Rashminder Nächte 3 (German Edition)
zu gehorchen, gleichgültig, was dieser von ihm verlangte.
„Ich höre und gehorche, Herr!“, sagte er laut und verneigte sich tief. Als ob es einen albernen Fluch brauchte, um ihn zur Geheimhaltung von Dingen zu zwingen, die er am liebsten selbst vergessen würde!
„Du weißt, dass jeder Einzelne in diesem Raum hier nicht zögern wird, euch beide wieder an Naxander auszuliefern“, fuhr Torgen fort, ohne die Stimme zu senken. Zumindest die Stadtoberen wirkten peinlich berührt, die Magier lächelten nur knapp.
„Naxander erpresst euch.“ Das war eine feststehende Tatsache, keine Frage.
„Ja. Er hat jeden von uns in der Hand und spielt uns gegeneinander aus. Jeder hat Geheimnisse, die niemals ans Licht kommen dürfen. Familie, um die gefürchtet wird. Oder sie können sich nicht verteidigen, sollte er sie umbringen wollen. Dass er davor nicht zurückschreckt, hat er eindrucksvoll bewiesen.“ Kaiden nickte. Er erinnerte sich gut an den Brand vor etwa zehn Jahren, bei dem Norwolts Vorgänger mit seiner gesamten Familie umgekommen war.
„Wir können uns nicht einmal gegenseitig beschützen“, sagte Meister Kimon leise. „Dafür bist du das beste Beispiel.“
Aha. Jetzt also wieder ‚du’.
„Du hast dir nichts zuschulden kommen lassen, Kaiden. Der Stadtrat kann dich nicht für deine, nun, Gefühle bestrafen.“ Kimon hüstelte gekünstelt. „Dennoch, ein falsches Wort ins richtige Ohr, und Torgens kleine Fluchmagie in deiner Nachbarschaft wäre hinfällig.“
Was ein echtes Problem wäre. Sein Lehrmeister hatte dafür gesorgt, dass alle glaubten, er und Eryk seien glücklich verheiratete Männer, deren Frauen lediglich auf Reisen weilten, um ihre kranken Mütter zu pflegen.
„Gerüchte würden zur Verleumdung, ihr beide müsstet fliehen, bevor sie euch auf offener Straße auf den Scheiterhaufen zerren, und wirklich, es gäbe nichts, womit wir euch schützen könnten. Torgen kann nicht die ganze Stadt verfluchen, und der Rat nicht die Gesetze verändern.“
„Nicht einmal, wenn wir es wollten“, bestätigte Norwolt steif. „Nur der König könnte Eure … Partnerschaft legitimieren.“ Er winkte nachlässig mit der Hand. Kaiden war entlassen.
Er unterdrückte den brüllenden Zorn in seinem Inneren, während er zur Tür stapfte. So, wie Norwolt über ihn gesprochen und ihn angesehen hatte, fühlte er sich wie etwas Ekliges, in das man auf der Straße getreten war.
„Warte, ich begleite dich, mein Junge.“ Torgen lief plötzlich neben ihm.
„Naxander hat sich über viele Jahre hinweg geduldig an jeden einzelnen herangeschlichen, der in diesem Reich Macht besitzt. Wir können nichts gegen ihn tun und wissen immer noch nicht genau, was er eigentlich will“, sagte Torgen rasch. „Den Königsthron hätte er schon ein halbes Dutzend Mal okkupieren können oder die Stadtregenten mitsamt Gildenrat auslöschen. Genau das hat er nie versucht. Er webt nur ein Spinnennetz nach dem anderen, um jeden, der neu in diesem Spiel auftaucht, augenblicklich einzufangen.“
„Was ist mit diesem geheimnisvollen Vorfall am Königshof vor einigen Jahren? Es gibt hunderte Gerüchte, warum er gehen musste, der König ihn aber weiterhin beschützt.“
Torgen senkte müde den Kopf.
„Da hat sich Naxander ein einziges Mal verschätzt, als er versuchte, die Königin zu denunzieren, damit sie in Ungnade fällt.“
Kaiden furchte die Stirn. Er wusste wenig über Königin Lirayam und hatte sie noch nie gesehen. Sie war die dritte Frau an König Medans Seite, die eher zur Zierde des Thrones als alles andere geheiratet wurde. Der Thronprinz war bereits erwachsen, sollte ihm etwas zustoßen, gab es mehrere Brüder, die nachrücken konnten.
Lirayam sollte eine sehr junge, schöne und kluge Frau sein, mit einem mildtätigen Herzen und besänftigendem Einfluss auf ihren Gemahl. Also alles das, was man jeder Königin nachsagte, die beim Volk beliebt war. Für gewöhnlich waren das schwache, sanfte Frauchen, die brav Thronfolger zur Welt brachten und nichts gegen die Mätressen im königlichen Schlafgemach einzuwenden hatten. Da die Königin sich allerdings bereits in die Politik eingemischt hatte …
„Lirayam ist ein süßes Mädchen, das wirklich alles das ist, was eine gute Königin sein soll. Naxander ist dahintergekommen, dass sie zwar weder Schreiben noch Lesen kann und von Politik weniger versteht als eine Kuh vom Kochen. Doch hinter den großen blauen Kulleraugen und blonden Ringellöckchen und diesem herzigen
Weitere Kostenlose Bücher