Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
Halsschlagader.
»Ich wüsste nicht, warum.«
Der ruhige Klang ihrer Stimme macht mich rasend. Sie genießt das Spielchen. Sie genießt es, mich in der Hand zu haben. Ich suche nach möglichen Drohungen, nach einer passablen Lösung, die ihr Informationen entlocken könnte. Stattdessen habe ich damit zu kämpfen, ihr nicht auf der Stelle den Hals umzudrehen. Aber das würde mir einen sicheren Platz im Tartarus bescheren.
»Claire«, presse ich hervor. »Der Schutz vor Dämonen ist nichtig, wenn du einen Blutspakt vor der Bannung abgeschlossen hast. Ich kann dich nicht beschützen, wenn du mir nicht die Wahrheit sagst.«
Ein nachdenklicher Ausdruck schleicht sich auf ihr Gesicht. Schließlich nickt sie.
»In Ordnung. Was willst du wissen?«
»Den Namen des Dämons.«
»Levathian.«
Mein Unterkiefer zittert vor Wut. Dumm, dass ich noch Informationen von ihr benötige, sonst würde ich sie mit einem Eilexpress in den Tartarus verfrachten. Ohne Rückfahrticket.
»Moment, das ist doch der Dämon, der dir auch den Zettel mit den Informationen gegeben hat, richtig?« Claire nickt. »Und wann gedachtest du, mir das zu erzählen? Wenn ich wieder verschwinde?«, spotte ich rasiermesserscharf. »Oder einfach gar nicht?«
»Eher Letzteres.«
Ein spöttisches Glänzen in ihren Augen bringt mich schier um den Verstand. Ich zwinge sie mit der nötigen Gewalt, in meine Augen zu schauen.
»Was ist euer Pakt?«, frage ich leise.
Sie löst meine Finger von ihrem Kinn.
»Ich sollte dich bannen und mir nichts wünschen.«
Ich fahre mir aufgebracht durch mein Haar und mache einen Schritt nach hinten. Fast schon erleichtert atmet Claire aus, nutzt den gewonnenen Platz und tritt an mir vorbei zur Seite.
»Das ergibt doch keinen Sinn! Warum solltest …«, meine Augen weiten sich vor Verblüffen.
In diesem Moment fällt bei mir der Groschen. Nazar. Seine Warnung bezüglich des Lehrlings und den gestohlen Formeln. Levathian, irgendein Dämon, der sich profilieren will. Claire, die mich bannen sollte und sich nichts wünschen darf. All das verschwimmt zu einer Suppe an negativen Informationen, verklebt sich zu einem übelriechenden Gebräu, dessen Bedeutung erst langsam in das menschliche Gehirn einsickert:
Ich stecke in ziemlichen Schwierigkeiten.
»Scheiße!«, entfährt es mir, und ich stütze mich mit einer Hand auf Claires Chaosschreibtisch ab.
Meine Gedanken überschlagen sich. Es ist absurd. Es ist prinzipiell nicht möglich, dennoch läuft es mir eiskalt den Rücken hinab.
Was, wenn Hoyt sich für immer einen Oishine bannen will und dafür extra einen Dämon gebannt hat? Das wäre … möglich.
Ein tiefes Grollen erhebt sich in meiner Brust, angriffslustig drehe ich mich zu Claire um, die Stück für Stück zurückweicht, bis sie direkt unter Johnnys höhnischem Grinsen steht. Verkrampft umfassen sich ihre Hände, während ich ihr bedrohlich langsam immer näher komme.
Dieses Miststück hat mich beschworen. Wissentlich meine Wenigkeit beschworen. Mich in den Körper ihres toten Verlobten gesteckt. Einen Blutspakt geschlossen. Und mich einem Irren ausgeliefert.
»Was hast du getan?«, frage ich, und dieses Mal klingt meine Stimme rau vor innerer Anspannung. Ich bin so kurz davor, zu explodieren, dass mir Claire schon fast leidtut. Fast.
»Was hast du getan?!«, brülle ich, blind vor Zorn, als mir das mögliche Ausmaß ihres Handelns bewusst wird.
»Ich … ich habe nur …«
»Du hast nur was ?!«, unterbreche ich sie schnappend, überbrücke die letzte Distanz, die uns trennt, und nagle sie zwischen meinen ausgestreckten Armen an der Wand fest. Grob halte ich ihre mickrigen Schultern umklammert, eine Naturgewalt kurz vor dem Ausbruch. Johnny lächelt unbeteiligt auf uns herab.
»Ich … ich …«, ihre Stimme bebt, die Unterlippe zittert und ist rot vom heftigen darauf Herumkauen. Nichts ist mehr übrig von der toughen Air. Da ist nur noch Claire. Ein kleines, verängstigtes Menschenmädchen.
»Du wirst mir alles erzählen. Jedes Detail! Wie er aussah. Wie er auf dich zukam. Was er gesagt hat. Alles, hast du mich verstanden?«
Sie nickt, dreht ihr Gesicht zur Seite. Dann sieht sie mich an.
»Seinen Namen kennst du. Er stand eines Nachts in der Wohnung, keine Ahnung, wie er reinkam. Er war einfach da. Schwarzhaarig, bisschen kleiner als du, rot glühende Augen, dunkler Bartschatten. Du musst wissen … ich habe diese … Träume.«
Stockend macht sie eine Pause. Sie ist sehr blass um die Nase. Die Farbe
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