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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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mal auf das eine oder andere Problem angesprochen worden?
Fühlen Sie sich durch diese Probleme in Ihren Alltagsabläufen zunehmend eingeschränkt ( unabhängig von den spezifischen Parkinsonsymptomen, der Medikation oder der Stimmung)?
War Ihr alltägliches Funktionsniveau bezüglich der in den Übungen angesprochenen Leistungsbereiche früher deutlich besser (wiederum unabhängig von den parkinsonspezifischen Beeinträchtigungen)?
    Bei allen Testbefunden, und in ganz besonderem Maße natürlich bei jeder Form von Selbsttestung oder -beobachtung, ist jedoch zu bedenken, dass ungewohnte Leistungseinbrüche immer auch durch die Wirkung der Medikamente entstehen können. Zudem gehört es zu den Besonderheiten der Parkinson-Erkrankung, dass
    –   Zeitdruck,
    –   unklare Aufgabenstellungen,
    –   ein schneller Wechsel zwischen verschiedenen Aufgabentypen
    –   jede Form von Leistungsangst und „Druck“
    zu erheblichen Einbußen führen können. Diese ähneln nicht selten einer frühen oder mittelgradigen Demenz. Deshalb sollten keinesfalls Selbstdiagnosen gestellt, sondern bei Beunruhigung und Zweifel stets fachkundiger Rat eingeholt werden. In aller Regel werden die Ängste zerstreut und die beunruhigenden Beobachtungen auf andere als die befürchteten Ursachen zurückgeführt werden können.
    Trotzdem finden sich bei Parkinson-Patienten auch mentale („kognitive“) Leistungsausfälle. So kommt es sogar in praktisch allen geistigen Bereichen zu – allerdings sehr speziellen – Minderleistungen. Diese treten immer dann auf, wenn die für die Lösung einer Aufgabe erforderlichen Regeln internal, also vom Nervensystem selbst, generiert, werden müssen. Zum besseren Verständnis hilft vielleicht ein Blick auf die Motorik:
    Wenn wir gehen, müssen nicht nur die Füße abwechselnd nach vorn gesetzt werden, sondern es ist auch ein kompliziertes Zusammenspiel zahlreicher Beinmuskeln und der Bein-/Fußgelenke erforderlich, damit die Füße zweckgemäß nacheinander und fließend abgerollt werden können. Das geschieht beim Gesunden völlig automatisch, denn für Koordination und Ausführung der Bewegungsmuster sorgen bestimmte Funktionsschleifen unseres Nervensystems. Beim Parkinson jedoch sind unter anderem die für diese Regelbildung erforderlichen neuronalen Rückmeldeschleifen von den Abbauerscheinungen betroffen. Deshalb hat der Parkinson-Patient Probleme zum Beispiel mit dem Gehen (z.B. dem „kleinschrittigen Gang“).
    Die Ursache liegt also in einer „internalen“ Funktionsstörung der neuronalen Regelbildung begründet, über welche normalerweise die automatischen Abläufe durchgeführt werden. Wird jetzt allerdings ein externaler, beispielsweise akustischer (z. B. Marschmusik) oder optischer Hinweisreiz gegeben (z. B. Zebrastreifen, der waagerechte Steg an bestimmten Spazierstöcken), dann können die Fußbewegungen wieder weitgehend flüssig vollzogen werden. Es ist also das akustische oder optische Hilfsmittel, welches die Information von außen zuführt, die von innen, vom Nervensystem selbst nicht mehr generiert werden kann.
    Bei geistigen Leistungen ist es ebenso: Fragt man einen Parkinson-Patienten (des etwas fortgeschrittenen Stadiums) nach kurz zuvor gelernten oder erfahrenen Sachverhalten, dann kann die entsprechende Antwort oft nicht gegeben werden und der Betroffene befürchtet nicht selten den Beginn einer Demenz. Lässt man ihm dagegen etwas Zeit, oder bietet man beispielsweise den ersten Buchstaben als Hilfe an, dann bereitet die richtige Antwort in der Regel keine größere Mühe. Liegt zwischen dem Lernen und dem Abruf also etwas Zeit, dann verbessert sich die Leistung beim Parkinson-Patienten – während es sich bei der Demenz genau umgekehrt verhält. Wie ist das zu erklären?
    Parkinson-Patienten können den in Frage stehenden Sachverhalt sowohl lernen, als auch behalten und wieder abrufen. Nur die Bedingungen, unter denen dieses zu geschehen hat, sind gegenüber Nicht-Erkrankten eingeschränkt. So fällt es dem Patienten schwer, die Gedächtnisspeicher selbstständig nach dem richtigen Begriff zu durchforsten. Das ist etwa so, als würde man ein Buch in einer großen Landesbibliothek ganz ohne Register finden wollen. Man würde – wenn man es denn überhaupt fände – sehr viel Zeit benötigen. Deshalb auch ist Zeitdruck für Parkinson-Patienten so verheerend. Stellt man allerdings eine Suchhilfe zur Verfügung, im Beispiel durch eine Kartei mit Standortnummer, dann wird das
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