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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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gewaltigen Kiefer öffneten, waren nicht annähernd so kräftig. Ihr Maul zuzudrücken und mit dem Seil zuzubinden erforderte daher keinen allzu großen Kraftaufwand, sondern gutes Zusammenspiel, Geschicklichkeit und stählerne Nerven.
    Augenblicke später waren die Krokodile geknebelt und zappelten, warfen den Kopf hin und her und versuchten, mit den Krallen die Seile zu durchtrennen. Die Männer beeilten sich, zum Riff zurückzukehren, um dann in der ursprünglichen Formation rasch die Lagune zu verlassen, da sie fürchteten, die durch die nunmehr hilflosen Krokodile verursachte Unruhe könnte noch viel schlimmere Kreaturen anziehen.
    Sie gingen den ganzen Morgen weiter, manchmal durch das Wasser, dann wieder auf schmalen Streifen Land, die völlig vollgesogen waren und sich anfühlten, als würde man auf einem Schwamm gehen. Der Nebel löste sich auf, als die Sonne höher stieg, aber die Luft blieb stickig. Insekten, einige davon größer als Greifvögel, schossen übers Wasser oder suchten langsam die Oberfläche ab. Einmal begab sich eine riesige wespenähnliche Kreatur dicht über die Wasseroberfläche und flog mit einem großen Aal davon, der sich in der Umklammerung wand und nach dem Tier zu schnappen versuchte.
    Andris hatte nicht erwartet, daß es im Sumpf von Kilmaruu so laut sein würde. Die Vögel in den Baumkronen über ihnen sangen, kreischten und lachten. Gelegentlich war das Fauchen einer jagenden Katze zu hören. Grunzlaute deuteten auf große Wildschweine hin, die durch den Dschungel zogen und schneller und tödlicher als ein Wolf waren. Insekten, die irgendwo im Farn saßen, zirpten, während andere um seinen Kopf surrten. Riesenfrösche quakten, Krokodile brüllten und Monster, deren Laute Andris noch nie gehört hatten, stimmten in die Kakophonie ein.
    Trotz des Lärms sprachen die Männer kein Wort. Sie gingen schweigend weiter und nahmen jedes Rascheln und jeden Ruf des Dschungels wahr. Viele von ihnen hatten die Hand an der Waffe liegen. Ihre Gesichter wurden zunehmend erschöpfter und angespannter, die Muskeln waren gespannt und bereit wie ein Bogen.
    Und doch bemerkten sie die Riesenlibelle erst, als sie sich mit der Schnelligkeit eines zuschlagenden Falken auf sie stürzte. Mit Widerhaken versehene, klebrige Beißzangen bohrten sich tief in die Schultern Salvidios, des Kleinsten aus der Gruppe. Zwei Paare schillernder blauer Flügel schlugen wild, als die Kreatur versuchte, die Richtung zu ändern. Das Ried entlang des Uferstreifens bog sich unter dem heftigen Luftwirbel, dann wurde der kleine Mann so schnell aus dem Wasser gezerrt, daß er weder Zeit hatte, nach einer Waffe zu greifen, noch einen Fluch auszustoßen. Die Libelle flog mit ihrer Beute in Richtung des dunklen, tiefen Wassers im Westen davon.
    Einen Moment lang ließ die unglaubliche Größe und Schnelligkeit der Tiers Andris völlig reglos stehen, dann riß er sich zusammen und wandte sich Danthus zu, ebenfalls ein Jordain und der beste Bogenschütze unter ihnen. »Nimm einen Pfeil mit Seil, schnell!«
    Danthus nahm rasch seinen Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil auf. Er zielte auf die Libelle und ließ die Sehne los. Das Geschoß stieg in die Höhe und zog das Seil hinter sich her. Fünf Männer gesellten sich zu dem Schützen, wickelten das Seil so, daß sie es mit beiden Händen gut packen konnten, und stellten sich breitbeinig hin, um für den kommenden heftigen Ruck gewappnet zu sein.
    Der Bogenschütze hatte perfekt gezielt, denn der Pfeil zerriß die zarten Flügel und bohrte sich tief in den Leib des Insekts. Die Libelle stieß einen entsetzlichen Schrei aus, der abrupt endete, als das Seil seine volle Länge erreicht hatte und das Tier in der Luft zurückgerissen wurde.
    Das Rieseninsekt stürzte ab, lockerte aber nicht den Griff, in dem es Salvidio hatte. Gemeinsam fielen sie ins Wasser, während die Flügel der Libelle unablässig schlugen.
    Zu sechst packten die Männer das Seil und griffen Hand über Hand, während sie das zappelnde Insekt in flacheres Wasser zurückzogen. Dessen Bewegungen wurden allmählich langsamer, und als es zusammen mit seiner Beute unterging, beruhigte sich die Wasseroberfläche wieder. Andris watete so weit ins Wasser, wie er es für vertretbar hielt, dann zog er seinen Dolch und wartete.
    Plötzlich schoß ein runder, pelziger Kopf aus dem Wasser, und Andris sah dem Insekt direkt in die Augen. Jedes von ihnen war eine große Kugel, die sich aus Tausenden kleiner Augen

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