Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
alles und jeden Rücksicht genommen. Gefühle. Die Frauen. Als ob man sämtliche Männer in die Waschmaschine gesteckt und besonders viel Weichspüler reingeschüttet hätte.
Es wird Zeit, Matthews Illusionen zu zerstören. Und zwar höchste Zeit.
»Keine Sorge, sie ist noch zu haben, ich vögle sie nur.«
»Was?«
Verdutzt sieht mich Matthew an, die Grübchen lassen ihn so unmännlich wirken wie einen Waschbär. Zum Knuddeln. Aber nichts für eine Nacht. Vielleicht habe ich mich in den geöffneten Schenkeln getäuscht, und er will einfach nur die ihm zufliegenden Herzen einsammeln.
»Na ja, die Kleine ist eine Granate im Bett, was sollte ich sonst von ihr wollen?«
Matthews Kehlkopf hüpft nervös auf und ab, als er nach Worten ringt und keine besonders schlagfertige Figur abgibt. Ich fische mit der Zunge den letzten Schluck Alkohol aus dem Glas und schmunzle befriedigt.
»Claire ist wirklich nett, und sie hat was auf dem Kasten. Ich kenn sie von der Uni. Hart genug, dass sie ihre Eltern verloren hat.«
Diese Information ist mir neu, ergibt aber durchaus Sinn. Warum sonst ist sie innerlich so kaputt?
»Ach ja?« Neugierig verlagere ich das Gewicht und beuge mich etwas vor, um den Barkeeper besser verstehen zu können. Der nimmt gerade eine weitere Bestellung entgegen, köpft eine Bierflasche und reicht sie weiter.
»Das erzählt sie dir am besten selbst.«
Ich wiegle mit den Händen ab.
»Bloß nicht, sonst fängt sie womöglich noch zu heulen an!«
Etwas irritiert sagt Matthew: »Es ist nicht meine Aufgabe. Wenn du nur mit ihr in die Kiste gehst, dann ist das okay.«
Langsam beuge ich mich vor und durchlöchere den armen Kerl mit meinem Blick. »Du hast mit dieser Eltern-Geschichte angefangen, jetzt hast du mich neugierig gemacht.«
Ich sehe, wie er mit sich hadert, aber letztendlich sein gutherziger Charakter siegt. Herrje, der Trottel hätte doch keine Ahnung, was er mit Claire anfangen soll. Dieses Mädchen braucht keinen Jüngling, der sie anhimmelt, sie braucht jemanden, der ihr das Wasser reichen kann, der ihr die Stirn bietet und gleichzeitig Manns genug ist, um eine starke Schulter für sie zu sein. Der Manns genug ist, mit ihren beiden Seiten zu hantieren. Claire zu mögen, obwohl Air noch einen beachtlichen Teil ihrer selbst einnimmt.
Jemand wie du?
Matthew funkt zwischen meine unsittlichen Gedanken:
»Ihre Eltern hatten einen Autounfall, da war sie zwölf. Sie ist Einzelkind und hat bei ihrer Großmutter gelebt, bis diese gestorben ist, das war vor vier Jahren. Mehr weiß ich aber auch nicht, sie redet ungern drüber.«
Matthew schweigt und starrt hinter mich, wo ich Claires Kokosduft, der mit einer leichten Fahne durchsetzt ist, rieche, noch bevor ich ihre Hände an meinem Bauch spüre. Ihre kleinen Hände umschließen meinen Oberkörper, und ihr Kinn ruht plötzlich auf meiner Schulter. Ein flaues Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Unbewusst atme ich ihren wohltuenden Duft ein.
»Lass uns gehen, Schatz.«
Ich versuche, mich nicht zu bewegen, um die Position ihrer Hände nicht unnötig zu verändern. Wer weiß, auf welche Gedanken sie noch kommt. Das Schatz am Ende ihres Satzes zeigt ja, wie angeheitert sie bereits ist. Solange sie mir nicht noch die Zunge in den Hals steckt, kann ich damit leben. Vorerst.
»Okay, wenn du willst.«
»Ja, will ich. Ich habe genug von diesem Zirkus. Hier wollen sowieso alle nur das eine. Tschüss, Matthew-Baby, und danke für die Cocktails!«
Sie zieht mich vom Hocker, winkt ihrem Kommilitonen zu und zerrt mich quer durch den Raum zu der Garderobe. Ich krame die beiden Marken hervor und gebe sie der hübschen Angestellten, die etwas blass um die Nase wirkt. Ob das an dieser neonfarbenen Beleuchtung liegt?
»Ich hab keine Ahnung, was ich hier eigentlich gemacht habe«, murmelt Claire durcheinander und fasst sich an die Stirn, als habe sie Kopfschmerzen. Sie stöckelt haltlos zum Ausgang, vorbei an Dustin, der uns angrinst, die Schlange sieht unverändert aus, dieselben Clownsgesichter.
Gerade noch rechtzeitig bemerke ich Claires Stolpern, greife zaghaft nach ihrem Arm und halte sie stützend an der Hüfte fest.
Wir lassen die Menge hinter uns, biegen in eine Seitenstraße ein. Wohin wir laufen, weiß ich nicht. Claire stolpert vorwärts, gibt das Ziel an. Auch mich lässt der Whiskey nicht kalt, dennoch brauche ich keine starken Männerhände, die mich stützen. Ein leises Schnurren steigt ihre Kehle hinauf. Sie vergräbt ihre Nase in der
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