Rashminder Tage 01 (German Edition)
allerdings nur heftig am Kragen und schubste ihn gegen die Wand.
„Sag, dass das nicht wahr ist!“, brüllte er. „Du hast es gewusst, oder? Du musst es gewusst haben! Und Ihr auch!“ Der letzte Satz galt Meister Torgen.
Eryk zog ihn energisch mit sich, bis sich Kaiden nicht mehr gegen ihn stemmte; wesentlich ruhiger wurde der allerdings nicht.
„Ich wusste nicht, dass ich sie in Gefahr bringe, als ich Ardam befahl, noch auszuharren!“, versicherte Lark erschrocken. „Wenn ich immer schon alles vorher wüsste, wäre ich ein Gott! Und kein von seiner Magie getrennter Priester!“
„Das meinte ich nicht.“ Kaidens Anspannung ließ ein wenig nach, doch Eryk hielt ihn zur Sicherheit weiterhin fest. Vielleicht wollte er sich auch lediglich an ihm festklammern. Es war ihm gleichgültig.
„Du wusstest, was es bedeutet, ihn mit solch einem Fluch zu belegen. Ihr, Meister, habt ihn vielleicht nicht zum Wahnsinn verurteilt, da seine Erinnerungen ja alle noch vorhanden waren. Aber der Unwille, auf sie zuzugreifen, hat ihn von seinem gesamten vorherigen Leben abgeschnitten. Er konnte sich noch nicht einmal an seinen Freund erinnern, mit dem er aufgewachsen war!“
„Das stimmt so nicht ganz“, murmelte Eryk. „Ich wusste durchaus, welche Freunde ich als Junge hatte, nur nicht mehr, wie intensiv diese Freundschaft gewesen war, und wie sie ausgesehen haben.“
„Du wusstest nicht einmal mehr, was ein Wahrheitszauberer ist, als ich dich damals aufgespürt hatte! Lark, dir muss einfach klar gewesen sein, dass du ihm damit nur schadest. Dass er Hilfe gebraucht hätte, diese furchtbare Erfahrung durchzustehen. Richtige Hilfe, kein magisches Vergessen!“
Lark seufzte tief. Während Meister Torgen traurig und sehr schuldbewusst aussah, wirkte Lark ruhig.
„Kaiden, du weißt, wie ich bin“, sagte er schließlich. „Ich versuche das zu tun, was für alle am besten ist, auch wenn es einem Einzelnen schaden mag. Dabei schone ich weder Freunde, Verwandte, noch mich selbst. Ja, ich wusste, dass es ihm vielleicht für den Moment helfen, ihn auf lange Sicht jedoch gefährden würde. Aber ich hatte eine intensive Ahnung, dass ein solcher Fluch für alle, Eryk eingeschlossen, viel Gutes bringen würde.“
„Ohne diesen Fluch hättet ihr zwei euch nicht kennen gelernt.“ Torgen schaute weiterhin bedrückt aus. Ob er sich schämte, weil er den Fluch gewirkt hatte?
„Vermutlich wäre Eryk mittlerweile tot. Auch mit magischer Hilfe hätte er ganz sicher nicht mehr als Spion eingesetzt werden können. Er hätte damit seine Freunde und seine Lebensaufgabe verloren. So viel Magie gibt es nicht auf der Welt, um einen Menschen in solch einer Situation zurück ins innere Gleichgewicht zu bringen, ohne ihm die Erinnerungen zu nehmen Die Wahrscheinlichkeit, dass er Selbstmord begehen würde, war sehr hoch.“
Kaidens Wut verrauchte, Eryk spürte ihn regelrecht zusammensacken. Müde winkte er ab und löste sich aus Eryks Griff.
„Warum sind wir also hier?“, fragte er mit einem Ton, der seine Erschöpfung nicht verbergen konnte. „Welcher Grund war wichtig genug, den Fluch zu brechen und das wohlgehütete Geheimnis ausgerechnet mir zu offenbaren?“
„Der Komet.“ Lark wies nach oben. „Ich fühle deutlich, dass die Magie in den nächsten Stunden schwinden wird, irgendwann im Laufe dieser Nacht. Die Ursachen dafür ahne ich, kenne aber keine Worte, sie zu beschreiben. Das Wissen der Menschheit ist noch nicht weit genug entwickelt. Nun, das ist unwichtig. Wir werden mindestens drei, eher vier Tage ohne Magie auskommen müssen.“
„Dabei können wir davon ausgehen, dass die Magie von Artefakten und Flüchen aktiv bleibt“, fuhr Torgen dazwischen. „Das ist … hm, sagen wir, vollendete Magie. Doch keiner von uns wird neue Artefakte schaffen, Flüche aussprechen oder anderweitig auf sein angeborenes Talent zugreifen können.“
„Gut. Weiter?“, fragte Kaiden ungeduldig.
„Lark der Kleinere und ich haben alle unsere Leute zurückgeholt. Mein Bruder ist übrigens immer noch mein Stellvertreter, Eryk. Einen konnten wir allerdings nicht abziehen.“
„Cael?“, fragte Eryk sofort. Er hatte ihn bereits in der versammelten Truppe vermisst. Nicht jedes Gesicht war ihm geläufig, er hatte allerdings bereits festgestellt, dass niemand von denen fehlte, die er von damals kannte. Keine weiteren Toten also … Bloß Cael war nicht hier.
„Ja, ganz genau. Unser einsamer Wolf“, sagte Tardis von seinem Platz in der
Weitere Kostenlose Bücher