Rashminder Tage 01 (German Edition)
Lider schlossen sich.
„Das ist das Aktivierungswort?“, fragte Natt und sprang wie elektrisiert auf. Cael nickte stumm.
„Danke!“ Natt stürmte hinaus, betend, dass es noch nicht zu spät für Dev war und sie wenigstens ihn retten konnten. An Eryk und Kaiden wollte er jetzt nicht denken. Ein weiteres Mal in das Versteck der Bande einzudringen war ausgeschlossen, sie mussten warten, bis Karchos sich rührte. Was nur geschehen würde, wenn er vorhaben sollte, Lösegeld oder einen Vorteil aus seinen Gefangenen zu erpressen.
Wie Natt das hasste! Er schloss die beiden in sein inniges Stoßgebet an die Götter ein. Dev brauchte ihn. Alles andere musste warten.
~~*~~
„Seid Ihr zufrieden, Herr?“, fragte Karchos. Naxander nickte ihm großmütig zu und entließ ihn dann mit einer herrischen Geste. Das Wiesel war nützlich und klüger als die meisten anderen seiner Zunft, aber auch Karchos musste nicht sehen, wie zufrieden Naxander wirklich war. Oh, er hätte sich Kaiden jederzeit schnappen können, dafür benötigte es keine aufwändige Intrige. Der entscheidende Punkt war Lark. Sein ältester Widersacher musste gewusst haben, dass er ihm Kaiden regelrecht zum Fraß vorwarf. Naxander hatte ihn getestet, Lark gezeigt, welche neue Fähigkeit er besaß. Dieses raffinierte Artefakt, mit dem man nicht nur eine Illusion erschuf, die die Gestalt eines anderen Menschen nachahmte, sondern tatsächlich für zwölf Stunden eine leere Hülle zurückließ, um ihm, Naxander, Körper und Stimme des Opfers zu schenken – das war ein Kunstwerk. Amisha hatte nicht gewagt, es ihm zu verweigern … Zum Dank hatte er nicht nur sie, sondern auch das lächerliche Königspaar am Leben gelassen. Lark musste erkannt haben, woher diese Fähigkeit stammte, und er wusste selbstverständlich von seiner früheren Verbindung zu Karchos. Und trotzdem hatte er Eryk und Kaiden willig geopfert, um eine so wertlose Kreatur wie diesen Cael zu retten.
„Und mich nennt man gefährlich …“ Naxander lachte leise. Mittlerweile hatte er sich einen besseren Körper gesucht als Nekos, einen, dessen Gestalt und Stimme angenehmer waren. Gewiss, es gehörte etwas Selbstüberwindung dazu, Selbstmord zu begehen. Für den Rest hatten seine frisch versammelten Getreuen gesorgt, die den Erwählten gezwungen hatten, den Tor von Amarganth aufzuheben. Selbstgefällig strich er über seinen hochgewachsenen, schlanken Körper. Er war stärker als früher, deutlich größer und mit seinen achtundzwanzig Jahren jung genug für alles. Ein neues Leben lag vor ihm, ein besseres Leben! Das Schicksal hatte ihm Unsterblichkeit geschenkt und nahezu grenzenlose Macht.
Vor allem aber besaß er nun den Abstand zu seinem vergangenen Leben, um all die Fehler betrachten und sich wahrhaftig ändern zu können.
Lark war dabei sein größter Fehler gewesen. Immer wieder hatte er diesen Mann unterschätzt, ja, vollkommen falsch eingeschätzt.
Du bist ein General, kein Priester, mein lieber Freund. Du schickst Menschen skrupellos in den Tod, wenn es dir richtig erscheint. Du opferst deine Freunde, wieder und wieder, deine Familie, all jene, die dazu verdammt sind, dir zu vertrauen! Du bist so viel niederträchtiger als ich es je war …
Zweifellos hatte Lark den beiden Täubchen nicht die volle Wahrheit erzählt. Kein Wort darüber, dass es eine Geheimvereinbarung zwischen Naxander und ihm gab. Lark hätte jederzeit seine Trumpfkarte ausspielen und ihn, Naxander, zum Rückzug zwingen können. Genau das hatte er eigentlich provozieren wollen, als er Kaiden entführt hatte. Larks passives Verhalten auf Naxanders Befehl an diese lächerliche Gilde, Kaiden und Eryk die Schale der Unsichtbarkeit suchen zu lassen, hatte ihn verwirrt.
Du hättest zugelassen, dass sie sterben. Ja, du hättest um sie getrauert und echte Tränen geweint, du hättest dich in Vorwürfen zerrissen und mit Zweifeln gemartert, aber letztendlich hättest du es getan. Ein Wort, dieses eine Wort, und ich wäre nicht getötet worden. Ich hätte Kaiden freigelassen und wäre brav zurück in meine Höhle gekrochen. Wie ist es, seinen Instinkten zu folgen? Einem Bauchgefühl zu gehorchen, was gut und was schlecht ist und damit genauso viel Segen wie Unheil anzurichten?
Es war nicht mit Magie besiegelt worden, lediglich die Ehre sicherte es ab. Naxander konnte sich nicht mehr erinnern, warum er dieser Vereinbarung jemals zugestimmt hatte. Wahrscheinlich war es ihm damals vernünftig erschienen, jemandem
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