Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Erleichterung machte sich in mir breit: Das war nicht James. Und dieser Oishine würde auch niemals James sein. Das hier war Rashen de Andiel, ein Wesen aus der Hölle. Das, und nichts anderes.
Kapitel 11
Kommunikation wäre manchmal echt hilfreich.
E s ist ein immer wiederkehrender Ablauf desselben Trotts: Eine Mischung aus Schlafen, Anzicken, Essen und wieder Schlafen. Dieser Cocktail macht meine Nerven zu erstaunlich dünnem Eis, und mit jedem Streit, der zwischen Claire und mir entbrennt, komme ich meinem persönlichen Durchdreh-Punkt immer näher. Verdammt nah.
Nach neun Tagen könnte ich eine Pause von meinem körperlichen Dasein einlegen, doch an Claires Seite ist eine Pause leider nicht in Sicht.
Das Buch der Oishine liegt unberührt auf ihrem Schreibtisch, alle drei Prüfungen sind geschrieben. Ob sie sich überhaupt etwas wünscht? Immerhin kann ein Geheimnis das Interesse eines Dämons wecken. Die meisten Menschen sind zu schwach, um sich etwas zu wünschen. Außerdem gibt es immer noch Dschinns oder Hexen, die ganz andere Bezahlungen für einen kleinen Zauber verlangen. Aber finde mal einen Dschinn, wenn die Flaschen seit Jahrhunderten in den Familien von reichen Juden weilen. Keine Chance.
Auf Claires Bett lümmelnd, verschränke ich die Arme hinter dem Hinterkopf und starre die Decke an. Ausnahmsweise blende ich Johnny aus, aber mittlerweile habe ich mich auch an seine Anwesenheit gewöhnt.
Claire kommt herein, die Haare frisch geföhnt, ihr Gesicht aufreizend geschminkt, als wolle sie sich auf dem nächsten Straßenstrich feilbieten. Ach, ich vergaß, sie arbeitet ja im Rotlichtmilieu …
Sie trägt ihre zerrissenen Jeans, mittlerweile weiß ich, dass sie diese nur anhat, wenn es zum Stripclub geht. Vermutlich ein Ritual, um sich besser in Air hineinzuversetzen. Oder es ist schlicht und ergreifend ihre Lieblingshose.
»Wann müssen wir los?«
»In ein paar Minuten«, antwortet Claire geistesabwesend und kramt an ihrem Schreibtisch herum. Ich erhebe mich mit einer fließenden Bewegung und trete lautlos an sie heran. Ihr Kokosshampoo steigt mir in die Nase. Angewidert wende ich mich ab, als mein Blick auf ein Stück Papyrus fällt.
Im ersten Moment kann ich es nicht einordnen, registriere nur die Vertrautheit, die es in mir auslöst. Im nächsten Augenblick verharre ich stocksteif, während ich mir meine plötzlich staubtrockenen Lippen mit der Zunge befeuchte. Nein. Nein, das kann nicht sein. Das würde doch gar nicht gehen … Das wäre …
Ich habe das Ding schon hundert Mal gesehen – weil ich sie selbst aufgestellt habe.
»Was ist das?«, frage ich mit belegter Stimme. Claire zuckt zusammen, greift nach dem Papyrus, schiebt es unter einen Stapel Papier, dreht sich reuig zu mir um und schaut mich flehend an.
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Hölle, ist dieses Mädchen schlecht im Lügen! Wut keimt in mir auf, strömt durch meinen gesamten Körper und lässt mich vor Entrüstung vibrieren.
»Das ist ein gottverdammter Pakt. Und die drei rotbraun getrockneten Tropfen ganz unten sahen verdächtig nach Blut aus. Also, willst du mir verraten, was das zu bedeuten hat?«
Ich bin ganz ruhig. Gefährlich ruhig. Hinter den Worten schwingt eine Drohung mit, die ich nicht aussprechen muss. Claire versteht sie auch so. Schuldig beißt sie sich auf die Unterlippe, schaut mit tellerrandgroßen Augen zu mir auf. Sie weiß genau, welche Knöpfe sie bei James drücken muss, um ihn wieder milde zu stimmen. Aber sie vergisst eines: Ich bin nicht James.
Als Claire keine Antwort gibt, senke ich meinen Kopf, bis er dicht vor ihrem ist, wenige Zentimeter trennen uns jetzt noch. Kokosduft. Und meine Nerven, die bis zum Zerreißen gespannt sind.
»Spuck’s aus, Schätzchen. Was verheimlichst du vor mir?«
Sie reagiert nicht, verlagert angespannt das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
»Ich frage nicht noch einmal.«
Noch ein kleines bisschen ruhiger. Claire wirft die Arme in die Luft, eine hilflose wie einsichtige Geste.
»Herrje, es ist ein Pakt! Was denn sonst?«, ruft sie verzweifelt aus.
»Zwischen wem?«, grolle ich ahnungsvoll.
»Geht dich nichts an.«
»Wie bitte?«
Claire nickt heftig. »Du hast mich schon verstanden. Mein Privatleben geht dich nichts an. Genauso wenig wie und mit wem ich irgendetwas abgeschlossen habe.«
»Wenn du irgendwelche Blutspakte schließt, geht mich das sehr wohl etwas an!«, schreie ich aufgebracht. Ich spüre das heftige Pochen meiner
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