Rashminder Nächte 3 (German Edition)
Schale der Unsichtbarkeit, die Ihr gemeinsam mit Eurem Partner suchen solltet.“
Noch keine ganze Woche war es her, dass er mit Eryk aus Naxanders Klauen entkommen konnte – sie konnten ihn unmöglich zwingen …
Meister Kimon hüstelte, wohl um sich Kaidens Aufmerksamkeit zu sichern.
„Wir haben Gerüchte vernommen, dass es Fürst Naxander gelungen sein soll, dieses Artefakt in seinen Besitz zu bringen.“
Allein der Name löste Fluchtreflexe aus!
„Würdet Ihr bitte versuchen, die Schale magisch zu erspüren?“
Warum sprach Kimon so respektvoll und umständlich höflich? Bislang hatte noch jeder ältere Magier ihn geduzt und mit „mein Junge“ angesprochen.
- Unwichtig.
Folgsam konzentrierte Kaiden sich auf das Artefakt und fand es sogleich.
„Es ist nicht zerstört“, sagte er bedächtig. Man erwartete mehr von ihm.
Naxander selbst zu suchen wäre sinnlos, der tarnte sich wie die meisten Zauberer vor Entdeckung. Als Kaiden allerdings nach dem Tor von Amarganth forschte, fand er ihn an derselben Stelle wie die Schale.
„Er hat sie“, verkündete er laut.
Aufgeregtes Gemurmel setzte ein, das Kaiden ausblendete. Wie lange sollte er noch auf diesem äußerst unbequemen Boden kauern? Beherrscht wartete er auf die unvermeidliche Frage, die nun folgen würden, nämlich …
„Wo befindet sich Naxander im Augenblick?“
„Ich weiß es nicht.“
Das war kein Widerspruch, lediglich ein Magieparadox. Die Gildenmitglieder nickten allesamt gewichtig, während die Stadtoberen sich Mühe gaben, nicht allzu verwirrt auszusehen.
„Daran ist die Schale schuld, mein Bester“, sagte Meister Kimon an Norwolt gewandt. „Kaiden kann sie erspüren, und damit auch Naxander. Gemeinsam mit einem Schwertkämpfer wäre er in der Lage, zu ihm zu finden. Doch er kann weder aussprechen noch zeichnen oder auf irgendeine andere Weise begreiflich machen, wo sich die Schale genau befindet. Naxander ist mit ihr verschmolzen und hat ihre Tarneigenschaften dadurch geraubt.“
„Dieser Mann könnte also hier im Raum sein, und niemand könnte ihn sehen, hören, riechen … was auch immer?“, fragte einer der Oberen nach.
„So ist es. Es sei denn, jemand berührt ihn, oder er berührt jemanden, dann wird er sichtbar.“
„Soll ich Naxander suchen gehen?“, murmelte Kaiden widerstrebend. Er hatte Angst. Was man ihm anhörte, und das ärgerte ihn. Verdammt, zweimal hatte man ihn Naxander zum Fraß vorgeworfen, reichte das nicht?
Ich schnappe mir Eryk und wir fliehen. Ab nach Onur, Adelskrieg hin oder her!
„Suchen? Nein, noch nicht, mein Junge. Er ist untergetaucht, wir wissen nicht, was er plant“, erwiderte Meister Kimon nachdenklich. „Alles, was bisher geschehen ist, scheint zu einem größeren Plan zu gehören. Er wollte offensichtlich, dass wir auf die Schale aufmerksam werden, sonst hätte er sie sich still und heimlich jederzeit holen können. Möglicherweise gehörte es zu seinem Plan, dass du von dem Fluch erlöst wirst. Die Dämonenbeschwörung, die Zerstörung seines Hauses, all das muss irgendeinem Zweck dienen.“
„Haltet Ihr es für klug, werter Kimon, solche Überlegungen in Anwesenheit dieses Mannes auszusprechen?“ Norwolt wies anklagend mit dem Zeigefinger in Kaidens Richtung, ohne ihn anzusehen. Die Art, wie er Mann betont hatte, ließ eher an Monster denken. Kaidens Herz sank. Die Stadtoberen würden sich zweifellos freuen, sobald sie ihn der Unzucht anklagen und loswerden konnten.
„Ich halte es durchaus für klug, lieber Freund“, erwiderte Kimon mit einem frostigen Lächeln.
„Kaiden und sein … sein Partner haben bereits zwei Mal Leib, Leben und Seelenfrieden riskiert, um als Opfer in einem Spiel zu dienen, dessen Regeln außer Naxander selbst niemand versteht. Der Fürst hat deutlich gemacht, dass er sich weiter mit ihm vergnügen will. Diese beiden jungen Leute haben es verdient zu wissen, dass wir ebenso machtlos sind wie sie selbst.“
„Aber wenn er das herumerzählt …“
Ungeduldig seufzend trat Meister Torgen vor und wies Kaiden mit einer Handbewegung an, endlich aufzustehen.
„Du wirst nichts von dem, was du hier erfährst, mit irgendjemandem besprechen, Eryk ausgenommen, nicht wahr? Oh, und Meister Lark selbstverständlich, der sowieso alles über diese Angelegenheit weiß.“ Torgen musterte ihn mit einem leicht spöttischen Grinsen, das Kaiden ungerührt erwiderte. Schauspielerei, das alles hier! Durch den Fluch war er gezwungen, seinem alten Lehrmeister stets
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