Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
Vom Netzwerk:
Sekt? Oder nein: wie dumm von mir. Alkohol ist jetzt nicht das Richtige, oder?“
    Verena lachte und verunsicherte die arme Frau noch mehr: „Quatsch, ein, zwei Gläschen werden schon nicht schaden.“ Als sie das ungläubige Gesicht sah, verbesserte sie sich schnell: „Das war ein Scherz. Ein Wasser würde ich allerdings gerne nehmen.“
    Julia wollte nichts und so zog die Verkäuferin wieder ab, um das Wasser zu besorgen. Es waren keine anderen Kunden im Laden, wie Julia befriedigt feststellte. Sie wollte es möglichst vermeiden, dass noch mehr von diesem hochnäsigen Volk schiefe Blicke auf Verena warfen.
    Julia verschwand hinter dem Vorhang der luxuriösen Umkleidekabine, in der ein riesiger Spiegel an der Wand prangte. Die Kabine war geräumiger als herkömmliche Umkleiden und Julia fand diverse Haken vor, an denen sie ihre vielen Kleidungsschichten, die sie nach dem Zwiebelprinzip trug, hängen konnte, ohne dass es allzu eng wurde.
    Verena hatte sich vorsichtig auf einen der bequemen, aber doch filigran gebauten Sessel gesetzt und dankbar ihr Wasser in Empfang genommen, als sie und die Verkäuferin erschrocken zusammenfuhren.
    Julia fluchte laut und bewarf einen unsichtbaren Gegner mit den fiesesten Schimpfwörtern, die in dieser Umkleidekabine jemals ausgesprochen wurden.
    „Verdammter Mist“, rief Julia erneut. Die Verkäuferin flüchtete und hoffte inständig, dass die beiden den Laden bald wieder verlassen würden. Spätestens dann, wenn seriöse Kunden kamen, die keine blinkenden Weihnachtsmützen trugen und sich zu benehmen wussten.
    „Was ist denn los?“, fragte Verena, denn sie konnte sich den übertriebenen Wutausbruch nicht erklären. Sie stellte ihr unberührtes Wasserglas ab und schob den Vorhang vorsichtig zur Seite. Sie erschrak erneut. „Ach du scheiße. Du meintest doch, die Wunde wäre schon wieder fast verheilt!“, meinte Verena beunruhigt.
    Julia hatte sich ihre Klamotten ein wenig zu unachtsam vom Leib gerissen und dabei war ihr Top an dem klebrigen Pflaster hängen geblieben. Und das hatte sich ebenfalls von seinem vorgesehenen Platz verabschiedet und dabei die Kruste wieder komplett aufgerissen.
    „Soll ich einen Arzt rufen?“, fragte Verena verunsichert und konnte dabei den Blick nicht von der hässlichen Brandwunde abwenden.
    „Blödsinn. Wenn du schon bei dem bisschen Blut weiche Knie bekommst, dann solltest du dich bei der Entbindung am besten betäuben lassen“, erwiderte Julia schroff. Es war als Scherz gedacht, aber es kam unfreundlich rüber.
    Verena verstand das, denn im nächsten Augenblick bröckelte die Fassade und die echte, verletzte, traurige, verzweifelte Julia kam zum Vorschein.
    Sie hatte begonnen, wie ein Schlosshund zu heulen. Es war zu viel und die Tränen liefen in Sturzbächen über ihre Wangen.
    Verena quetschte sich irgendwie mit in die Kabine, die für zwei Personen allerdings trotz ihrer Geräumigkeit viel zu klein war. Verenas wuchtiger Leib befand sich nun also halb in der Kabine und halb draußen. In ihrer Eile hatte sie noch dazu das Wasserglas von dem kleinen Beistelltisch gestoßen.
    Glücklicherweise landete es auf dem edlen Langflor-Teppich, mit dem der Umkleidebereich ausgelegt war.
    „Hey, Süße. Was ist denn los mit dir? Hast du geglaubt, du könntest so tun, als ob alles in Ordnung wäre? So blöd bin ich nun auch nicht, weißt du!“, sagte Verena und strich ihr über die Haare.
    Julia heulte erneut los und ihr Schluchzen war herzzerreißend. Verena realisierte, dass sie die vergangene Nacht in Alexejs Keller stärker mitgenommen hatte, als Julia zugeben wollte.
    Und sie war sich auch sicher, dass Julia ihr irgendetwas verschwieg. Verena kannte Alexej zwar nicht, aber als Außenstehende konnte sie ganz gut beurteilen, ob Julias Geschichte schlüssig gewesen war oder nicht.
    Verena drehte sich um und zog den Sessel etwas näher heran, damit sie sich setzen konnte. Das Bild, das sich der Verkäuferin bot, als sie nach dem Rechten schauen wollte, war mehr als ungewohnt.
    Die Umkleidekabine war völlig überfüllt. Die offensichtlich hochschwangere Verena saß auf dem Stuhl, den sie sich halb in die Kabine gezogen hatte und der Vorhang war zu klein, um das gesamte Schauspiel zu verdecken. Außerdem lag das Wasserglas auf dem Teppich und aus der Kabine drang abermals ein lautes Schluchzen.
    Die Verkäuferin entschied, dass sie ein Machtwort sprechen musste und straffte die Schultern, als sie auf die Kabine zuging. Sie räusperte sich

Weitere Kostenlose Bücher