Rashminder Tage 01 (German Edition)
irgendwelchen Haushaltspflichten drücke. Er ist chaotisch, impulsiv, verlegt ständig irgendwelche Dinge – das alles im gleichen Maß, wie sein Denken strikt geordnet, sein Wesen noch strikter beherrscht und seine Natur dem Finden geweiht ist.“ Eryk überdachte kurz, was Natt eigentlich schon bekannt sein mochte.
Tja. Da er ein Spion war, unter Lark arbeitete und man ihn und Kaiden ganz gewiss sehr genau im Blick behalten hatte, vermutlich alles bis hin zum letzten Loch in der Socke.
„Du liebst ihn wirklich?“, fragte Natt nach einem längeren Moment des Schweigens.
„Ja.“ Eryk lächelte über das verwirrte Gesicht seines Freundes. Er könnte tausend Gründe nennen, warum er Kaiden liebte, aber das wäre bloß unnötiges Geschwätz. Ein allumfassendes Ja drückte bereits alles aus, was er fühlte. Und an der Art, wie Natt das Lächeln erwiderte sah er, dass sein Freund ihn verstand. Oder zumindest verstehen wollte.
Kaiden legte die Zeichenkohle beiseite und betrachtete das Bild, das er mit geschlossenen Lidern gezeichnet hatte. Ein zorniger junger Mann blickte ihn herausfordernd an. Nackenlange schwarze Haarsträhnen fielen ihm in das schmale Gesicht, konnte jedoch die glühende Wut in seinen Augen nicht verbergen. Ein Ausdruck, der nur allzu deutlich sagte: „Geh weg, wenn dir dein Leben lieb ist!“
„Das ist Cael?“, fragte Kaiden und streckte Lark das Bild hin. Bei dem kam es allerdings nicht an – einer der Gardisten schnappte es sich mit einem lauten Ausruf, bevor es die Runde von einer Hand zur nächsten machte. Seine Antwort hatte Kaiden damit bereits, und er konzentrierte sich auf das Lebensmuster dieses Mannes, das er nun so genau kannte, als hätte er ihm persönlich gegenüber gestanden. Diese Methode, über Gegenstände Menschen zu finden, die er nie zuvor gesehen hatte, war kräfteraubend, zeitintensiv, aber sehr zuverlässig.
Rasch spürte er die Aura in der Ferne. Und sofort war da die Präsenz eines Magiers: Kaidens Suche wurde so brutal abgeschmettert, dass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte er sich zu seinem Meister um.
„Fluchmagie“, sagte er leise. „Fünfte Nanchra, würde ich sagen.“
Meister Torgen wurde noch bleicher, als er ohnehin schon war.
„Dafür kommt nur Varel infrage!“
„Der gilt als tot“, wandte Lark der Kleinere sofort ein.
„Ein Gerücht, das nie bestätigt wurde“, widersprach sein Bruder.
Seltsam, ich hab’s nie bemerkt: Die beiden können sich nicht leiden!, dachte Kaiden.
„Is‘ doch egal, wer’s ist, oder?“, mischte sich einer der Männer ein. „ Der da hat die neunte Ebene, er müsste den Fluch doch knacken können!“
„So funktioniert Magie aber nicht.“ Kaiden seufzte gereizt. „Stell dir vor, du stehst mit bloßen Händen vor einem eisernen Tor und willst es aufbrechen. Ohne passendes Werkzeug ist es egal, ob das Tor fünf oder neun Schritt breit ist, und ob es nun von fünf oder neun Riegeln verrammelt wird. Du kommst nicht durch und fertig.“
„Und was wäre das passende Werkzeug?“
„Nichts, was sich leise und unauffällig nutzen ließe.“
Kaiden überlegte ein wenig.
„Die beste Methode ist wohl, das dumme Tor zu ignorieren und es mit dem Fenster daneben zu versuchen“, murmelte er.
Er blickte sich um, auf der Suche nach etwas, das ihm helfen würde, stand auf und marschierte zielstrebig auf einen der Gardisten zu.
„Hey, ahm, langsam, was soll das …?“ Unbehaglich wich der junge Mann vor ihm zurück, schaute dabei hilfesuchend seine Kameraden an, die allerdings auch nicht zu wissen schienen, ob sie Kaiden aufhalten sollten oder nicht. Ohne lange Diskussion packte Kaiden ihn am Gürtel und fand sofort das gesuchte Objekt in einem Lederbeutelchen: eine kleine runde Steinkugel.
Zufrieden schob er den Mann von sich, ohne ihn und seine Proteste weiter zu beachten und eilte zu seinem Meister.
„Das ist eine der Trickmurmeln, von denen Eryk erzählt hatte, nicht wahr?“ Torgen hatte kaum Zeit zum Nicken, als Kaiden ihm bereits die Kugel in die Handfläche drückte.
„Denkt bitte an diesen Varel, Meister.“
„Wozu soll das gut sein?“, fragte Lark d. G. sofort. „Auf diese Weise kennst du zwar sein Äußeres, aber sein Lebensmuster allenfalls als schwaches Echo.“
„Das brauche ich nicht unbedingt. Ich konnte ungefähr erspüren, in welchem Gebiet sich Cael befindet, bevor ich abgeschmettert wurde. Mir genügt ein Echo des Magiers, der den
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