Rashminder Tage 01 (German Edition)
Nähe der Tür.
„Cael ist unser Mann für besondere Einsätze“, erklärte Barn an Kaiden gewandt.
Barn war ein ruhiger, besonnener Typ, der es vortrefflich verstand, Schlägereien anzuzetteln, ohne selbst darin verwickelt zu werden. Ein wertvolles Talent für jemanden, der so viele Hautbilder auf den Armen besaß, dass er unauffällig in jeder Hafentaverne verkehren konnte. Eryk spürte, dass die allgemeine Anspannung im Raum nachließ und atmete innerlich auf. Wenn seine alten Kumpel begannen, Kaiden zu akzeptieren, war schon viel gewonnen …
„Besondere Einsätze bedeutet, dass Cael die Gefahr sucht. Und zwar mit dem Kopf voran. Er weigert sich strikt, in der Gruppe zu arbeiten. Für gewöhnlich findet man ihn dort, wo es am hellsten brennt.“ Barn zuckte mit den Schultern. Selbst auf seiner Glatze waren Hautbilder eingestochen: Der Kopf einer Schlange, die sich über Hals und Nacken hinab bis zu seinem linken Handgelenk schlängelte. Mit seiner einfachen Kleidung und den schweren Stiefeln, wie sie typisch für Seeleute waren, sah er aus, als wäre er gerade von einem Schiff gestiegen.
„Wo ist Cael jetzt?“, fragte Kaiden.
„Im engsten Kreis von Karchos dem Wiesel.“
„Dem Schmugglerkönig?“ Kaiden pfiff durch die Zähne.
Karchos gehörte zu den meistgehassten Männer Laymarks. Er kontrollierte eine ganze Flotte von Piratenschiffen, und sein Schmugglerring war zu jedem Verbrechen fähig. Er agierte für gewöhnlich von den Farkinseln und den Küstengebieten Laymarks aus und ließ sich nur selten in Rashmind blicken – vermutlich waren ihm die Magier zu gefährlich.
„Wir beobachten Karchos bloß“, sagte Lark der Kleinere. „Der ist recht fähig und hat die Unterweltratten im Griff. Daran wollen wir nichts ändern, wenn es sich vermeiden lässt. Cael ist seit einigen Wochen bei ihm, da es Anzeichen gibt, dass Karchos irgendetwas Größeres vorzuhaben scheint. Wir können den Jungen nicht einfach so da herausholen, ohne ihn und die gesamte Mission zu gefährden. Wir können ihn auch nicht einfach da lassen und hoffen, dass alles gut ausgeht. Mein Instinkt sagt mir, dass er in Gefahr ist.“
„Wie können wir jetzt also helfen?“ Kaiden war weiterhin ungeduldig, regelrecht aggressiv, was Eryk irritierte.
„Wir wissen nicht genau, wo er sich befindet, er hat sich über eine Straßenbande anwerben lassen. Bislang konnten wir Cael magisch beobachten, ob es ihm gut geht. Das wird in den nächsten Tagen nicht möglich sein“, erwiderte der größere Lark.
„Magische Barrieren?“
„So ist es. Normalerweise können wir darauf vertrauen, dass ich ihn im Notfall aufspüre. Abgeschnitten von meinem bisschen Restmagie ist das hinfällig.“
„Kaiden soll ihn also für dich suchen, ja? Warum kommst du damit so spät? Das hätten wir schon letzte Woche klären können. Oder heute Morgen“, knurrte Eryk verständnislos.
„Ein Magier, der etwas taugt, spürt sofort, wenn seine Barrieren durchdrungen werden. Im Moment wird der Einfluss des Kometen beinahe minütlich stärker. Du siehst es an Kaiden – schau, wie unruhig er ist. Je stärker der Magier, desto sensibler ist er für diesen Einfluss. Sieh dir Meister Torgen an, wie bleich er ist! Derjenige, der das Umfeld von Karchos beschützt, ist sehr stark, aber die neunte Nanchra hat er natürlich nicht. Es steht zu hoffen, dass er zu abgelenkt ist, um Kaidens Angriff zu bemerken. Darum mussten wir bis zur letzten Minute warten. Eben bis der Feind schwach wird, Kaiden aber noch stark genug für seine Aufgabe ist.“
„Haben wir lange genug gewartet?“, fauchte Kaiden sofort.
„Wohl eher zu lange. Der Rotschopf taugt nichts, wenn er so unbeherrscht ist!“ Natt, dessen linkes Auge von Kaidens Schlägen heftig zugeschwollen war, musterte ihn verächtlich.
„Wer sagt das? Hab ich dich nicht ausreichend verschönert? Soll ich dir meine Beherrschung demonstrieren?“
Eryk stöhnte innerlich. Sein Partner näherte sich einem Punkt, an dem man ihn besser vollkommen in Ruhe ließ. Alles andere könnte tödlich enden …
„Wirklich Eryk, vögelt er sich so gut, dass sich der Ärger mit diesem Püppchen lohnt?“
Eryk erinnerte sich, dass auch Natt solch einen Punkt besaß. Noch bevor sein alter Freund gänzlich ausgesprochen hatte, packte er sich Kaiden, der spürbar zu Magie griff. Er vertraute darauf, dass sein Liebster sich zurückhalten würde, wenn er sich vor ihn stellte. Barn, Tardis und einer von denen, die Eryk nicht kannte,
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