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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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innige Beziehungen wurden dort geknüpft …« Sie beugte sich über den Tisch, dass die Diamanten in ihrem Dekolletee baumelten und die raffinierte Perlenstickerei am Ausschnitt im Schein der Kerzen schimmerte. Lord Fintan biss nicht an. Er sah ihr direkt in die Augen und sagte: »Wie wahr.«
    Charlotte presste die Lippen zusammen und richtete sich wieder auf. Es war im Kerzenlicht schwer zu sehen, aber Ada glaubte, dass sie errötet war.
    »Ich finde es sehr schade«, sagte Ada mit hoher, angespannter Stimme, »dass so viele Inder voreilige Schlüsse ziehen, was die Absichten der Engländer anbelangt.«
    »Ada ist so schrecklich politisch«, sagte Charlotte mit unterdrückter Wut.
    »Dann sitzt sie genau neben dem Menschen, der das zu schätzen weiß«, erwiderte Emily mit einem boshaften Lächeln und einem Blick zu ihrem Bruder. Charlotte atmete schwer aus und stach auf ihren Hummer ein, als wünschte sie, es wäre Emilys Kopf. Lord Fintan warf Emily einen amüsierten, aber auch ermahnenden Blick zu. Ada beobachtete, wie Ravis Blick zwischen den dreien hin- und hersprang, und am Ausdruck seiner goldgesprenkelten Augen erkannte sie, dass er alles genau beobachtete.
    »Ich würde nicht von voreiligen Schlüssen sprechen. Sondern von einer … richtigen Einschätzung der Situation, gestützt auf handfeste Beweise, die ich mit eigenen Augen gesehen habe«, sagte er zu Ada. Seine Stimme war immer noch kalt.
    Ada spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie wusste, dass seine spitze Bemerkung auf ihren Flirt mit Lord Fintan abzielte. Ada war bestürzt, aber auch zornig. Wie konnte er sie verurteilen, ohne ihre Version der Geschichte angehört zu haben?
    »Es stimmt, dass wir nicht in Indien sind und diese Dinge nicht beurteilen können«, sagte Lady Wellingborough und ließ ihren intelligenten Blick in die Runde schweifen. Ada hatte das Gefühl, ihre Gastgeberin merkte, dass da etwas im Gange war, ohne zu wissen, was genau.
    »Aber ich habe mehrere Jahre in Indien verbracht«, sagte Lord Westlake. »Und ich kann nicht billigen, wie gewisse Vereinigungen – der extreme Flügel der INC zum Beispiel – die Briten allesamt unterschiedslos zu Feinden erklären. Ich räume ein, dass man sich in einigen Situationen … falsch verhalten hat, aber Sie können nicht leugnen, dass wir dem Land auch viele Vorteile gebracht haben – Schulen, ein Eisenbahnnetz …«
    Ravi erwiderte seinen Blick ruhig, seine Augen waren kalt. »Und würden Sie die Teilung des Landes und die Hungersnöte auch als Vorteile bezeichnen?«
    Lord Westlake runzelte die Stirn. »Natürlich nicht. Ich habe mich immer gegen die Teilung ausgesprochen und persönlich in der Hungerhilfe mitgearbeitet.« Er lehnte sich zurück. »Sie sind jung«, sagte er steif. »Natürlich gehen Sie leidenschaftlich an diese Dinge heran.«
    »Ich bin jung, Sir, aber nicht blind.« Ravi sprach mit sanfter Stimme, aber Ada spürte die Leidenschaft, die sich dahinter verbarg. »Auch ich habe mehrere Jahre in Indien verbracht – in der Tat mein ganzes Leben. Mehr noch, ich bin Inder. Sie müssen mir auf die Herrschaft der Engländer eine andere Sicht als die Ihre zugestehen.«
    »Aber mein lieber Junge«, sagte Lord Wellingborough ernst, »halten Sie die armen Massen Ihres Landes wirklich für fähig, sich selbst zu regieren? Sie sind so gespalten.«
    »Das war Großbritannien auch, bis in die jüngste Zeit seiner Geschichte, und wenn wir die Irlandfrage betrachten … Aber ich glaube, das ist irrelevant, wenn Sie mir verzeihen. Die Frage ist doch vielmehr, ob es gerecht ist, dass ein Volk keine Stimme in der Regierung hat, von der es beherrscht wird. Ich meine, nein.«
    Lord Fintan lachte unbehaglich. »Ruhig Blut, lieber Freund. Sie hören sich ja fast schon an wie ein Rebell.«
    Ravi räusperte sich und warf Mr Varley einen kurzen Blick zu. »Ich könnte nie ein Land verraten, das mir so viele Möglichkeiten geboten hat. Aber wir können uns sicherlich darauf einigen, dass auf beiden Seiten kleine Verrätereien begangen wurden, nicht wahr?« Er sah Ada jetzt unverwandt in die Augen.
    Ada biss sich verärgert auf die Lippe. »Wo keine Verpflichtungen bestehen, kann von Verrat keine Rede sein«, gab sie zurück. Wie konnte er eine solche Andeutung wagen? Sie hatten sich darauf geeinigt, nur Freunde zu sein. Sie war ihm nichts schuldig. Sie konnte flirten, mit wem sie wollte.
    Sie wurde mit einem untrüglichen Aufblitzen von Schmerz in seinen Augen belohnt. Ada triumphierte

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