Rashminder Tage 01 (German Edition)
in groß und klein, Natt und einige andere Männer sehr bedächtig Abstand von ihm hielten und dabei versuchten, Eryk irgendwie zu beruhigen.
Der wollte allerdings nicht ruhig werden, sondern ging mit den Resten des Stuhles auf Lark den Größeren los. Ohne lange nachzudenken, ob das vielleicht eine schlechte Idee sein könnte, warf sich Kaiden dazwischen.
„Eryk, hör auf!“, rief er entsetzt. Sein Liebster erstarrte sofort und ließ die Holzknüppel fallen. In Eryks Gesicht hatten sich mörderische Wut und schiere Verzweiflung zu einer Maske des Grauens vereint. Nun, wo er Kaiden sah, wechselte er die Farbe von feuerrot zu aschgrau, und er schien regelrecht in sich zusammenzusacken.
Kaiden blickte unruhig zu den anderen. Niemand schien ernstlich verletzt, auch Barn nicht, der sich bereits wieder hinsetzte. Sie vermieden es, ihn anzuschauen, mit allen Zeichen von er könnte zerbrechen, wenn wir ihn jetzt falsch anfassen – und verstand.
„Trickmurmel?“, fragte er Natt leise, der mit abgewandtem Kopf nickte. Also hatten sie Eryk über eine zweite Trickmurmel gezeigt, was Kaiden über Naxander erzählt hatte. Das war gut und richtig so, sein Liebster musste das alles schließlich wissen.
Trotzdem fühlte sich Kaiden, als wäre er in eine Jauchegrube gestürzt.
Ihr Götter, macht, dass er mir vergibt!, flehte er innerlich, während er sich mit fest zusammengepressten Lidern und tief gesenktem Kopf umdrehte. Sollte Eryk ihn ruhig dafür verachten, dass er Naxanders Befehlen nicht getrotzt hatte. Sollte er ihn verachten, dass er es anfänglich genossen hatte. Sollte er ihn verachten, egal für was! Wenn er ihm nur vergeben konnte …
Eryk gab einen leisen, erstickten Laut von sich, der Kaiden fast verzagen ließ.
„Sag mir …“, wisperte Eryk rau, „ich …“
Kaiden spürte, wie Eryk die Hand nach ihm ausstreckte, sie dann aber sinken ließ. Als er schließlich doch wagte aufzusehen, begegnete ihm allumfassende Verzweiflung.
„Ich weiß, mein Anblick wird für dich nicht zu ertragen sein“, presste Eryk kaum verständlich hervor, „aber bitte sag, ob du mich verlässt.“
Unfähig sich zu beherrschen stürzte sich Kaiden in seine Arme und klammerte sich an ihn.
„Niemals! Niemals, ich schwöre …“ Kaiden rang heftig um Atem und Fassung, gab es rasch auf und sprudelte halberstickt heraus: „Ich hab ihn nicht gesehen. Er hat es nicht zugelassen. Sicherlich wusste er, dass ich ihn sofort durchschauen würde. Es war auch dunkel im Raum … Ich lag die ganze Zeit auf dem Bauch, er hat mich festgehalten. Ich wusste es trotzdem, sobald ich richtig wach war. Du hättest mich niemals so angefasst, wie er es getan hat, und der Tonfall stimmte nicht. Es war deine Stimme, ja, doch das warst nicht du. Er hat mich über den Fluchbann kontrolliert. Verzeih mir, dass ich ihm nicht getrotzt habe, ich konnte es nicht. Ich war so feige …“
Eryk hielt ihn schweigend fest. Man spürte an seinem rasenden Herzschlag und dem Zittern seines starken Körpers, wie aufgewühlt er war. Als er Kaidens Gesicht in beide Hände nahm und ihn sehr sanft zwang, zu ihm aufzublicken, spiegelten sich Sorge und Hoffnung zugleich in Eryks Augen.
Mehrmals setzte er an etwas zu sagen, fand die Worte nicht, oder nicht die Kraft, sie auszusprechen und beugte sich schließlich zögerlich hinab, ihn zu küssen. Kaiden kam ihm entgegen, es fühlte sich so gut an, Eryk zu spüren. Zu wissen, dass sie zueinander gehörten.
Verlegenes Räuspern von der Seite trieb sie irgendwann – viel später – auseinander. Kaiden bemerkte irritiert, dass sie offenbar nicht von einer Illusion beschützt worden waren. Jedenfalls wurden sie von allen Anwesenden mit anzüglichem Grinsen, peinlich berührten Blicken oder wohlmeinendem Lächeln bedacht. Vereinzelt war auch kaum verhüllte Abscheu sichtbar.
Seufzend presste er sein Gesicht gegen Eryks Brust, nicht gewillt, darüber nachzudenken.
„In der Hosentasche nutzt dir dein Ring nichts, du musst ihn schon tragen“, meinte Lark der Größere, und klopfte Kaiden herzhaft auf den Rücken.
Verwirrt wühlte Kaiden in seiner Tasche und streifte seinen Ring über, bis ihm einfiel, dass er ihn in der Nacht abgenommen hatte. Bevor er schlafen gegangen war. Bevor Naxander zu ihm kam.
„Es ist doch schön mitansehen zu dürfen, zu welch unschuldiger Liebe ihr fähig seid.“ Lark zwinkerte ihnen beiden zu, klapste auch Eryk auf die Schultern und grinste dabei unverschämt. Es wirkte nicht ganz echt,
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