Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
Vom Netzwerk:
Kilmaruu kommen mochte.
    Quon Lee kehrte zurück. Er erhob sich aus dem Wasser, bemerkte Andris’ Blick und nickte ihm einmal finster zu. Die Lippen des Mannes waren blau, und unter dem braunen Farbton seines Gesichts sah Andris kränkliche Blässe. Selbst im Wasser und ohne die Wolke berührt zu haben hatte die geisterhafte Präsenz ihm einen eisigen Schauder beschert.
    Andris bedeutete den Männern, sich von dem Nebel zu entfernen. Sie bewegten sich vorsichtig über ein schmales Stück zwischen zwei Riedfeldern und erreichten eine Lagune, die im Schatten krummer, moos- und rankenüberwucherter Bäume lag.
    Andris betrachtete das Ufer und hielt Ausschau nach dem besten Weg durch das dichte und schier undurchdringliche Unterholz. Während er sich umsah, tauchte ein Würger auf, der ein wenig unbeholfen flog, da seine Krallen eine schwere Last umklammert hielten – einen länglichen, schlaffen Leib, bei dem es sich wohl um ein Wiesel handelte. Der Würger ließ seine Beute ins Unterholz fallen, wo sie sich mit ihrem eigenen Gewicht auf einen Dorn spießte, der länger war als Andris’ Daumen.
    Er begutachtete das Unterholz aufmerksamer und erkannte, daß der Würger in den Büschen am Rand der Lagune mehrere Mahlzeiten auf die gleiche Weise verteilt hatte. Das Ergebnis hatte unangenehme Ähnlichkeit mit einer Miniatur-Metzgerei. Andris entschied sich sofort dagegen, einen Weg an Land zu suchen. Dschungelwürger wählten für ihre Vorräte nur die sichersten Plätze aus, zu denen man nicht einfach vordringen konnte. Es war besser, sich weiter durchs Wasser vorwärts zu bewegen, anstatt nach einem Weg zwischen diesen Dornen hindurch zu suchen.
    Noch während sich dieser Gedanke formte, verschwand plötzlich einer der Späher unter Wasser. Andris bückte sich und streckte beide Arme ins dunkle Wasser, bis er ein Haarbüschel zu fassen bekam. Er zog den Mann hoch, der unversehrt war und verärgert wirkte. Der Späher bedeutete ihm mit Gesten, daß er sich auf einem plötzlich steil abfallenden Riff befunden hatte. Sie bewegten sich so nah am Ufer, wie sie es wagen konnten, und hielten sich in dessen Nähe, während sie bei jedem Schritt mit den Füßen nach weiteren Riffen tasteten.
    »Riff«, flüsterte Andris und überlegte, was er über solche Formationen wußte. Riffe aus unter Wasser gelegenen Felsen oder Wurzeln waren ein idealer Platz für Vorratslager. Einige See-Ungeheuer waren dafür bekannt, daß sie ihre Beute ins Wasser zerrten, ertränkten und dann unter Riffen einklemmten, bis sie weich und faulig war. Andris folgerte mit Unbehagen, daß das Vorhandensein von Riffen kein gutes Omen war.
    Die Krokodile tauchten so plötzlich auf, daß Andris das unangenehme Gefühl hatte, sie mit einem Gedanken selbst heraufbeschworen zu haben. Gerade eben noch hatte die Lagune so ruhig wie ein Spiegel im aufsteigenden Nebel gelegen, und im nächsten Augenblick starrte ein Halbkreis aus Reptilienaugen die Männer kalt und gleichgültig an, über ein Dutzend lange Schnauzen waren in Richtung des Aromas von lebendem Fleisch ausgerichtet.
    Andris nickte Iago zu, seinem Stellvertreter. Der dünne Mann deutete rasch auf sechs der schnellsten Kämpfer, Andris wählte sieben weitere aus. Jeder der Männer nahm ein aufgewickeltes Seil vom Gürtel und prüfte die Schlaufe am einen Ende. Dann wählte jeder von ihnen wortlos einen Partner aus, und sie verteilten sich paarweise, um sich den herannahenden Krokodilen zu stellen.
    Die Kämpfer machten ihre Schlingen einsatzbereit, während der jeweilige Partner die Hände so verschränkte, als wolle er dem anderen aufs Pferd helfen. Als die Krokodile nahe genug waren, wirbelten die Männer die ausgesuchten Kämpfer so durch die Luft, daß sie sich über den Kreaturen befanden und im nächsten Moment auf deren Rücken landeten.
    Sofort wurde das Wasser aufs heftigste aufgewühlt. Einige Krokodile bäumten sich auf und schnappten in die Luft, dann schlugen sie hart auf der Wasseroberfläche auf. Die Männer, die auf ihnen ritten, machten sofort einen Satz nach vorn und warfen die Schlaufe ihres Seils so, daß sie sich um die Schnauze legte.
    Die Krokodile tauchten instinktiv und drehten sich wie wild, da sie versuchten, die Männer entweder abzuschütteln oder zu ertränken. Doch die Männer waren gut ausgebildet und kannten ihre Gegner. Sobald ein Krokodil zugeschnappt hatte, war es den vier stärksten Männern nicht möglich, ihr Maul wieder zu öffnen. Aber die Muskeln, die diese

Weitere Kostenlose Bücher