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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Spruch des Richters, und der Täter wurde weggesperrt. Auch in diesem aktuellen
Fall ging es um Schuld. Um große Schuld, die man wehrlosen Opfern zugefügt hatte,
und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr war er gewillt, die Verbrecher zur
Strecke zu bringen. Sie nach so vielen Jahren ihrer Taten zu überführen, sie ans
Licht zu holen, damit alle sie sehen könnten. Und irgendwann würde er sich mit seiner
eigenen beschäftigen, sie an die Oberfläche bringen, damit er sie sehen und vernichten
konnte.
     
    *
     
    Sich von einem Navigationsgerät
leiten zu lassen, noch dazu, wenn man sich im Stau befand, gestattete es dem Fahrer,
sich für einige Zeit von der Außenwelt zu verabschieden. Abzutauchen in die Welt
der Träume und Fantasien.
    Das Navigationssystem
holte Martin in die Gegenwart zurück und forderte ihn zum Wenden auf. Der Regen
suchte erneut sintflutartig Hamburg heim. Der Scheibenwischer raste über die Windschutzscheibe
und schaffte es mit Mühe, eine klare Sicht auf Straßenschilder zu gewährleisten.
    Gegen 19.30
Uhr erreichten die Beamten das stattliche Klinikgelände. Es war in einer Sackgasse
gebaut worden, und eine kleine Privatstraße führte zum Haus der Familie Fürst. Diese
Zufahrtsstraße war nicht beleuchtet. Beidseits des Weges erstreckte sich eine trostlose
Weide, die von Holzzäunen begrenzt war. Nach einem weiteren Kilometer erspähten
Martin und Werner die Lichter eines Hauses, und beim Näherkommen wurde ihnen die
Größe des Komplexes vor Augen geführt. Auch hier befanden sich mehrere Gebäude,
die halbkreisförmig zueinander angeordnet waren. In der Mitte des Kreises imponierte
ein mächtiger beleuchteter Brunnen. Vor jedem Haus und deren Garagen parkten Autos
gängiger Nobelmarken. Martin lenkte den Wagen zu einem der Eingänge. Es schüttete
noch immer. Martin grunzte verärgert.
    Er stoppte
den Wagen, zog den Zündschlüssel ab und den Kopf ein, und beide Polizisten verließen
fluchtartig das Auto. Eisiger Wind peitschte ihnen die Tropfen ins Gesicht. Sie
hasteten unter das Vordach des Hauses, Martin sah auf das Namensschild und klingelte.
Ein älterer, gut gekleideter Herr öffnete ihnen. Er trug einen dunkelblauen Anzug,
ein weißes Hemd und ein bordeauxrotes Halstuch anstelle einer Krawatte. Er schien
gut gelaunt zu sein und blickte erstaunt in die Gesichter der beiden Beamten. Ein
fröhliches Stimmengewirr aus dem Inneren des Hauses war zu hören. Offenbar hatte
er jemand anderen erwartet, einen geladenen Gast, dem er die Hand schütteln wollte.
    »Ja, bitte«,
erklang seine freundliche Stimme. In seinem linken Ohr wurde ein zierliches Hörgerät
sichtbar, das er dem Sprecher entgegenhielt.
    »Guten Abend,
Kripo Hamburg. Sind Sie Herr Fürst?«
    »Dr. Fürst!
Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir würden
Sie gern sprechen. Es ist dringend.«
    »Ist etwas
passiert?« Fürst drehte sich um und deutete auf das Innere des Hauses. Entspanntes
Gelächter, das die gedämpfte Musik übertönte, schwoll stakkatoähnlich an. »Wissen
Sie, wir haben eine kleine Geburtstagsfeier. Ich bin gestern 91 geworden. Die Familie
und ein paar Freunde …«
    »Tja, das
tut uns leid. Wir ermitteln in einer Mordserie, von der Sie gehört haben dürften«,
erklärte Werner.
    »Dieser
Irre, der ältere Leute umbringt?«
    »Genau der«,
erwiderte Martin.
    »Sicher
habe ich davon gehört. Jeder redet darüber zurzeit. Aber wie könnte ich Ihnen
da helfen?«
    Fürst versperrte
mit seiner stattlichen Erscheinung den Durchgang und hatte nicht die Absicht, die
Beamten hineinzubitten. Sollten sie ruhig frieren, dann würde die Fragestunde schneller
vorbei sein.
    Martin wurde
ungeduldig. Er hatte nicht den ganzen Weg zurückgelegt, um sich vollregnen zu lassen.
    »Wir würden
das gern in Ruhe besprechen und nicht hier draußen.« Das Lächeln des Alten erstarb,
und die gepflegten Brauen kamen im Zorn einander näher.
    »Wir können
das gern in Ruhe besprechen, aber nicht heute. Ich feiere meinen Geburtstag und
gehe jetzt zu meinen Gästen zurück. Kommen Sie bitte morgen wieder.« Fürst trat
einen Schritt zurück und umfasste entschlossen den Griff der Tür. Er gab ihr einen
Schubs, und nur der Fuß von Martin verhinderte, dass das Schloss einschnappte. Mit
größerer Entschlossenheit als Fürst drückte Martin die Tür auf, schob den verdutzten
Mann zur Seite und betrat ohne Aufforderung den hell erleuchteten Flur. Es tropfte
von seiner Jacke, seinen Haaren und der Stirn auf die hellen

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