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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Pohlmanns
linke und rechte Wange.
    Martin öffnete
die Augen und verdrehte sie.
    »Helfen
Sie mir!«, bat er. »Nehmen Sie die Unterlagen da raus.« Martin deutete auf die geöffnete
Schublade. Alois griff nach einigen Akten und legte einen Stapel Unterlagen auf
den Tisch, dazu noch ein Tagebuch und einen abgegriffenen braunen Briefumschlag,
auf dem ›Für Emilie‹ stand.
    Die Unterlagen
klemmte er unter den einen Arm, und mit dem anderen griff er unter Martins linke
Achsel. Für einen Moment erlangte Martin sein Bewusstsein zurück. »Mein Handy.«
    »Hab ich
hier.«
    »Geben Sie
es mir. Den Triumph muss ich noch erleben, bevor ich wieder wegsacke.« Martin wählte
die ihm bekannte Nummer seines Freundes Werner.
    »Hallo,
Werner, ich bin’s.«
    »Herrgott,
Martin, wo bist du? Wir haben eine Ringfahndung nach Dräger rausgegeben. Er hat
über alle Morde im Internet geprahlt.«
    »Wir sind
hier bei ihm.«
    »Was heißt hier bei ihm ? Im Haus von Dräger ist niemand. Wir stehen davor. Alles ist
dunkel.«
    »Es ist
wie ein Bunker«, keuchte Martin in den Hörer.
    »Er hat
einen Keller …«, Martin ließ das Handy fallen, und in dem Moment hörte er die Beamten
an die Tür klopfen und schellen. Es drang wie von Ferne an sein Ohr, und mit Feldmanns
Hilfe schleppte er sich zur Tür. Emilie hielt sich still im Hintergrund, doch sie
schien sich in der realen Welt zu befinden.
    Martin drehte
den Schlüssel des Türschlosses drei Mal nach links, während Feldmann zwei Riegel
oben und unten an der Tür aufzog. Die Tür öffnete sich, und Martin musste seine
Augen vor dem Licht eines strahlend hellen Sonntagmorgens schützen. Vor ihm standen
Werner Hartleib, Klaus Schöller und zehn bis an die Zähne bewaffnete und mit schusssicheren
Westen bekleidete Beamte.
    Pohlmann
trat dicht an Schöller heran, torkelte wie ein Betrunkener und hauchte ihm seinen
schlechten Atem entgegen. »Der Fall ist so gut wie gelöst. Dräger hat mir alles
gestanden, und hier sind die Beweise. Fürst und Wegleiter junior stecken hinter
all dem Scheiß. Ihr braucht nur noch Drägers Geständnis aufzunehmen. Dann habt ihr
alles im Sack.« Schöller griff nach den belastenden Unterlagen, doch Martin entzog
sie seinen Händen und übergab sie Werner. Schöllers Blick blitzte vor Wut.
    Martin wandte
sich an Werner. »Ihr müsst Annegret Kaschewitz verhaften, die Schwester aus der
Klinik. Ich weiß nicht, welchen Part sie darin hat, aber sie steckt da mit drin.
Sie war hier.« In diesem Augenblick verlor Martin ein viertes Mal das Bewusstsein
und rutschte der Länge nach auf die Treppenstufen des alten Hauses.
    »Er hat
vorhin einen Krankenwagen gerufen, allerdings, wie ich glaube, nicht für sich, sondern
für Dräger«, sagte Feldmann.
    »Wo ist
Dräger?«
    »Unten im
Keller. Aber erschrecken Sie nicht. Er sieht übel aus.«

Kapitel 60
     
    Hamburg-Eppendorf, 17. November
2010
     
    Vier Tage nach einer fünfstündigen
Operation, in der sich drei Spezialisten verschiedener Fakultäten gegenseitig das
Skalpell in die Hand gereicht hatten, öffnete Martin Pohlmann gegen 6.50 Uhr die
Augen. Nicht freiwillig, sondern weil die Stationsschwester ihren Job ernst nahm.
Sie sah nicht ein, warum ein Polizist, der an einem Tag zum dritten Mal auf verschiedenen
TV-Kanälen gefeiert wurde, das Recht auf ergiebiges Ausschlafen haben sollte. Sie
trug die Akten und OP-Protokolle von drei Chirurgen in ihrem Arm. Die erste Akte,
die bei Weitem dickste, enthielt den detaillierten Bericht über die mikroskopische
Wiederherstellung von vier in 35 Einzelfragmente zerborstenen Fingern an Martins
rechter Hand. Zwölf Mikronägel aus Titan fanden ebenso Verwendung wie sieben Schrauben
desselben Materials. Zerrissene Arterien und Nerven wurden kunstvoll zusammengeflickt,
damit jeder Finger im Anschluss an eine sechswöchige Schonungszeit wieder voll einsatzfähig
werden konnte.
    Die zweite
Akte stammte von einem Kiefer-Gesichtschirurgen, der das linke Jochbein reponiert
und ebenfalls mit einer Titanschiene und acht Osteosyntheseschrauben stabilisiert
hatte. Die dritte Akte enthielt genaue Aufzeichnungen über die im Schulterblatt
feststeckende Kugel aus der Dienstwaffe. Der Eintrittswinkel der Kugel war genauestens
aufgezeichnet, ebenso ihr Verlauf im Gewebe und ihr Auftreffen auf das Schulterblatt,
das zu einer Querfraktur desselben geführt hatte. Die Kugel ragte zu einem Drittel
aus der Rückseite des Knochens und der bedeckenden Haut heraus, wie ein Säugling,
der das Licht

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