Rashminder Tage 01 (German Edition)
er sich selbst. Sein Eigentum war schon ziemlich lange weggesperrt und dürfte sich so langsam erholt haben. Naxander nahm sich vor, später herauszufinden, welcher der Banditen Kaiden einen solch harten Schlag versetzt hatte, dass es ihn beinahe umgebracht hätte. Rache war nicht unbedingt zweckmäßig und in diesem Fall eher unlogisch, aber nun, wenn der bedauernswerte Mann einen Unfall erleiden sollte …
Ich denke, ich verlasse erst einmal Laymark, bis Lark sich wieder gesammelt hat. Kaiden kann mir in Onur nützlich sein und er kennt den jungen Corlin bereits.
Es war beeindruckend gewesen, wie Lyskir von Corlin es geschafft hatte, sich aus einer Unzahl von Intrigen zu retten und am Ende sogar die Thronfolge abgeben konnte. Dagegen hatte Naxander erfolgreich intrigiert und den Jungen gezwungen, erneut in das Spiel der Adligen von Onur einzusteigen. Ah, schwierig war das nicht gewesen. Erebos von Corlin war so erpicht darauf, seinem verhassten Sohn zu schaden, dass er sich bereitwillig alles einflüstern ließ!
Vielleicht kontrolliere ich trotzdem rasch, wie die Dinge in Irtrawitt stehen?
Naxander musste sich außerdem dringend mit dem jüngeren Lark in Verbindung setzen. Dessen großer Bruder ahnte nicht, wie weitreichend der Verrat in seinen eigenen Reihen war.
Zufrieden mit sich und der Welt riss Naxander die Tür auf und winkte dem nächstbesten Banditen zu, der in seine Richtung blickte.
„Bringt die Gefangenen zu mir!“
Zeit zu spielen …
~~*~~
Kaiden versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen. Sie hatten ihn mit einem Schlag ins Sonnengeflecht, jenem Nervenzentrum unter dem Rippenbogen, außer Gefecht gesetzt. Anhand der Zeit, die er anschließend bewusstlos gewesen war, schätzte Kaiden, dass ein Nicht-Magier daran gestorben wäre. Noch bevor sie den tief unter der Erde gelegenen Raum erreichten, in dem Eryk und er nun gefangen saßen, hatte Kaiden sich zwei Mal heftig übergeben müssen. Beim ersten Mal hatte er den Mann getroffen, der hinter ihm ging – ein kleiner Triumph. Karchos hatte verhindert, dass man Kaiden dafür anschließend zu Tode prügelte, mit den Worten:
„Naxander will ihn und seinen Liebhaber lebend und unversehrt, also lasst die Finger von ihm!“
Was Naxander mit einer Verbrecher- und Schmugglerbande zu schaffen hatte, konnte sich Kaiden durchaus vorstellen, bedachte man Naxanders Vorliebe für menschliche Sklaven. Warum er Eryk und ihn so dringend wollte, darüber dachte er lieber nicht nach.
Eryk hatte die letzte halbe Stunde damit zugebracht, jeden Handbreit der Decke, des Fußbodens, aller Wände und der Tür selbst zu inspizieren. Offensichtlich gab es keine Schwachstellen, darum kam er zu Kaiden und hockte sich neben ihm nieder.
Die Übelkeitsattacken hatten ebenso nachgelassen wie die Bauchschmerzen, dennoch blieb Kaiden auf der Seite liegen und konzentrierte sich darauf, ruhig ein- und auszuatmen. Es war ein gutes Gefühl, überhaupt atmen zu können, nicht so wie unmittelbar nach dem Schlag, als er unfähig gewesen war Luft zu holen.
„Alles in Ordnung?“, fragte Eryk leise, mit hörbarer Besorgnis, und berührte ihn am Kopf.
Kaiden nickte stumm, innerlich zerrissen. Einerseits jubelte er, dass Eryk sich um ihn sorgte, andererseits hasste er es, schwach zu sein. Beschützt werden zu müssen. Ein verdammter Magier zu sein. Niemand hatte ihn je gefragt, ob er das überhaupt wollte! Wie viel lieber wäre er ein Krieger, so wie Eryk. Naxander hätte sich niemals für ihn interessiert, und es gäbe nichts, was ihn von seinem Liebsten trennen würde.
Nun gut – die königliche Legitimation und die Ringe hätten sie dann natürlich auch nicht …
Seltsamerweise hatten die Banditen die Ringe nicht angerührt, nachdem sie sonst wirklich überall nachgeforscht hatten, ob Eryk und er irgendwo weitere Waffen, Ausrüstung oder Kostbarkeiten versteckt hatten. Ob Naxander das befohlen hatte?
„Sie werden nicht kommen, um uns zu befreien?“, fragte er leise und raffte sich dabei hoch. In die Schatten mit seinem Stolz! Er brauchte jetzt dringend jemanden, der ihn festhielt und in jeder erdenklichen Weise liebte, und dafür kam ausschließlich Eryk in Frage.
„Es wäre Selbstmord“, murmelte Eryk und schloss ihn dabei so fest in die Arme, dass Kaiden sich fast sicher war, sein Liebster brauchte diese Nähe genauso dringend wie er selbst.
„Karchos lauert nur darauf. Da du nicht zur Verfügung stehst, gibt es niemanden mehr, der den Jungs sagen könnte,
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