Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Skorpionen zu springen. Ihm war nur allzu bewusst, dass Torgen nichts davon gesagt hatte, wohin sie die Statue bringen sollten. Offenbar glaubte der Alte nicht, dass sie den Auftrag erfüllen konnten. Womit sich die Frage stellte, warum man sie überhaupt losschickte. Oder warum Torgen so umfassend Auskunft geben konnte, so, als wäre alles bereits seit Jahren geplant. Fragen, die er vorerst nicht laut stellen wollte.
~*~
„Sie sind misstrauisch.“
Torgen nickte seinem Gast zu, der das Gespräch heimlich verfolgt hatte. Es gab nicht viele Magier, die ohne Artefakte in der Lage waren, sich unsichtbar zu machen und dabei sogar vor anderen Magiern und Priestern unentdeckt bleiben konnten. Sein Gast gehörte nicht dazu, er hatte sich dafür einen Helfer mitgebracht.
„Kaiden hat sich gut entwickelt, nicht wahr? Auch, wenn du ihm seine Fähigkeiten begrenzt hast, er entdeckt immer mehr, welche Macht er tatsächlich besitzt.“
„Eine Entwicklung, die Ihr begrüßt?“, fragte Torgen vorsichtig. Er fürchtete sich vor der Antwort, fürchtete, was sie für Kaiden bedeuten könnte. Dieses Kind verlangte ihm wie üblich alles ab …
„Ich weiß es noch nicht. Sein Talent ist einzigartig, das allein macht ihn noch nicht wichtig. Er ist ein wenig unbeherrscht und für einen Magier geradezu lästerlich leidenschaftlich.“
„Ihr spielt damit auf seinen … Partner an?“ Torgen wagte, sich ein wenig zu entspannen. Sein Gegenüber gab nicht den Anschein, als wollte er Kaiden um jeden Preis liquidieren. Vermutlich amüsierte ihn der Junge. Warum sonst sollte er auch ein solch lächerliche Queste verlangen?
„Das auch. Sie können es beide nicht verbergen, nicht wahr? Echte Liebe, wer hätte das gedacht!“
Das Lächeln dieses Mannes war grauenerregend, doch Torgen hatte sich daran längst gewöhnt.
„Ich meinte die allgemeine Leidenschaft, mit der Kaiden dem Leben begegnet. Zweifellos eine Folge des viel zu späten Beginns mit seiner Erziehung. Man berichtete mir, es sei nicht Euer Verfehlen, Ihr hättet ihn mit aller gebotenen Härte geformt.“
Noch viel mehr als das, dachte Torgen und verbannte diesen Anflug von Schwäche sofort. Was er Kaiden antun musste, um aus ihm einen Magier zu schleifen, würde ihn bis an sein Lebensende verfolgen!
„Lassen wir uns überraschen, wie er und sein reizender Freund sich schlagen werden. Was er wohl an diesem Eryk findet?“
„Rückhalt, das Gefühl beschützt zu werden und geistigen Widerstand. Unterschätzt den Krieger nicht, er mag aus dem Schlamm der Unterstadt gekrochen sein, aber gerade das zeugt von Willensstärke und Intelligenz.“
„Wir werden sehen.“ Da war es wieder, dieses schaurige Lächeln. Torgen wünschte so sehr, er könnte diesen Mann vernichten. Doch er war nur eine Fadenpuppe in der Hand der Mächtigen und musste tun, was man ihm befahl …
~*~
„Kaiden, wir sollten abhauen. Dieser Fürst Lyskir schien ein anständiger Mensch zu sein, vielleicht hilft er uns, irgendwo in Onur unterzukriechen.“ Eryk versuchte ihn mit Vernunft zu überzeugen, doch sein Partner hatte diesen sturen Blick, der genau das unmöglich machte.
„Das stinkt nach Falle, merkst du das denn nicht?“ Er wollte ihn packen, aber Kaiden wich ihm wie eine Wildkatze fauchend aus.
„Das weiß ich selbst, ich bin nicht dämlich!“, zischte er. „Der Punkt ist, Torgen weiß genauso, dass uns das klar ist. Er wäre nicht so übertrieben aufgetreten, wenn es anders wäre. Ich muss gehen, andernfalls widersetze ich mich dem Gildenrat und kann Rashmind verlassen. Du weißt, Magier sind auch in Onur nicht gut gelitten.“
„Was sollen wir also tun, außer uns der ganzen Sache entziehen? Ich mag mein Leben, verstehst du?“
Kaiden seufzte, und plötzlich schien er in sich zusammenzusinken. Aller Trotz und wütender Widerstand wich aus seinem Gesicht und er wirkte nun nur noch müde.
„Du solltest hierbleiben. Das hier ist ein Kampf unter Magiern, mit dem Schwert kannst du nicht viel ausrichten“, sagte er, das Gesicht zu Boden abgewandt. Da war schon wieder dieser verlorene Ausdruck in seinem Blick, als er dort inmitten ihrer mit Kram und unsinnigen Sachen vollgestopften Wohnstube stand, die Arme um seinen Körper geschlungen. Ohne Umstände packte Eryk zu und warf nieder, bevor Kaiden auch nur Zeit hatte, zurückzuzucken. Mit den Knien sorgte er dafür, dass sein Partner die Finger nicht bewegen konnte, mit einer Hand hielt er ihm den Mund zu, die andere
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