Rashminder Nächte 3 (German Edition)
Schmollmündchen steckt ein scharfer Verstand. Sie ist zudem jünger und hübscher als alle bisherigen Mätressen des Königs und gönnt dem armen Mann wenig Schlaf. Damit erreicht sie alles, was sie will, was Naxander verständlicherweise gar nicht gefiel.“ Meister Torgen lächelte milde. „Er hatte angeblich eine geschickte Intrige arrangiert, mit der Lirayam tief gestürzt wäre. Ich kenne nicht die Details, ein entscheidender Faktor war jedenfalls die Aussage einer Kammerzofe, die Naxander unter Kontrolle hatte. Er hatte nur nicht bedacht, dass fünfzehnjährige Mädchen aus bürgerlichem Hause vielleicht unter Zwang schweigen können, um ein Verbrechen geschehen zu lassen, dabei aber nicht fröhlich und normal wirken. Lirayam brauchte bloß einen Blick, um zu erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war, hat die richtigen Schlüsse gezogen und dann ihre private Armee zum Gegenangriff geschickt: Bedienstete, Zofen, Gesellschaftsdamen, Mätressen, Ehemänner der Vorgenannten, Köche, Stallburschen – sprich, der gesamte Königshof eilte gehorsam, um die kleine Königin bei Laune zu halten, da nur auf diese Weise die Laune des Königs gesichert bleibt. Naxanders Plan scheiterte, bevor er beginnen konnte. Seine einzige Niederlage, und er hat sie klaglos hingenommen. Wir waren längere Zeit in Sorge, dass er sich an Lirayam rächen würde, doch das ist nicht geschehen; stattdessen ist er fortgegangen. Den König hat er weiterhin in der Hand, womit auch immer. Darum kann Naxander sich erlauben, was er will. Oder zumindest beinahe alles.“
Sie waren mittlerweile auf der Straße angekommen. Torgen legte ihm zögerlich die Hände auf die Schultern. Kaiden hatte nie toleriert, von ihm auf solch väterliche Weise berührt zu werden, aber diesmal hielt er still.
„Du weißt, wer deine Feinde sind, Junge?“, wisperte er. Kaiden nickte.
„Naxander, die Gilde, der Rat und auf gewisse Weise auch Lark. Für alle bin ich entweder ein Spielzeug oder eine Waffe.“
„Du nimmst mich aus?“
„Ja.“ Kaiden unterdrückte ein Lächeln, als er Torgens überraschte Miene sah. „Wenn ich magisch nach Feinden suche, seid Ihr nicht unter ihnen. Um das zu wissen, bräuchte ich sowieso keine Magie. Ihr seid nicht wie die anderen, die nach Macht oder Rache streben.“
„Du solltest fortgehen, solange du es noch kannst. Geh, nimm Eryk mit. Bringt euch in Sicherheit vor Naxanders Intrigen. Tarnt euch, suche einen Ort, an dem ihr in Frieden leben könnt. Was immer es ist, was Naxander will, er wird es bekommen. Du kannst nicht gegen ihn bestehen, auch, wenn du nun weißt, welche Macht du selbst besitzt. Es liegt nicht in deiner Natur.“
Kaiden musste schlucken. Nie zuvor hatte er solch ehrliche Sorge in Torgens Blick sehen dürfen. So viele bittere Jahre lang hatte er darum gekämpft, von ihm ein wenig Akzeptanz zu erfahren und nun hatte er gleich so viel mehr gewonnen – und fürchtete sich davor. Langsam schüttelte er den Kopf, als ihm die Bedeutung von Torgens Worte bewusst wurden.
„Es gibt keinen solchen Ort, zumindest keinen, an dem Eryk und ich leben möchten. Was sollen wir in einer Wüste oder einer öden Berghütte? Wenn ich das Ziel suche, das Naxander anstrebt, greife ich ins Leere. Die Königskrone ist es jedenfalls nicht. Es fühlt sich an, als hätte er mehrere Ziele gleichzeitig im Blick und kann sich nicht entscheiden.“
„Möglicherweise hat er etwas unternommen, um deine Suchmagie zu verwirren?“, fragte Torgen nachdenklich.
„Möglicherweise ja.“ Kaiden neigte den Kopf und wandte sich zum Gehen. „Ich danke Euch, Meister“, flüsterte er dabei. Ja, er dankte ihm von Herzen. Für alles. Vor allem für sein Leben.
~*~
Naxander beobachtete die beiden jungen Männer und fragte sich wohl zum tausendsten Mal, was ihn so sehr an ihnen reizte. Vom Stadtratshaus ab hatte er Kaiden verfolgt, der es sichtlich eilig hatte. Vermutlich wartete sein Geliebter bereits in aufgelöster Sorge … Naxander kannte diese Art von Sorge nicht, konnte aber intellektuell nachvollziehen, wie sich solche Angst anfühlen müsste. Wo wahre, selbstlose Liebe anfing und egoistisches Besitzverlangen aufhörte hatte er hingegen nie begreifen können.
Es war schwierig gewesen, durch die Tür ins Haus zu schlüpfen, auch wenn er unsichtbar war. Die Tarnung, die er durch die Schale gewonnen hatte, war nützlich und amüsant. Kaiden und Eryk könnten das zunichtemachen. Sie waren tatsächlich das einzige
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