Rashminder Nächte 2 (German Edition)
verneigte sich höflich vor seinem Meister, der ihn ohne Worte am Arm nahm und ins Haus zog. Eryk eilte hinterher, zerrissen von Zorn und Angst um seinen Partner. Er sah gerade noch, wie Kaiden von einem fremden jungen Mann mitgenommen wurde. Als er ihm jedoch folgen wurde, hielt Torgen ihn auf.
„Nicht einmischen, mein Freund.“ Der Alte sprach ruhig, aber sein Ton ließ keinen Zweifel, dass er Eryk auch mit Gewalt aufhalten würde.
„Mein Schüler kümmert sich um diese Kleinigkeit, es wird nicht lange dauern.“
„Wieso …“, begehrte Eryk auf und musste sich beherrschen, als er ohne weitere Umstände in ein Studierzimmer geschoben wurde.
„Kaiden soll dir das erklären, es gibt keinen Grund zur Sorge.“
Zischend befreite er sich von der Hand, die ihn noch immer energisch an der Schulter gepackt hielt und ließ sich in den Stuhl fallen, der ihm geboten wurde.
„Du wirkst wütend, Eryk“, sagte Torgen mit einem heiteren Lächeln und einem Blick, der Wachsamkeit verdeutlichte.
„Ich verstehe nicht, wofür mein Partner bestraft werden soll. Wir sind so schnell es ging hergeeilt, haben unser letztes Geld in eine Mietkutsche gesteckt. Was soll das?“ Eryk klammerte sich am Tisch fest, um sich selbst zu hindern, dem alten Magier ins Gesicht zu springen. Es würde ihm wohl kaum gut bekommen.
„Es ist keine Strafe im eigentlichen Sinne. Mehr eine Geste, um Kaiden an seinen Stand zu erinnern. Er hat die letzten Jahre versucht, sich von der Magiergilde fernzuhalten, das darf er sich nicht erlauben. Zudem hilft ihm diese kleine Lektion bei dem, was euch nun erwarten wird. Sei unbesorgt, er wird nicht verletzt werden.“
Es klopfte leise. Torgen ließ sich so viel Zeit mit seinem herein , dass Eryk sich fast die Nägel am Tisch abgerissen hätte. Kaiden war bleich, als er eintrat, seine Bewegungen steif. Ansonsten ließ er sich nicht anmerken, ob er Schmerzen litt oder nicht.
„Meister.“ Sein ehrfürchtiges Verneigen zeigte genauso wenig, wie es in ihm aussehen mochte.
„Setz dich, mein lieber Junge. Dein Freund und ich haben gewartet, du hast noch nichts Wichtiges versäumt.“ Torgen lächelte wie ein gutmütiger Großvater, der seinen Lieblingsenkel empfing. Kaiden setzte sich ruhig neben Eryk nieder, ohne ihn zu beachten, und faltete die Hände auf den Tisch. Ganz gebannte Aufmerksamkeit, als wäre er ein Schüler, der einer wichtigen Lektion lauschte.
„Es geht um Fürst Naxander“, begann Torgen. Eryk zischte – diesem Bastard wollte er durchaus noch einmal begegnen, am liebsten mit zwei Schritt Stahl in den Händen.
„Er ist nicht zufällig entkommen, wie ihr euch vielleicht schon denken konntet. Naxander ist zu mächtig, um ihn einfach zu verhaften wie einen gewöhnlichen Verbrecher. Er ist ein hohes Mitglied des Gildenrates, und der König selbst schützt ihn, trotz des kleinen Skandals, wegen dem Naxander den Hof verlassen musste. Für das, was er unschuldigen Jungen angetan hat, wofür seine Komplizen auf grausige Weise sterben mussten, hätte man ihn befragen und zu einer hohen Geldstrafe verdingen können. Mehr nicht. Doch selbst dieser geringen Buße hat er sich entzogen. Unterschätzt seine Macht nicht!“
„Und was daran ist nun unser Problem?“, fragte Kaiden aggressiv. So angriffslustig hatte Eryk ihn selten erlebt, er schien regelrecht von knisternden Funken umgeben – es war ein sicheres Zeichen, einen möglichst großen Bogen um ihn zu machen. Für ihn zumindest.
Meister Torgen Lächeln vertiefte sich.
„Dazu kommen wir gleich, mein Junge, noch einen Moment Geduld. Naxander als solches ist gewiss nicht euer Problem, oder sagen wir, keines, das ihr zu lösen imstande wäret. Naxander hat sich eines Artefaktes bemächtigt, das nicht in seine Hände gehört: den Tor von Amarganth.“
Kaiden riss die Augen auf. „Das gehört in niemandes Hände, es hätte vor Jahrhunderten zerstört werden sollen!“, rief er erschrocken.
„Gewiss. Erkläre deinem Freund, warum das so ist.“ Eryk wusste inzwischen genau, warum Kaiden diesen Mann hasste. Sein wohlwollendes und gütiges Lächeln war Grund genug für Mordgedanken! Zumindest jetzt, wo er wusste, welch grausamer Geist sich hinter der Fassade des wirren, gütigen alten Mannes verbarg.
Kaiden beherrschte sich und wandte sich mit ausdrucksloser Miene zu ihm um.
„Der Tor von Amarganth ist eine Narrenfigur, aus Obsidian und Gold gefertigt. Ein hübsches Stück, das sich als Schmuck für jedes Regal eignen würde, nichts
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