Ratgeber Parkinson
Buch schnell gefunden werden können.
Beim Lernbeispiel läuft es analog: Entweder steht genügend Zeit zur Verfügung, so dass der Patient alle „Regale“ seiner Gedächtnisspeicher selbst durchsuchen kann, oder aber er kann eine externe Hilfe zum Beispiel in Form des Anfangsbuchstabens nutzen. Normalerweise würde das Gehirn die „Regale“ ähnlich wie beim Fußbewegungsbeispiel mit einer selbstgenerierten Hilfe durchforsten (z. B. „Wann habe ich den Sachverhalt wo unter welchen Umständen gelernt?“ o. Ä.), doch genau das funktioniert auf Grund der geschädigten neuronalen Funktionsschleifen nicht mehr so gut.
Dieses Prinzip parkinsonbedingter Minderleistungen lässt sich auf alle geistigen Funktionen anwenden. Insbesondere finden sich Probleme in den skizzierten Gedächtnisprozessen und in komplexeren Aufmerksamkeitsprozessen. Ähnlich wie beim Gedächtnisbeispiel sollten sich die Betroffenen also
– genügend Zeit lassen,
– nur eine Aufgabe auf einmal erledigen und
– nicht zu schnell zwischen verschiedenen Aufgaben hin- und herschalten.
Nur dann können die genannten Such- und Regelbildungsprozesse adäquat ablaufen. Grundsätzlich gilt also: Was nach einer demenziellen Entwicklung aussieht, ist oft nur eine parkinsonspezifische Minderleistung, die sich im Prinzip gut kompensieren lässt.
3 Die Behandlung der Parkinson-Krankheit
Zur medizinischen Behandlung der Parkinson-Erkankung gibt es inzwischen eine Vielzahl von Ratgebern, so dass diese Behandlungsstrategien hier nicht im Detail aufgeführt werden müssen. Wichtig ist nur zu wissen, dass es unterschiedliche Behandlungsansätze gibt, die sich im Regelfall wechselseitig ergänzen:
– Medikamentöse Strategien,
– Operative Verfahren,
– Psychologische Behandlungen,
– Physiotherapie – Logopädie – Ergotherapie.
3.1 Medikamente
In allen Stadien der Erkrankung ist eine genaue medikamentöse Einstellung unverzichtbar. Die Pharmakotherapie kann nicht ersetzt werden. Gerade in den frühen Phasen der Erkrankung kann eine fast völlige Beschwerdefreiheit erreicht werden. Die Medikamente wirken, indem sie im Gehirn des Parkinsonkranken entweder den hauptsächlich ausgefallenen chemischen Botenstoff (das „Dopamin“) ersetzen, seinen Abbau verzögern oder das gestörte Gleichgewicht durch die Beeinflussung der anderen Botenstoffe des Gehirns neu einstellen. Leider haben die meisten Medikamente auch Nebenwirkungen, die wiederum durch andere Pharmaka kompensiert werden müssen.
Zu diesen Nebenwirkungen gehören je nach Präparat beziehungsweise Präparatekombination „vegetative Symptome“ wie zum Beispiel das vermehrte Schwitzen, Übelkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Magen-Darm-Störungen und erniedrigter Blutdruck, aber auch Veränderungen der sexuellen Funktionsfähigkeit (gelegentlich mit Steigerung des sexuellen Antriebes). Einige Präparate wirken sich ungünstig auf Gedächtnis- und die Aufmerksamkeit aus, andere können zu gelegentlicher Verwirrtheit, Überbeweglichkeit und halluzinationsähnlichen Wahrnehmungen führen. Auch Schlafstörungen treten gehäuft auf.
Leider können die Medikamente den neuronalen Abbau weder stoppen noch die bereits untergegangenen Nervenbahnen wieder herstellen. Trotzdem gibt es inzwischen vielversprechende Versuche zur „Neuroprotektion“, über die in der Zukunft vielleicht eine echte Verzögerung der Nervendegeneration ermöglicht werden kann. Bis dahin wird durch die Medikamente erreicht, dass die Kommunikation zwischen den einzelnen Nerven verbessert wird.
Die normalen Botenstoffe des Gehirns haben nämlich genau diese Funktion: Wie ein Gepäckwagen die in den Gepäckstücken enthaltenen Informationen von einem Bahnsteig zu einem anderen Gleis transportieren hilft, so ermöglichen die chemischen Botenstoffe (z. B. Neurotransmitter wie das Dopamin), die im Nervensystem weiter geleitete elektrische Information von einem Nerven auf den anderen zu übertragen. Das ist notwendig, weil die Nervenbahnen nicht direkt miteinander verwachsen, sondern durch einen kleinen Spalt unterbrochen sind. In diesem Spalt transportieren die natürlichen Botenstoffe die Information – und beim Parkinson übernehmen die Medikamente genau diese Funktion. In Tabelle 1 findet sich eine Übersicht über die gängigsten Medikamente und ihre Wirkungen.
Tabelle 1: Die wichtigsten Parkinsonmedikamente
Wirkstoffklasse
Handelsnamen (Deutschland)
Wirkung
L-Dopa &
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