Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
Vom Netzwerk:
Blitzlichter flammten auf. Dann gab Sebastian sie frei, legte beschützend den Arm um sie und eilte mit ihr die Stufen zu den wartenden Droschken hinunter.
    Rose war so schockiert und fassungslos, dass sie gar nicht wütend sein konnte. Erst in der Droschke, in die Sebastian sie schnell hineingeschoben hatte, fiel ihr ein, dass sie ja schreien könnte. Und tatsächlich brachte sie einen kleinen, sehr leisen Aufschrei zustande.
    »Bitte nicht!«, flehte Sebastian gequält und beugte sich zu ihr vor. »Es tut mir so leid, Rose. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich weiß. Aber ich musste.«
    Rose schnappte nach Luft. Die Droschke rumpelte über Kopfsteinpflaster. Ihr kam der Verdacht, dass sie vielleicht für schreckliche Zwecke gekidnappt wurde. Aber wenn dies so wäre, dann hatte Mr Templeton sich nicht sehr um Diskretion bemüht – alle hatten sie aufbrechen sehen. Alle hatten den Kuss gesehen. Beim Gedanken daran wurde sie vor Entsetzen tiefrot.
    »Mr Templeton … Sir!« Sie brach in wilde Tränen aus.
    Sebastian stöhnte. »Ich bitte aufrichtig um Verzeihung. Ich hatte nicht die Absicht, Sie so aufzuregen.«
    »Nicht die Absicht – nicht die Absicht … Ich hielt Sie für einen Gentleman, Sir! Wo bringen Sie mich hin?« Sie stürzte auf den Türgriff los, aber Sebastian umklammerte ihre Hand. »Nein, nein, Rose, Sie irren sich! Wir fahren nur nach Hause. Ich …« Er fuhr sich verzweifelt mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß, was ich gerade getan habe, muss Ihnen, na ja, verrückt vorkommen.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass Sie so eine Sorte Mann sind, Sir«, schluchzte Rose. »Ich mochte Sie!«
    »Das bin ich auch nicht. Wirklich nicht. Ich habe Ihnen gegenüber keine unehrenhaften Absichten.« Mit trockenem Humor fügte er hinzu: »Ehrenhafte übrigens auch nicht. Es tut mir sehr leid, Rose. Nennen Sie es eine meiner Eskapaden, nennen Sie mich verrückt, nennen Sie mich, ich weiß nicht was, aber bitte verzeihen Sie mir.«
    Rose wischte sich langsam die Tränen ab. Die Aufrichtigkeit, die in seiner Stimme lag, war nicht zu überhören.
    »Warum haben Sie es dann getan? Wollten Sie sich über mich lustig machen?« Jetzt wurde sie wütend. »So etwas hätte ich Ihnen nie zugetraut, Sir!«
    »Ich würde mich niemals über Sie lustig machen, das schwöre ich Ihnen. Bitte glauben Sie mir.« Sebastian ließ den Kopf in die Hände fallen. »Ich hatte keine andere Wahl«, wiederholte er kläglich.
    Rose sah aus dem Fenster, ihr fehlten die Worte. Sie musste ihm wohl glauben, was er sagte. Er war ganz offensichtlich selbst von seiner Tat verstört. Aber was meint er damit, dass er keine andere Wahl hatte? War er verrückt? Anders konnte sie sich das nicht erklären. Wäre ihre Mutter hier, würde sie sagen: Ich hab’s dir ja gleich gesagt. Das kam davon, wenn man sich über seinen Stand erhob.
    Sobald die Droschke vor Milborough House vorgefahren war, sprang Rose hinaus und floh zur Tür, ohne Sebastian zu beachten, der ihr angstvoll nachrief. Mit dem Schlüssel, den Ada ihr gegeben hatte, schlüpfte sie ins Haus und schlich, die Schuhe in der Hand, auf Zehenspitzen die Treppe hinauf. In ihrer Müdigkeit und Erschöpfung bemerkte sie nicht, dass Stellas Tür nur angelehnt war, dass Licht durch den Spalt schien. Sie schaffte es gerade noch, sich auszuziehen und ins Bett zu fallen. Sie hatte völlig vergessen, dass sie noch so lange aufzubleiben hatte, bis Lady Ada nach Hause kam.

28
    Endlich war das Dinner vorüber, und Ada erhob sich, um sich mit den Damen zurückzuziehen. Im Salon trat sie gleich ans Fenster, sah den herabfallenden Schneeflocken zu und versuchte, ihre Wangen zu kühlen und ihre quälenden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Emily berührte sie sanft an der Schulter. »Geht es Ihnen gut, Ada?«
    »Ja … ja. Mir ist nur so schrecklich heiß.« Ada blickte in den Garten von Featherstonehaugh House hinaus. Dunkle Buchsbaumhecken ragten vor ihr auf, und auf den Stufen dazwischen glitzerte der Schnee. Ada war wütend auf sich selbst, und wütend auf Ravi. Wie hatte der Abend nur so entgleisen können?
    »Sicher meinen Sie, ich bin grausam zu Charlotte.« Emily sprach leise, und Ada, ganz gedankenverloren, musste sich erst darauf besinnen, wo sie gerade war. »Aber wenn Sie wüssten, was sich letzte Saison in Gravelley Park abgespielt hat, würden Sie verstehen.«
    »Möchten Sie es mir nicht erzählen?« Gegen ihren Willen war Ada neugierig.
    »Nein, das kann ich nicht. Das wäre selbst für mich zu

Weitere Kostenlose Bücher