Rashminder Nächte 2 (German Edition)
rasch, ihr werdet doch erwartet!“ Sie winkte, als wollte sie sie zur Eile antreiben. Intuitiv sah Eryk zu Lark hinüber und erwischte ihn bei einem kaum verhohlenen Grinsen.
„Was wird das?“, fragte er misstrauisch.
Kaiden schüttelte nur den Kopf und eilte nach Hause. Über die Schwelle schaffte er es allerdings nicht. Eryk ahnte das Schlimmste, stellte sich neben ihn …
Blitzende Sauberkeit strahlte ihnen entgegen.
Ordnung. Ein weißes Tuch auf dem Tisch. Frische Vorhänge an den Butzenfenstern, wo noch nie Stoff gehangen hatte. Strohblumen in einer riesigen Bodenvase. Der Duft nach frisch gekochtem Eintopf.
Das alles zusammen konnte nur eines bedeuten …
„Zieht die Stiefel aus und kommt endlich rein, es ist kalt!“, ertönte eine weibliche Stimme.
„Und beeilt euch dabei!“ Eine zweite weibliche Stimme.
„Nun aber schnell, Herr Kaiden, Herr Eryk, lasst eure Frauen nicht warten!“ Miria schnalzte ungeduldig und blieb hinter ihnen, als wollte sie jeden Gedanken an Flucht im Keim ersticken. „Das hättet ihr aber ruhig mal erzählen können, dass eure Frauen nur auf Reisen waren.“
Kaiden zuckte hilflos mit den Schultern und zog brav die Stiefel aus. Eryk folgte ihm, zu erschöpft, um sich noch länger gegen den Duft nach Essen wehren zu können.
Lark schloss die Tür hinter ihnen und brach in lautes Gelächter aus, das er offenkundig bis zum letzten Moment zurückgehalten hatte.
Aus der Schlafkammer kamen zwei kräftig gebaute blonde Frauen, deren Ähnlichkeit mit Lark so erschlagend war, dass zumindest sofort geklärt war, wer hier gerade die Herrschaft über das Haus übernommen hatte. Sie schienen beide Mitte dreißig zu sein und wirkten wie das Sinnbild mütterlicher Tüchtigkeit.
„Darf ich vorstellen: Meine Schwestern Anjali die Ältere und Anjali die Jüngere.“
Die Namenspolitik von Larks Eltern war legendär, darum schaffte Eryk es, jegliche Verwirrung zu verbergen und eine Verbeugung anzudeuten.
„Meister Torgen hat einen kleinen Fluch gewirkt, der eure unmittelbare Nachbarschaft betrifft. Die braven Leutchen sind nun davon überzeugt schon immer gewusst zu haben, dass ihr glücklich verheiratete Männer seid, deren Frauen unglücklicherweise für einige Monate fern von daheim weilen mussten, um kranke Familienangehörige zu pflegen.“
„Sehr kranke Familienangehörige“, bekräftigte Anjali die Ältere und zwinkerte Eryk zu. „Ihr seid so verständnisvolle Ehegatten und schickt alles Geld zu uns, damit wir unsere leidenden Eltern versorgen können.“
„Dadurch bleibt euch nur wenig und ihr wohnt zusammen, um sparen zu können. Rein geschäftsmäßig-partnerschaftlich, selbstverständlich.“ Anjali die Jüngere nahm den schweren Eisentopf vom Kochfeuer und hob ihn leise ächzend auf den Tisch, wo ihre Schwester bereits eine Holzplatte zum Unterstellen bereitgelegt hatte. Gemeinsam begannen sie, Holzschalen mit Eintopf zu füllen.
„Nun los, die Herren, wascht euch, zieht euch anständig an, das Essen wird kalt.“
„Ihr solltet hören, was sie sagen, die Anjalis verstehen keinen Spaß, wenn es ums Essen geht“, flüsterte Lark ihnen zu und schob sie energisch in die Schlafkammer ab. „Und keine Sorge, sie bleiben nicht hier wohnen, die sind beide verheiratet und Mütter von, ahm, keine Ahnung wie vielen Kindern. Die finden das ziemlich lustig, euch helfen zu dürfen. Hm, vielleicht ist lustig das falsche Wort … Ihnen gefällt die Idee von tiefer, echter Männerfreundschaft. Oh, ich hätte auch meine jüngsten Halbschwestern herholen können, aber eure Nachbarn hätten bei jugendlichen Schönheiten wohl ein Problem mit der Geschichte bekommen.“
„Zweifellos“, murmelte Kaiden matt und schloss die Tür.
„Wir sind zuhause“, fügte er dann hinzu, als müsse er sich selbst von dieser Tatsache überzeugen.
Eryk nahm ihn vorsichtig in den Arm, unsicher, ob sein Partner nicht noch unter seinen Verletzungen litt.
„Wir haben jetzt mindestens ein Problem weniger am Hals. Ich denke, dafür hat sich unser kleiner Ausflug durchaus gelohnt, oder?“ Er zog ihm das dreckstarrende Hemd über den Kopf und schnappte sich den Waschlappen, den einer der Anjalis neben zwei Schüsseln mit heißem Wasser bereitgelegt hatte. Während er behutsam über Kaidens Gesicht wusch, der sich das mit geschlossenen Augen gefallen ließ, spürte er, wie eine große Last von ihm abfiel. Egal, was noch alles auf sie warten sollte, sie hatten das hier überlebt. Sie hatten Freunde,
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