Rashminder Nächte 3 (German Edition)
des Gildenrates. Keiner der sonst eher unfähigen Wahrheitsfinder, die sich so leicht täuschen ließen.
Doch Kaiden wollte niemanden täuschen, also nahm er sich zusammen, so gut es eben ging.
„Ihr lebt mit dem ehemaligen Gardisten Eryk zusammen in der Korngasse 74?“
„Ja, Herr.“
Die Frage war leicht, ab jetzt konnte es nur bergab gehen. Er war froh, dass der Magier ihm die Sicht auf die Stadtoberen größtenteils versperrte. Sich auf dessen himmelblaue Robe zu konzentrieren, die keineswegs zufällig an die Bekleidung der Priester erinnerte, half ihm, sich zu konzentrieren.
„Habt Ihr ihn jemals benutzt?“
Verwirrt starrte Kaiden Stadtmeister Norwolt an – bitte, was ?
„Habt Ihr Herrn Eryk Lebenskraft gestohlen, seinen Willen gebrochen oder Eure Magie missbraucht, um ihm körperlichen oder seelischen Schaden zuzufügen?“ Norwolt wirkte ungeduldig. Für einen schrecklichen Moment fühlte Kaiden sich in seine Lehrzeit bei Torgen zurückversetzt. Wenn er damals Fehler gemacht hatte, hatte sich der Gesichtsausdruck seines Meisters auf dieselbe Weise verfinstert. Die Folgen waren stets schmerzhaft gewesen …
„Nein, Herr!“, sagte er rasch. Alle Stadtoberen entspannten sich spürbar, sobald der Wahrheitssucher bestätigend genickt hatte.
„Ihr habt herausgefunden, dass Meister Torgen Euch mithilfe seiner Fluchmagie seinem Willen unterworfen und Euch in Euren Kräften stark begrenzt hatte?“
„Ja.“ Kaidens Verstand raste los. In welche Richtung führte dieses Verhör eigentlich?
„Wer hat Euch über Eure wahre Macht aufgeklärt und damit den Fluch gebrochen?“ Das kam von Meister Kimon, dem Führer des Gildenrates.
Eine der Fragen, die er befürchtet hatte …
Kaiden schüttelte den Kopf. „Vergebt mir, Herr. Ich will diesen Mann nicht ohne Not verraten“, erwiderte er entschlossen, obwohl die Angst ihn nun wieder eiskalt packte und durchschüttelte. Er konnte das Zittern seiner Hände gerade noch verbergen, indem er sie in die Stofffalten seiner Robe krallte, und er musste sich sehr anstrengen, um durch das Rauschen in seinen Ohren etwas verstehen zu können. Wie durch einen Tunnel sah er, dass Magier und Stadtrat miteinander diskutierten.
Schluss jetzt, konzentrier dich!, dachte er, wütend auf sich selbst. So schützt du niemanden, weder Eryk noch Lark und schon gar nicht dich selbst!
„Herr Kaiden, antwortet!“, donnerte der Stadtmeister in diesem Moment.
Oha. Galt das noch der alten Frage, oder hatte er eine neue verpasst?
„Befindet-sich-der-Betreffende-hier-im-Raum?“, skandierte Meister Norwolt. Wunderbar, jetzt hielten sie ihn bereits für geistesgestört!
„Nein, Herr“, erwiderte Kaiden beherrscht. Offenbar war das die richtige Antwort gewesen, denn wieder entspannten sich alle Anwesenden.
„Das Wissen, auf diese Weise betrogen worden zu sein, macht Euch das wütend?“
„Hm – ja und nein, Herr.“ Kaiden schwankte innerlich. Wie sollte er das erklären? Doch schon folgte die nächste Frage:
„Ihr ward Eurem Meister, dem Rat und den Gesetzen von Rashmind treu ergeben, bevor der Fluch gebrochen wurde?“
„So ist es, Herr.“
„Hat sich daran etwas geändert?“ Wie auf Kommando beugten sich alle vor und starrten ihn aufmerksam an. Also das war die Kernfrage des Tages!
„Nein, auf gar keinen Fall“, verkündete Kaiden voller Überzeugung.
Der Wahrheitssucher konnte gar nicht schnell genug bekräftigend nicken.
„Im Gegenteil, es hat meine Treue und Ergebenheit noch vertieft. Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit, dass ich nicht in den Tempel geschickt wurde, obwohl ich Magie der 9. Nanchra besitze. Ich verstehe, warum ein Kind keinen Zugang zu so viel Macht haben sollte und ich kann Meister Torgen vergeben, was er mir jahrelang angetan hat.“ Kaiden verneigte sich leicht in Richtung seines Meisters, der ihn unergründlich anblickte. „Er hat mich nicht aus Grausamkeit gequält, wie ich stets geglaubt hatte. Dass ich ihm gegenüber weiterhin zu striktem Gehorsam verdammt bin, macht mich nicht froh, doch ich weiß, ich kann darauf vertrauen, dass er diese Macht nicht missbrauchen wird.“
War das Freude, die da gerade über Torgens Gesicht gehuscht war? Ja, ganz eindeutig.
„Wenn ich euch dienen kann, werde ich es tun“, sagte er und neigte leicht den Kopf, soweit es möglich war, ohne den Wahrheitssucher abzuschütteln.
Unbehaglich hoffte und betete Kaiden, dass es nicht um das ging, was er gerade befürchtete …
„Nun, da wäre die
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