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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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Tee habe ich keine Zeit“, meinte sie, als sie schon auf dem Weg zurück zur Umkleide war. Sie beeilte sich und kam nur wenigen Minuten später wieder. Balu hatte lediglich seine Hose angezogen und saß wieder an seinem Rechner.
    Sie wollte ihm danken, aber sie wusste nicht, wie sie es in Worte fassen sollte.
    Balu erriet ihre Gedanken scheinbar, denn er winkte ab, stand auf und reichte ihr eine kleine Pappschachtel ohne Aufdruck. „Das ist Salbei-Tee“, erklärte er und manövrierte die verwirrte Julia mit ihrem Präsent in der Hand nach draußen. Sie ging – rutschend und schlitternd - zur nächsten Bushaltestelle und entschied sich schließlich dafür, ein Taxi zu rufen, nachdem sie seufzend feststellte, dass der nächste Bus erst wieder in einer halben Stunden kommen würde.

Kapitel 8 – Chancen
    Die vermutlich verrückteste Woche, die Julia je erlebt hatte, neigte sich endlich dem Ende zu. Sie freute sich darauf, am Wochenende auszuspannen, vielleicht ein gutes Buch zu lesen oder endlich noch einmal einen langen Spaziergang zu machen. Vielleicht würde sie auch etwas mit Verena unternehmen, dachte sie, als jemand an ihrer Bürotür klopfte.
    „Ja-ha!“, rief Julia vergnügt. Sie war seit ihrem Intermezzo mit Balu um einiges lockerer geworden und hatte ihre peinlichen Fehler und Peers harsche Kritik vom Beginn der Woche einigermaßen gut überwunden.
    Deniz huschte herein. Er sah gehetzt aus. Wie üblich kam er nicht sofort zur Sache: „Wegen der Auto-Kampagne. Ich habe gerade mit den Copywritern gesprochen, aber die wissen wieder von nichts. Die Deadline für unseren ersten Entwurf ist nächste Woche Montag. Was soll ich denn jetzt machen? Die Pfeifen sollen mir endlich ihre Texte geben“, fluchte er leise.
    „Für das Projekt bin ich – zum Glück! - nicht verantwortlich. Da musst du mit Peer sprechen.“ Julia grinste, denn sie wusste, dass es Deniz stets Überwindung kostete, mit Peer zu reden. Er fürchtete, dass er für sein Schwulsein verachtet wurde. Peer war allerdings professionell genug, um darüber hinwegzusehen. Er schätzte Deniz' hervorragende Arbeit sehr, jedoch hielt er sich mit Lob meist sehr zurück, was nicht bloß Deniz verunsicherte.
    Er hatte es sich bereits auf Julias Schreibtischkante bequem gemacht und schlug die Beine übereinander. Julia dachte, dass er selbst für einen Homosexuellen extrem weiblich wirkte, wenn er sich aufregte.
    Sie war von sich selbst überrascht, denn ihre gute Laune brachte sie dazu, dass sie sich freiwillig nach seinem Privatleben erkundigte. Ihr war nämlich klar, dass Deniz sein kleines Problemchen bloß als Vorwand genutzt hatte, um ein Schwätzchen zu halten.
    „Wie laufen deine Ermittlungen?“, fragte sie.
    „Na ja. Ich glaube, Georg geht wirklich fremd. Aber beweisen kann ich es nicht“, meinte Deniz enttäuscht. „Hattest du nicht gesagt, dass ihr euch schon vor Wochen getrennt habt?“, fragte Julia.
    „Doch, schon“, murmelte Deniz und Julia erwiderte tapfer: „Ich glaube, es wäre am besten für dich, wenn du ihn einfach gehen lässt. Falls er wirklich zweigleisig fährt, wird er dich ohnehin nur verletzen, meinst du nicht?“
    Deniz wusste, dass sie richtig lag, aber er konnte sich einfach nicht helfen. „Vielleicht ist das ja bloß eine Phase“, belog sich Deniz selbst. Julia grübelte nach einer passenden Antwort, erkannte jedoch, dass bei Deniz Hopfen und Malz verloren war. Er würde das Windei nicht einmal dann in die Wüste schicken, wenn er ihn in flagranti mit einem anderen erwischt hätte.
    Sie schwiegen und Julia bereute nun, dass sie sich auf diese persönliche Ebene mit Deniz eingelassen hatte. Sie suchte fieberhaft nach einer Ausrede, um den Trauerkloß wieder loszuwerden.
    Julia horchte erleichtert auf, als es zum zweiten Mal klopfte und ein schüchterner Bote die Tür öffnete. Julia bekam zwar manchmal Post ins Büro, aber einen Blumenstrauß war bisher erst einmal dagewesen. Glücklicherweise verstand Deniz, dass er nun unerwünscht war und trollte sich nach einem allzu dramatischen Abgang. Er seufzte gut hörbar und meinte: „Alle Welt ist glücklich verliebt und ich bekomme bloß die Arschlöcher ab.“
    Julia schüttelte den Kopf, als er und der Bote ihr Büro wieder verließen und widmete sich ihrem Blumenstrauß. Es waren keine Rosen, stellte sie beim Entfernen des Papiers fest – es waren wunderschöne, violette Lilien. Julia bemerkte, dass sie offenbar Rosen erwartet hatte und fand das für einen Moment

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