Rashminder Tage 01 (German Edition)
Tardis bereits zum fünften Mal. Selbst drei Räume weiter war sein Gewinsel zu hören. Natt wünschte, der Kerl würde endlich die Klappe halten. Es war nicht Tardis’ verdammte Schuld, dass Eryk und Kaiden gefangen worden waren. Oder dass er und Barn beim Versuch, zu ihnen zu gelangen, beide verletzt wurden. Genauso wenig, wie es Tardis’ Schuld war, dass Dev im Sterben lag, niedergestreckt von diesem Fluch, und alle drei nicht geheilt werden konnten. Wobei Tardis und Barn überleben würden. Natt wusste, dass dieses Desaster auch nicht seine eigene Schuld war. Zumindest sein Kopf wusste das. Zum Rest von ihm würde es hoffentlich schon bald durchdringen. Er musste effektiv handeln können, Schuldgefühle behinderten ihn dabei bloß.
Die Magie war immer noch nicht willig, wieder zu funktionieren, wie sie es jahrhundertelang brav getan hatte, daran war der Komet Schuld. Den Fluch hatte ganz sicher Varel auf dem Gewissen, und niemand hatte Dev befohlen, die Tür anzufassen.
Natt hatte zwar diesen merkwürdigen Stein mitgenommen, der vielleicht helfen konnte, doch ausschließlich Cael wusste, mit welchem Wort dessen Magie freigesetzt wurde – und auch das nur vielleicht. Cael war zwar bei Bewusstsein, schien aber von dieser Welt entrückt zu sein. Kein Wort war aus ihm herauszuholen, nichts brachte ihn dazu, aus seiner Schockstarre aufzuwachen. Wer konnte es ihm verübeln? Man hatte ihn so lange gefoltert und magisch geheilt, bis selbst seine Peiniger keine Lust mehr hatten …
Natt blickte auf, als Lark d. G. zu ihm in die Küche kam, wo er nutzlos herumsaß und wartete. Worauf er wartete, wusste er selbst nicht.
„Ich habe die meisten erst einmal nach Hause, beziehungsweise zum Garnisonshaus geschickt, wo sie sich bereithalten können“, sagte Lark und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. „Mein Bruder ist mit Barn unterwegs zu einem Heiler, ihn hat es recht übel erwischt. Er wird überleben, und sobald die Magie zurück ist, kann er vernünftig geheilt werden. Tardis geht es einigermaßen. Er ist bei Dev – es geht zu Ende.“
Natt stand auf, um ebenfalls zu Dev zu gehen. Dem sterbenden Freund beizustehen. Doch Lark hielt ihn zurück.
„Cael scheint etwas klarer zu sein, ich kann allerdings weiterhin kein Wort aus ihm herausbekommen. Ich möchte, dass du es versuchst.“
„Wozu?“ Natt runzelte die Stirn. Es war kaum anzunehmen, dass ausgerechnet er zu Cael würde durchdringen können. Zwar kamen sie recht gut miteinander aus, aber letztendlich ließ ihr einsamer Wolf, wie sie ihn nannten, niemanden an sich heran. Er konnte lustig sein, eine Feiergesellschaft unterhalten, alle Frauen verrückt machen mit seinem unverschämt gutaussehenden Körper und dem frechen Grinsen. Cael war ein grandioser Lügner, wagemutig bis an den Rand des Wahnsinns und bei den Schatten, der Mann war der Beste in ihrem gefährlichen Gewerbe. Gerade deswegen gab es keine Aussicht, ihm helfen zu können. Cael hatte eine unüberwindliche Festungsmauer um seine Seele errichtet und schlug aggressiv jeden zurück, der sich ihm nähern wollte.
„Versuch es einfach.“ Lark nickte ihm bekräftigend zu. „Mich hat er nicht einmal angeschaut und er hat auf nichts reagiert. Nur, als ich deinen Namen sagte, hat er kurz mit den Lidern gezuckt und den Kopf zu mir bewegt.“
Natt seufzte und verließ die Küche. Ein Versuch konnte nichts schaden und vielleicht schaffte er es tatsächlich. Er hoffte es so sehr, um Devs willen.
Cael lag in dem Bett, das zuvor Eryk und Kaiden genutzt hatten. Jemand hatte ihm das Blut vom Leib gewaschen und ein Hemd übergestreift. Er war unverletzt, hätte gesund und stark wirken können, wäre da nicht der in die Leere gerichtete Blick gewesen, der zeigte, wie es in seinem Inneren aussehen mochte.
„Hey“, sagte Natt unsicher, als er sich neben ihn auf das Bett setzte und nach einigem Zögern seine Hand ergriff. Cael erschauderte. Ein gutes Zeichen, zumindest hoffte Natt das mit aller Macht.
„Ahm, hör zu, wir brauchen deine Hilfe“, presste er hervor. „Dev liegt im Sterben. Kannst du mir sagen, wie dieser Stein funktioniert?“ Natt verfluchte sich innerlich. Er hatte vorsichtiger vorgehen wollen, Cael nicht überfordern.
Verzweifelt suchte er nach besseren, den richtigen Worten, als Cael plötzlich seine Hand befreite und sie auf Natts Arm legte.
„Anwattka“, murmelte er rau. Und noch einmal, lauter und deutlich betont diesmal: „Anwattka.“
Seine Hand glitt herab, die
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