Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Weise verraten, wo sich das Versteck der Schale befindet.“
„Und genau darum ist dieses Artefakt auch tausend Jahre nach seiner Erschaffung noch unberührt und damit kaum mehr als ein Mythos“, parierte Kaiden. Torgen blickte ihn nicht einmal an.
„Man hat alles versucht, um einen Magier mit einem Krieger von Kind an gemeinsam zu erziehen, sodass beide einander vertrauen. Es hat sich gezeigt, dass der Fluch sich nicht von Zaubern aushebeln lässt, die das Denken und den Willen beeinflussen ... Leider sind in allen Fällen entweder Misstrauen oder Gier durchgeschlagen, und mittlerweile ist die Schriftrolle verloren gegangen, die Hinweise auf das Versteck gab.“
„Das klingt unsinnig. Wozu solch ein Ding erschaffen und es dann so kompliziert verfluchen, dass niemand es nutzen kann?“, fragte Eryk. Torgen warf ihm einen amüsierten Blick zu.
„Damit soll sichergestellt werden, dass niemand dieses Artefakt nutzt, der seiner unwürdig ist. Nur die, die es finden, können in den Genuss der Wirkung kommen.“
„Fein. Man hat es tausend Jahre lang nicht geschafft, Vertrauen zwischen Kriegern und Magiern zu schaffen. Ich denke, wir beide vertrauen uns, finden kannst du das Ding jederzeit, Kaiden, auch ohne Schatzkarte. Vertraut uns die Gilde tatsächlich so sehr, dass wir es ausschließlich gebrauchen, um diese Statue zu holen?“
„Die Gilde geht davon aus, dass ihr die Unsichtbarkeit weder zur persönlichen Bereicherung noch zum Erlangen von Macht oder der Durchführung irgendwelcher Verbrechen nutzen würdet. Sollte dem nicht so sein, würde euch niemand hindern können. Allerdings würde es Kaidens Verbannung aus der Gilde nach sich ziehen und euer friedliches Dasein in Rashmind beenden. Da der Zauber nur dreimal angewendet werden kann, halte ich es ebenfalls für wahrscheinlich, dass ihr aus Vernunftgründen brav sein werdet.“
Eryk spürte wie Kaiden innerlich kochte und ergriff rasch seine Hand, um ihn nun seinerseits zu beruhigen. Ein wenig unbehaglich war ihm dabei, es unter den Augen eines anderen zu tun, aber er unterdrückte es.
„Warum geht es eigentlich nicht ohne das Ding?“, fragte er.
„Naxander kennt euch und schützt sich sowohl mit Magiern als auch normalen Wächtern. Auch wenn ihr unsichtbar seid, ist es höchst gefährlich, bei ihm einzubrechen. Ohne hättet ihr wohl gar keine Aussicht auf Erfolg.“
„Also schön. Wir versuchen die Schale zu holen. Und dann? Naxander wird den Tor von Ama… Dingsda ganz sicher nicht offen auf dem Schreibtisch stehen lassen.“
„Gewiss nicht, Eryk.“ Schon wieder dieses gutmütige Lächeln!
„Späherberichten zufolge befindet sich die Statue in Naxanders Landhaus, vier Meilen östlich von Rashmind. Der Fürst selbst hingegen weilt für zwei Wochen in Lopurn als Gast von Kronprinz Hashardt. Ihr könntet recht unbesorgt suchen, da er seine Leibwachen größtenteils mitnimmt. Sollte die Suche nach der Schale zu lange dauern, dürft ihr abbrechen, um ohne dieses Artefakt zu versuchen, die Statue zu stehlen.“
„Wenn wir scheitern …“, begann Kaiden, doch wieder winkte Torgen ab.
„Gleichgültig, ob ihr an dem Erringen der Schale, dem Einbruch oder dem Diebstahl der Statue scheitern solltet, niemand wird euch dafür zur Rechenschaft ziehen. Gesetzesüberschreitungen, die eurer Mission dienlich sein sollten, bleiben ebenso ungesühnt. Für eure Mühe erhaltet ihr in jedem Fall eine großzügige Entlohnung – je erfolgreicher ihr seid, desto höher wird die Summe. Solltet ihr verletzt werden oder einer von euch sterben, bekommt ihr entsprechend entweder eine Entschädigung oder eine würdige Bestattung. Noch Fragen?“
„Ähm, ja“, murmelte Eryk, obwohl er eigentlich nichts lieber wollte als von hier zu flüchten. Die offensichtliche Frage: dürfen wir den Auftrag ablehnen? , sparte er sich. Die Gilde fragte niemals höflich, sie erwartete Gehorsam.
„Wie können wir diesen Tor oder Narren oder was auch immer stehlen, wenn jede Berührung tödlich ist?“
„Oh, sei unbesorgt, mein lieber Eryk. Ein einfaches Stofftuch reicht, die Wirkung entfaltet sich bloß auf bloßer Haut.“ Meister Torgen nickte gewichtig, auf jene Weise, die einem Rauswurf gleichkam. Kaiden verneigte sich erneut steif, murmelte ein paar respektvoll klingende Worte, die Eryk hastig nachplapperte. Dann konnten sie endlich gehen. Es fühlte sich ein wenig so an, als wären sie gerade noch einer Schlangengrube entkommen … Um sehenden Auges in ein Fass mit
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