Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Egal, wie sehr ich mich dagegen sträubte.
Für einen Rückzieher war es zu spät. Der Vertrag lag mahnend in meinem Zimmer, erinnerte mich an die Qualen, die James durchmachte, lag knisternd in der Luft.
»Komm schon, stell dich nicht so an. Du musst dir ja nichts wünschen«, wies ich mich mahnend an, zog die weiße Kreide, die ich in einem Schreibwarenladen gekauft hatte, aus meiner Hosentasche und griff nach dem Buch. Die geriffelte Schrift starrte mich höhnisch an. Ich schlug die Seite von Rashen de Andiel auf und versuchte, ruhig zu atmen, obwohl mir speiübel wurde.
Zwar hatte ich noch nie einen Dämon beschworen, aber ich wusste sehr wohl, wie gefährlich das sein konnte. Es gab genug Menschen da draußen, die mit schwarzbefleckten Auren herumliefen und nur noch einen Schritt von der Hölle entfernt waren. Aber zum Glück konnte ich weder Auren sehen, noch beschäftigte ich mich anderweitig mit Zauberei oder Magie. Die meisten Menschen glaubten nicht daran, doch meine Kindheit hatte damit begonnen, dass mein Vater seinen Pakt mit einem Dämonen nicht hatte einhalten können. Kurzerhand war er gemeinsam mit meiner Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dass es ein Dämon gewesen war, stand außer Frage, schließlich hatte Paps Schulden gehabt und eine Woche vor seinem Tod im Lotto gewonnen, so dass sich die Schulden kurzerhand in Luft aufgelöst hatten.
Ich griff in meinen Nacken und löste das Bernsteinmedaillon, das Levathian mir gegeben hatte. Mit mulmigem Gefühl begann ich den Kreis zu zeichnen. Zuerst die Außenlinie, möglichst symmetrisch. Den Stern in der Mitte malte ich mithilfe des Buches, das unglaublich schwer in meiner Hand lag. Die Sekunden verstrichen nur langsam, unnatürlich laut begann mein Herz gegen meine Rippen zu hämmern, ein monotoner, beängstigender Klang. Schweiß trat auf meine Stirn, und mir wurde unerträglich heiß, obwohl ich nicht wirklich warm angezogen war.
»James, du weißt, ich mach’ das nur für dich«, murmelte ich und konzentrierte mich auf die letzte Linie. Anschließend wischte ich den Staub an meiner Hose ab, richtete mich auf und begutachtete mein Werk.
Alles exakt so, wie es in dem Buch stand. Der Kreis war nahezu perfekt, und die Linien verschmolzen mit dem dunklen Holzboden.
Schlagen Sie den Gegenstand dreimal gegen die Seite des Oishine, und stellen Sie sich einen menschlichen Körper vor.
ACHTUNG: Keine Personen aus Ihrem Umfeld, keine Prominenten!
Gut, das dürfte nicht so schwer sein.
Das Licht, das durch die Dachluke fiel, machte den zirkulierenden Staub sichtbar, doch die kleine Dachluke spendete, obwohl es draußen trüb war, genügend Licht, um die Kreise zum Leuchten zu bringen. Ich zögerte. Nur noch wenige Sekunden, und der Oishine war beschworen. Peinlich, dass ich mich ängstigte wie ein kleines Mädchen, aber ich hatte nun mal Angst. Angst vor einem Oishine. Zwar kein vollwertiger Dämon, dennoch ein Dämon. Irgendwie.
Ich holte tief Luft und verhakte den Verschluss der Kette, trat aus dem Kreis heraus und starrte auf den Namen, der bald zu einer Person werden würde. Rashen de Andiel.
»Für dich, James«, sagte ich tonlos und schlug das Bernsteinmedaillon dreimal gegen die Seite.
Im ersten Moment passierte nichts. Doch dann stieg weißer Nebel aus der Mitte des Kreises auf, machte zuerst stramme Waden, ein knackiges Gesäß, dann einen breiten Rücken und zu guter Letzt einen schwarzhaarigen Hinterkopf sichtbar. Mit einem wütenden Fauchen drehte sich der nackte Oishine zu mir um, und ich erstarrte blitzartig zu einer Salzsäure.
Nein, das kann nicht sein!
In seinen Augen lag ein roter Glanz, der sofort verblasste, als wäre er niemals dort gewesen. Alles an ihm wirkte so unheimlich vertraut. Mir wurde warm und dann kalt. Ein Finger zuckte bereits in seine Richtung, wollte ihn berühren, ihn anfassen, begreifen, dass er real war.
James.
Mit arrogant hochgezogenen Brauen und einem spöttischen Funkeln in den Augen schaute sich der Oishine im Raum um. Seine Bewegung war etwas hölzern. Als sich unsere Blicke kreuzten, durchfuhr es mich siedend heiß, und ich rang nach Luft.
»Du … du bist gebannt!«, gelang es mir schließlich zu sagen.
Der Oishine verzog seine vollen Lippen, die ich schon so oft mit Küssen bedeckt hatte, zu einem höhnischen Lächeln. Seine Mimik war so fremd, so seltsam, passte nicht zu dem Gesicht, das ich in meinem Herzen mit mir trug.
Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und
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