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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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wissen, dass alles jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte? Es gab nur einen Weg, die heilige Mutter Russland und unseren Zaren zu retten: Papa musste entfernt werden.
    Mit dieser Erkenntnis brach ich praktisch in Tränen aus, denn ich war zur gleichen Schlussfolgerung wie die mächtigen Großherzöge gekommen. Ja, Papa musste man loswerden. Die adeligen Verwandten des Zaren, die über zahllose Leibeigene über die Jahrhunderte verfügt hatten, diskutierten es wahrscheinlich genau in diesem Augenblick im Jachtklub, der Brutstätte aristokratischer Meinungsverschiedenheit. Der Gedanke entsetzte mich. Würden sie es auf die Art tun, wie unsere Herren immer über die Problemleibeigenen verfügten - ihn mit einer Troika überfahren? Oder würden sie einen Felsen an ihn binden und ihn in den Fluss werfen? Bevor sie handelten, musste ich Papa dazu bringen zu tun, was alle wollten und niemandem gelungen war: ihn zu veranlassen, dorthin zurückzugehen, woher er gekommen war, in die unvorstellbare Tiefe und die unberührbaren fernen Wälder Sibiriens.
    Aber wie?
    Das Flehen einer jugendlichen Tochter würde nicht genug sein. Könnte ich einige banditi anheuern, um ihn fortzuschleppen? Könnte ich ihm narkotiki heimlich unterjubeln, ihn fesseln und in einem Kloster einsperren, bis die politischen Winde wechselten? Nein, nichts würde funktionieren. Es gab keine Möglichkeit, dass ich stark genug war, Papas schiere körperliche Kraft zu überwältigen, geschweige denn den Willen der mächtigsten und gewaltigsten Person im ganzen Land, die Kaiserin selbst. Traurig musste ich die Wahrheit erkennen: Es gab keine Möglichkeit, dass Aleksandra Fjodorowna Papa aus ihrem verzweifelten und hysterischen Griff lassen würde. Durch kaiserlichen Erlass verlangte sie, dass er nicht weiter von ihr als einen kurzen Anruf entfernt sei. Um Papa aus Petrograd zu entfernen, würde ich nicht nur mit ihm kämpfen müssen, sondern auch gegen den starken Willen der mächtigen Kaiserin.
    Als ich stehen blieb und den letzten Rest der Spinnweben wegwischte, wusste ich, was auch mein Entschluss war, es wenig gab, was ich tatsächlich tun konnte. Ich würde einfach klug sein müssen. Vielleicht könnte ich meine Mutter dazu bringen, ein dringendes Telegramm zu senden, worin stand, dass Dmitri ernsthaft verletzt worden war, und wegen seiner geistigen Einschränkung bräuchte sie seinen Vater sofort. Vielleicht könnte ich meine Mutter überzeugen zu schreiben, dass sie selbst nur Tage vom Tod entfernt wäre und um die Anwesenheit ihres Ehemanns bat. Nein, erkannte ich, als ich gegen die Steinmauer plumpste. Nichts davon würde funktionieren, denn genauso wie mein Vater unfähig war zu lügen, so war es meine liebe unschuldige Mutter.
    Von irgendwo hörte ich Schritte. Zuerst dachte ich, es wäre der alte Mann, der schließlich kam, um mich aus dieser verwirrten Masse von Gängen zu führen. Aber nein, das waren nicht die schlurfenden Schritte eines halbblinden Kerls, der seinen Weg entlangtastete. Sie waren dafür viel zu schnell. Tatsächlich waren sie sogar in Eile. Und als ich sorgfältig horchte, konnte ich erkennen, dass es Schritte von nicht nur einer Person, sondern zwei waren.
    Wissend, dass ich nicht wagte, hier unten gefunden zu werden, geschweige denn befragt, suchte ich den Gang ab und erblickte einen dunklen Bogengang nur ein paar arzhini voraus. Ich hob die Falten meines Umhangs hoch, nahm den Rock in beide Hände und eilte zur Öffnung, wo ich keine Kammer, sondern eine steile Treppe fand, die hinunter in die Dunkelheit führte. Innerhalb von Sekunden war ich es, die die Wände nach der Richtung abtastet, und ich ging nach unten mit meiner rechten Hand nach den alten, bröckelnden Ziegelwänden greifend. Unter mir spürten meine Füße die glatten abgenutzten Steinstufen, eine nach der anderen. Indem ich keine Zeit vergeudete, ging ich weiter, bis ich um eine Ecke in einen Vorhang der Dunkelheit ging. Unter mir konnte ich praktisch nichts sehen. Als ich mich umdrehte, blickte ich aufwärts zu dem letzten Licht, das zu mir strömte.
    Die Schritte wurden noch lauter, noch schwerer, noch schneller. Schließlich wurden sie langsamer und ich hörte das Quietschen einer Tür, als sie aufgerissen wurde.
    „Sie ist nicht hier drinnen!“, schrie ein Mann, seine Stimme tief und heiser.
    „Wir werden dafür ins Feuer geworfen“, nörgelte ein anderer, sein Akzent nicht zu kultiviert. „Wir müssen sie finden.“
    „Du gehst die Richtung, ich

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