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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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indiskret. Es soll genügen, wenn ich sage, dass die Tage von Samstag bis Montag sehr ereignisreich waren.« Sie lächelte freudlos. »Und dass Charlotte dafür gesorgt hat, dass gewisse Dinge vorgefallen sind, die mich sehr unglücklich gemacht haben.«
    »Das tut mir leid«, sagte Ada bewegt. Emily schien immer so lebhaft und fröhlich; Ada hätte nie gedacht, dass es auch in ihrem Leben Schatten gab.
    »Egal. Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, mich nie mit dem Schnee vom vergangenen Jahr zu befassen.« Emily lächelte. »Aber sagen Sie: Haben Sie denn das Buch bekommen, das ich Ihnen geschickt habe?«
    »Ja, und es hat mir sehr gut gefallen.«
    »Dann kommen Sie also nach Oxford?«
    »Wenn ich kann«, antwortete Ada abwesend. Sie hatte eine Gestalt gesehen, die den Weg überquerte und durch den Garten lief. In der Dunkelheit ließ sich nicht erkennen, wer es war, doch dann flammte ein Streichholz auf und beleuchtete das Gesicht. Es war Ravi, der sich eine Zigarre anzündete. Mit mürrischer Miene blickte er starr vor sich hin. Unwillkürlich trat Ada näher ans Fenster. Wenn er nur hochsehen, durchs Fenster blicken, sie ansehen würde.
    Auch Emily näherte sich und folgte neugierig Adas Blick. »Oh … und womöglich gäbe es ja mehr als nur einen guten Grund für einen Besuch in Oxford«, sagte sie bedeutungsvoll.
    Ada fuhr zurück, ihr Herz raste bei der Erkenntnis, dass Emily etwas vermutete. Doch Emily begegnete Adas erschrockenem Blick mit einem Lächeln.
    »Keine Sorge. Ich habe nichts gesehen«, sagte sie leise und entfernte sich.
    Ada stand einen Moment lang unentschlossen am Fenster. Als sie wieder hinaussah, war Ravi fort.
    Der Rest des Abends verging wie im Nebel. Ada lebte erst dann wieder auf, als die Gentlemen sich zu ihnen gesellten, und als Ravi in den Salon trat, fuhr sie hoch, als wolle sie aufspringen. Aber sie hatte keine Chance, mit ihm zu sprechen. Er blieb auf Distanz, und sie war nicht gelassen genug, um selbst auf ihn zuzugehen. Stattdessen lächelte sie über Komplimente und lachte über Scherze. Auch Lord Fintan hielt sich von ihr fern, und sie fragte sich, ob auch er Verdacht geschöpft hatte. Aber selbst wenn – im Grunde war sie nicht unglücklich darüber. In ihr herrschte wilder Aufruhr; einen Moment lang war sie entschlossen, mit Ravi zu reden – so konnten sie doch nicht auseinandergehen –, im nächsten Moment war sie wütend und wollte nie mehr ein Wort mit ihm wechseln. Und dann war es Zeit, nach Hause zu gehen.
    Bedrückt folgte sie ihrem Vater und Fiona in die Eingangshalle. Lord Fintan blieb stehen, bevor er in sein Automobil stieg, um sich über ihre Hand zu beugen.
    »Es war mir ein Vergnügen, wie immer«, sagte er. Ada quälte sich ein Lächeln ab.
    Emily küsste sie herzlich auf die Wange. »Ich hoffe, Sie schon recht bald zu sehen«, sagte sie mit einem bedeutungsvollen Unterton. Mit Charlotte tauschte sie nur ein frostiges Lächeln, dann ging sie zu ihrer Kutsche hinaus.
    Ada stand, in ihren Pelz gehüllt, nahe der Türe. Ihre Familie war noch im Gespräch mit den Wellingboroughs, und niemand beachtete sie. Aus einer Laune heraus trat sie ins Freie, ins Schneeflockengewirbel – und spürte plötzlich, wie sie fest am Arm gepackt wurde. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, zog sie jemand in den schattigen Winkel neben der Tür. Sie wusste sofort, dass es nur Ravi sein konnte, der sie da festhielt. »Lassen Sie mich!« Wütend riss sie sich los.
    »Mit Vergnügen«, erwiderte er kalt. »Ich dachte … aber egal; offensichtlich habe ich mich geirrt.«
    »Sie irren sich immer noch.« Ihre Wut verflog, als sie an ihr Verhalten heute Abend dachte. Ihre Stimme bekam etwas Flehendes: »Es ist nicht fair, mir Verrat vorzuwerfen. Sie wissen gar nicht …«
    »Was gibt es da noch zu wissen? Ich habe alles mit eigenen Augen gesehen. Sie kennen Lord Fintan vermutlich schon länger?«
    »Nicht besonders lang, nein.« Sie hob den Kopf. »Aber das sollte für Sie auch nicht von Interesse sein.«
    »Selbstverständlich nicht. Ich bitte um Verzeihung«, sagte er süffisant. »Wie Sie ja gesagt haben, haben Sie mir gegenüber keinerlei Verpflichtungen.«
    »Damit habe ich nicht gemeint, dass …« Sie brach ab und versuchte, ihre Enttäuschung und ihren Ärger zu unterdrücken. Es half nicht, dass sie immer noch dieses wahnsinnige Verlangen hatte, ihn zu küssen. Der Zigarrenduft, der in der Luft hing, versetzte sie zurück auf die Moldavia . »Wir haben uns darauf geeinigt, nur

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