten. Aber ich freue mich, dass ich hier auch so viel Vergnügliches vorfinde.«
    Ada folgte seinem Blick und sah Charlotte, die lachend mit der einen Hand ihren Hut festhielt und mit der anderen ein Glas Champagner hob, das in der Sonne funkelte.
    »Woher kennen Sie Charlotte denn?«, fragte sie mit einem Anflug von Eifersucht, der sie selbst überraschte.
    »Ach, wir haben letzte Saison recht oft miteinander getanzt.« Er bot ihr den Arm und geleitete sie die Stufen zur Terrasse hinauf, wo die Damen sie bereits mit Adlerblick erwarteten.

    »Ich wünschte, der Kerl würde entweder mit anpacken oder uns aus dem Weg gehen!«, meckerte Annie, als sie sich durch die Küche zur Speisekammer durchschlängelte. Rose half gerade unten aus und dekorierte die Kuchen für den Tee mit kandierten Veilchenblüten und feingesponnenem Zucker; sie blickte auf. Der Mann, von dem die Rede war, sah auf gewisse Weise gut aus, aber in seinen groben Gesichtszügen lag etwas Brutales, in seinen Augen Kälte. Er lungerte im Durchgang herum, eine Zigarette hinter dem Ohr.
    »Das ist Simon Croker, der Kammerdiener von Lord Fintan«, klärte Rose sie auf. »Er wartet vermutlich auf Seine Lordschaft.«
    »Na, dann soll er woanders warten!« Annie ging zu ihm. »He, Sie, wenn Sie nichts zu tun haben, können Sie doch diese Wildpasteten auf die Terrasse bringen.«
    Simon sah sie finster an: »Ich arbeite nicht für euch.«
    »Sie arbeiten anscheinend überhaupt nicht«, gab Annie zurück.
    Simon lächelte grimmig und dämpfte die Stimme zu einem rauen Flüstern. »Ich habe einen Vorschlag. Ihr tut mir einen Gefallen, dann tu ich euch auch einen.«
    Anne und Rose sahen sich an.
    »Da sind Sie bei uns an der falschen Adresse«, sagte Rose und lachte.
    Simon kräuselte die Lippen. »Nicht so einen Gefallen. Ich will bloß wissen, ob es stimmt, dass Sebastian Templeton auch hier ist.«
    »Was geht Sie das an?« Annie drehte sich zu Rose und zog die Augenbrauen hoch.
    »Reine Neugier.«
    Rose runzelte die Stirn.

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