Rashminder Nächte 3 (German Edition)
sie größtenteils unentgeltlich für diesen Pöbel?
Erst nach und nach verstand er, dass Kaiden und Eryk mehr Freude an herzlichen Worten oder einem Stück ofenwarmen Brotes hatten als an klingenden Münzen. Geld nahmen sie ausschließlich von denjenigen, die sie offenkundig nicht kannten oder mochten.
Heilige waren sie gewiss nicht, doch auf verwirrende Weise gut . Gutmütige Narren. Solche Menschen waren so leicht zu verderben, zu beherrschen, zu zerbrechen. Man musste nur mit dem Tod irgendeines Kindes drohen, je jünger desto besser, und man bekam alles von ihnen.
Naxander schätzte durchaus solche Narren, sie waren wichtig für das Volk. Keine Gruppe konnte bestehen, wenn alle selbstsüchtige Betrüger und skrupellose Herrscher sein wollten. Warum nur faszinierten ihn diese beiden Männer? Immer wieder kam er auf diese Frage zurück. Balgende Katzen waren unterhaltsam, schlafende Katzen niedlich. Ihnen stundenlang zuzusehen war langweilig. Gutmütigen, selbstlosen Narren hinterherzulaufen und dabei ständig zu riskieren, berührt und damit enttarnt zu werden, sollte ermüdend sein. Stattdessen bekam er nicht genug davon, den zwar geschäftigen, aber ereignisarmen Alltag einfacher Menschen zu beobachten.
Als es dämmerte, schlüpfte er wieder mit ihnen ins Haus. Die beiden verbrachten über zwei Stunden damit, in ihren geheimen Kellerräumen Nah- und Stockkampf zu üben, mit wirren Andeutungen und Neckereien, die sich Naxander nicht erschlossen. Zumindest wusste er nicht, wie eine Sanduhr mit Bestrafung zusammenhängen könnte.
Im Schein einiger fast niedergebrannter Talglichter verspeisten sie anschließend eine Fleischpastete, die man ihnen geschenkt hatte, und machten sich dann endlich bereit, schlafen zu gehen. Das hieß, Erik machte sich bereit, Kaiden brauchte keinen Schlaf. Er folgte seinem Freund dennoch in den Schlafraum und unterhielt sich mit ihm. Über was für Belanglosigkeiten man Worte verlieren konnte!
Naxander hatte gedacht, die beiden würden ihre körperliche Sehnsucht nacheinander ausleben, nachdem die Stadtoberen gezeigt hatten, dass sie es stillschweigend tolerieren würden. Schon bei den Kampfübungen hatte es zwischen ihnen geknistert, bis die Luft zu brennen schien. Doch sie blieben vorsichtig und vermieden jeden unnötigen Kontakt, der über eine kurze Berührung hinausging. Auch, wenn es ihnen schwer zu fallen schien. Es war klug, nach wie vor genügte eine Anzeige, um sie vollständig zu ruinieren.
Nun denn. Er hatte genug Zeit vertrödelt. Jetzt musste er tun, wofür er hergekommen war.
~*~
„So, ich lass dich dann mal schlafen“, sagte Kaiden und drehte sich zu Eryk um. „Gute …“
‚Nacht’ blieb ihm im in der Kehle stecken. Eryk lag bewusstlos in seinem Bett. So sah man nicht aus, wenn man vor Erschöpfung eingeschlafen war – so grau und zittrig. Noch während Kaiden ihn fassungslos anstarrte, schien Eryks Gesicht einzufallen. Fast als würde binnen weniger Augenblicke geschehen, wofür es sonst drei Tage hohes Fieber bräuchte.
Keine Magie.
Kaiden konnte keinen Angreifer spüren, nichts, was erklärte, was hier gerade geschah. Während ihm das Herz bis zum Hals schlug und jegliches Denken in hilfloser Panik ertrank, sank er auf die Knie und streckte die Hand nach Eryk aus. War er verflucht worden? Ein Zauber, aus der Ferne gesprochen, der ihn ungehindert umbringen konnte? Warum?
Nein. Torgen war als Einziger zu so etwas fähig und der würde es niemals tun. Also blieb nur noch einer …
Reiß dich zusammen!, brülle er sich innerlich an. Er spürte, wie Eryk unter seinen Händen zugrunde ging. Durchdrehen konnte er hinterher, jetzt hieß es ruhig bleiben und handeln.
Wo ist der Angreifer?
Augenblicklich offenbarte ihm seine Magie eine Präsenz. Kaiden schlug danach, er konnte einen harten Treffer gegen den Kopf des Feindes landen, der nun sichtbar wurde: Naxander.
Wer auch sonst?
Zischend wich Naxander zurück, was Kaidens Hauptziel gewesen war. Er schob sich vor Eryk und sammelte hastig, was er an Kräften zur Verteidigung zusammensuchen konnte. Kaiden wusste, dass er an Kampfmagie nichts zu bieten hatte, das er Naxander entgegensetzen könnte. Auf mehr als den Überraschungstreffer gerade eben brauchte er nicht zu hoffen.
Den ersten magischen Energiesalven, die gegen seine Abwehr trafen, hielt Kaiden stand. Doch mit jedem weiteren der Schläge, die ohne Unterlass auf ihn niedergingen, wurde er schwächer, bis er schließlich stöhnend in die Knie
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