Rashminder Nächte 3 (German Edition)
Magier-Krieger-Gespann auf der Welt, das ihm jetzt noch gefährlich werden könnte. Es wäre demnach klug, sie zu töten. Um darüber zu entscheiden, war Naxander hier. Er brauchte beständige Herausforderung und Ablenkung, und die boten ihm der kleine Rotschopf und dessen hitzköpfiger Partner. Trotzdem bedeuteten sie ein unnötiges Risiko.
Im Augenblick waren sie damit beschäftig, sich gegenseitig zu beschimpfen, was offenbar zu ihrer Lieblingsbeschäftigung gehörte.
„Wenn du nicht still halten kannst, dann geh zum Barbier und überlass ihm dein Geld!“, murrte Kaiden. Er traktierte Eryks Schädel mit einer Schere und mühte sich, dessen blondes Haar gleichmäßig auf eine halbe Daumenlänge einzukürzen.
„Natürlich, wenn ICH mir etwas leisten will, ist gleich alles zu teuer, wenn DU irgendeinen magischen Unfug siehst …“
Naxander lächelte unwillkürlich.
Da, schon wieder. Sie reizten ihn zum Lächeln. Diesen beiden beim Zanken zuzusehen, war amüsant. Sie balgten wie Katzen, die fauchend übereinander herfielen, nur um fünf Minuten später einträchtig nebeneinander in der Sonne zu dösen.
Er setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Tisch, um aus dem Weg zu bleiben, und genoss das Schauspiel. Da er keinen Menschen unbedarft berühren konnte, war er schon in früher Jugend dazu übergegangen, das Leben anderer zu beobachten. Je intimer, desto befriedigender war es für ihn.
Nachdem Eryks Haar geschnitten war, fegten sie gemeinsam den Boden sauber. Sie bewegten sich etwas unbehaglich in ihren eigenen vier Wänden, in denen sich zwei von Larks Schwestern kürzlich ausgetobt und für blitzende Ordnung gesorgt hatten. Anscheinend wagten sie nicht, dieses hübsche Gesamtbild zu zerstören.
Sie aßen zusammen ein sehr verspätetes Frühstück und zermarterten sich dabei die Köpfe über das, was Kaiden bei Gericht erfahren hatte. Kurz danach verließen sie das Haus, um zwei Nachbarn zu helfen – ein Kind, das sich verlaufen hatte, wurde von Kaiden im Handumdrehen aufgespürt. Den versoffenen Ehemann einer Nachbarin heimzutragen forderte hingegen einiges von Eryks Überzeugungskraft und viel energischen Körpereinsatz. Offenbar hatten sie ihn schon häufig aus dieser Taverne geholt, sie verlangten kein Geld von der Nachbarin und plauderten anschließend noch mit ihr.
Naxander folgte ihnen die ganze Zeit über. Es faszinierte ihn, dass Kaiden nur Magie benutzte, wenn es gar nicht anders möglich war. Da Finden in seiner Natur lag, konnte er verlorene Gegenstände oft instinktiv aufspüren. Wie selbstverständlich er dabei mit Eryk zusammenarbeitete! Sie brauchten keine Worte, nicht einmal Gesten, um sich zu verständigen. Kein einziger Magier, von dem Naxander je gehört hatte, würde jemals einen halben Fuß in die schmutzigen Gassen und verräucherten Tavernen setzen, in denen Kaiden sich heimisch zu fühlen schien. Die beiden wirkten froh darüber, dass sie sich nun wieder ungezwungen auf der Straße bewegen durften. Kein Getuschel, keine heimlichen Blicke hinter ihrem Rücken, stattdessen wurden sie überall freundlich angesprochen und begrüßt. Man fragte nach ihren vorgeblichen Frauen, schenkte ihnen einen Topf frisch gekochte Marmelade im Vorbeigehen, plauschte über Wetter und den König sowie die steigenden Kosten für Brot und Obst nach der schlechten Ernte dieses Jahres. Nebenher fand Kaiden verlorenen Schmuck und Kleidungsstücke, Schlüssel sowie allen möglichen und unmöglichen Hausrat. Für die Gefälligkeit erhielt er kaum Geld, dafür jede Menge Dankbarkeit und Naturalien. Eryk spannte man alle paar Schritt für ‚Männerarbeiten' ein: So kletterte er auf Dächern herum, um beim Reparieren von Sturmschäden zu helfen; erklärte einem jungen Burschen mit wenigen Worten, dafür umso mehr praktischen Beispielen, dass dieser sich besser nicht noch einmal in der Nähe der jüngsten Schustertochter blicken lassen sollte – der Junge humpelte danach beschwerlich davon, besaß allerdings weiterhin alle Zähne und seine gerade Nasenform. Einem übereifrigen Dreikäsehoch, der anscheinend Gardist werden wollte, zeigte er einige Tricks mit einem Stock – kurz, die beiden waren den ganzen Tag draußen und schienen jeden Moment zu genießen. Naxander hatte anfänglich nicht begriffen, warum sie sich so schamlos ausnutzen ließen. Diese Menschen hatten ihnen monatelang die kalte Schulter gezeigt und hätten sie auch ohne mit der Wimper zu zucken zu Tode geprügelt. Warum schufteten
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