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Rashminder Tage 01 (German Edition)

Rashminder Tage 01 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 01 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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stöhnte innerlich, sie hätten ihn oben lassen sollen, er hatte es gewusst!
    Hektisch atmend fuhr Kaiden herum und begann, über die Wand zu seiner Linken zu streichen, so, als würde er etwas suchen. Eryk drängte flüsternd auf ihn ein, was Kaiden fauchend abwehrte.
    „Hier ist eine weitere Tür!“, verkündete er einen Moment später. „Sie führt zu Cael, und ich schwöre, es ist der bessere Weg.“
    Natt ließ das unkommentiert. Jetzt, wo Kaiden darauf zeigte, konnte er ebenfalls die Umrisse einer Tür aufmachen. Aber wie öffnete man sie? Es gab keinen Riegel und keinen Hinweis auf einen geheimen Mechanismus.
    Überraschenderweise drängte sich Eryk vor und sagte feierlich:
„Heil sei dir, Himmlischer Vater.“
    Lautlos schwang die Tür nach innen und Natt begriff: Dies war kein Geheimgang. In allen Tempeln war es so eingerichtet, dass die Priesterinnen der Erdmutter ein unterirdisches Heiligtum besaßen, die Priester des Himmelsvaters hingegen eine Sternenkuppel, unter der sie besondere Rituale abhielten. Ebenerdig und offen für alle Gläubigen war das gemeinsame Heiligtum, in dem zu beiden Göttern gebetet wurde. Damit sich niemand ‚versehentlich’ zur Sternenkuppel verirrte, gab es diese Türen, die sich auf Lobpreisung der Götter hin öffneten. Nichts, was einen Dieb aufhalten würde, für Neugierige hingegen war es eine beeindruckende Grenze.
    Beeindruckend auch, dass sich dieser Gang mitsamt Türe, ja, nahezu das gesamte Bauwerk so gut erhalten hatte, nachdem es offenbar von einem schweren Erdbeben verschluckt und komplett ineinander verschoben worden war.
    „Also gut“, sagte Natt entschlossen. „Tardis, Barn: Ihr bleibt hier und bewacht beide Türen. Haltet ausreichend Abstand zu der da vorn, vielleicht ist sie mit einem magischen Fluch gesichert. Eryk, du schnappst dir Kaiden und wartest am Fuß der Treppe auf uns. Macht euch möglichst unsichtbar, falls jemand zufällig vorbeispaziert. Ich will keine Horde von Banditen im Nacken haben, wenn du verstehst, was ich meine. Dev, wir beide nehmen den neuen Gang und sondieren die Lage.“
    Ein weiterer Schrei, diesmal kurz und kraftlos, trieb sie alle zur Eile an.
    Muffige Luft schlug Natt und Dev entgegen, diese Tür war zweifellos seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet worden. Für ein kurzes Stück führte der Gang steil in die Höhe. Da es hier keine Fackeln gab, mussten sie sich blind vorantasten, was kostbare Zeit kostete.
    Dann endlich sahen sie einen schwachen Lichtschimmer, hörten raue Männerstimmen und das ohnmächtige Stöhnen eines Schwerverletzten – Cael. Hastig kroch Natt dorthin, wo ein etwa faustgroßes Loch im Boden klaffte. Unter ihnen befand sich eine Folterkammer, erkennbar an Instrumenten und Werkzeugen, die nur zu dem Zweck geschaffen worden waren, Schmerz zu verursachen. Im Zentrum des Raumes, und damit fast genau unter Natt, lag Cael auf einem Holztisch festgekettet, nackt, zerschlagen, bewusstlos. Drei Männer standen um ihn herum, im Augenblick untätig. Sie waren regelrecht in Blut gebadet, genauso wie Cael. Die unglaubliche Menge an Blut, die sich am Boden in Pfützen sammelte und gegen die Wände gespritzt war, konnte unmöglich von einem einzigen Opfer stammen. Es sah aus, als hätte dort unten ein Schlachtfest stattgefunden, und dabei konnte Natt nur einen kleinen Ausschnitt des Raumes erkennen.
    „Holen wir ihn?“, fragte einer der Männer. Auf das Nicken eines seiner Gefährten hin griff er nach einem kleinen Stein, den er auf Caels bloße Brust presste.
    Dev regte sich. Er hielt mittlerweile seine Armbrust bereit und wartete bloß auf Natts Zeichen, den Folterknecht erschießen zu dürfen, bevor dieser Cael umbringen konnte. Natt schüttete den Kopf. Der Kerl hatte etwas von ‚holen’ gesagt, nicht beseitigen oder erledigen, und dieser kleine Kiesel taugte nicht wirklich als Mordwaffe. Jedenfalls nicht, wenn so viele praktischere Werkzeuge in Griffweite lagen.
    Der Mann murmelte etwas. Blaues Magielicht entflammte, das Caels grausam zugerichteten Körper vollständig einhüllte. Natt schlug sich die Hand vor den Mund, um sich mit Gewalt an einem überraschten Aufschrei zu hindern. Alle Wunden schlossen sich, selbst die tiefen Schnitte, so als hätte es sie nie gegeben. Die Schwellungen des zerschlagenen Gesichtes verschwanden, das Röcheln des Bewusstlosen verstummte.
    Cael atmete tief ein, öffnete die Augen, blickte sich orientierungslos um – und begann laut schluchzend zu weinen.
    „Hört auf!“,

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